Ihr erinnert euch schwach, dass unser Motor nach dem Reparaturversuch noch immer schwarzes Kühlwasser spuckte, sobald wir die Drehzahl erhöhen. Wir hatten sehr begrenztes Vertrauen zu den Fähigkeiten des Mechanikers. Wie sich herausstellen sollte, nicht zu unrecht. Am Tag nach der Reparatur finden wir eine größere Menge Diesel unterm Motor. Wir machen also alles sauber, genau wie am Tag zuvor. Da hatten wir uns schon geärgert, dass er die Baustelle verlässt ohne aufzuräumen. Dann meldet er sich noch einmal, er hätte noch eine Idee, ob er noch mal vorbeikommen könne. Er kommt und schraubt die Düsen wieder ab. Es stellt sich heraus, dass er die Dichtungen nicht auf der Druckseite eingebaut hat. Genau genommen hatte er also keine Idee, sondern hat seinen Fehler ausgebügelt. Jetzt ist die Bilge wieder voll Diesel. Wir putzen den Motor systematisch und finden noch ein Leck, er hat die Rücklaufleitung nicht wieder richtig angeschraubt. Jetzt haben wir immerhin nur noch das ursprüngliche Problem und nicht zusätzlich noch eine Leckage in der Dieselleitung.
Wir entscheiden uns den Werfttermin abzuwarten. Auch wenn es schwer fällt. Vielleicht liegt es doch am Propeller. Nobbi steigt ins Hafenbecken und putzt wieder den Propeller. Wir filmen den Propeller um zu sehen, ob er richtig in Vorwärts- und Rückwärtsposition faltet. Wir können kein Problem ausmachen. Aber der Rumpf ist stark bewachsen und der Platz um den Propeller dadurch auch etwas begrenzt. Vielleicht gibt es einen Schaden, den wir so nicht erkennen können oder es liegt doch einfach am Bewuchs.
In der Werft stellen wir fest, dass der Propeller tiptop in Ordnung ist. Er wird poliert, abgeschmiert und beschichtet. Als wir mit sauberem Schiff zurück in die Marina fahren stellen wir sofort fest, dass das Problem nicht verschwunden ist. Kaum erhöhen wir die Drehzahl, ist das Kühlwasser voller schwarzer Partikel. Wir sind deprimiert.
Ich gehe ins Marina-Büro und bitte um einen Anruf bei einer Werkstatt, die wir uns bereits angesehen haben. Dort hatte man uns gesagt wir sollen uns melden sobald wir wieder im Wasser sind. Am gleichen Tag wird jemand kommen und sich das Problem ansehen, sagt uns die Marina-Mitarbeiterin. Wir warten also. Gehen abwechselnd duschen und einkaufen, wir können das Boot ja nicht alleine lassen. Als um vier noch niemand aufgetaucht ist geht Nobbi wieder ins Büro. Ein Anruf bei der Werkstatt ergibt, dass niemand mehr kommt und auch in den nächsten Tagen keine Zeit hat. Es wird jemand anders empfohlen, der auch keine Zeit hat, aber jemanden anderes empfiehlt… Das ist doof, wenn man nicht selbst telefoniert gehen alle Zwischentöne verloren und manchmal auch die Hälfte der Information. Nobbi schnappt den Namen Steeve auf und interveniert. Das ist doch der Mechaniker, der schon bei uns war. Nobbi besteht darauf, dass AME angerufen wird. Yoan von AME ist uns empfohlen worden. Und wir haben Glück, er will am nächsten Morgen um 0730h kommen.
Tatsächlich, am Samstagmorgen um sieben steht Yoan am Steg. Er hört sich unsere Geschichte an, lässt den Motor laufen, jagt die Drehzahl mal richtig hoch, fühlt, horcht und fragt. Dann holt er eine Art Stethoskop raus und kann sich so quasi die Zylinder einzeln anhören. Das Stethoskop bringt ihm den Spitznamen „Dr. Diesel“ ein. „Da stimmt was nicht mit der Kompression, aber ich denke es liegt am Auspuff“ ist sein Urteil. Er schüttelt den Kopf, dass sein Kollege da war, die Einspritzdüsen ausgebaut, aber keine Kompression gemessen hat, dass er den Dieselfilter nicht gewechselt hat, dass er den Ventildeckel hochgenommen hat, aber kein Ventilspiel gemessen hat.
Wir versuchen uns nicht zu ärgern, hatten wir doch Ostern versucht den Vorgänger dazu zu überreden den Abgaskrümmer abzunehmen, wir hatten ihn nicht runterbekommen. Jetzt sind wir froh, dass wir einen engagierten Profi an Bord haben, der fröhlich pfeift und sich nicht entmutigen lässt. Zwei der Bolzen sind völlig fest korrodiert. Über Kopf, mit allerlei Spezialwerkzeug, ganz viel Kraft und noch mehr Knowhow braucht er über zwei Stunden um Krümmer und Motor zu trennen. Der Krümmer ist dicht. Nur noch ein kleines Loch lässt die Abgase entweichen. Wenn man mehr Gas gibt, kommen die Gase nicht mehr aus dem Motor und drücken zurück, deshalb hört der Profi es dann Zylinder für Zylinder nach innen drücken.
Nachmittags kommt er mit einem frisch in Volvo-grün lackierten Ersatzteil wieder. Unser Krümmer war nicht nur dicht, sondern auch korrodiert. Der neue ist flott eingebaut, der Motor springt sofort an und schnurrt. Weit über 3000 Umdrehungen und keine schwarzen Schwaden in Sicht. An Bord von Marisol hört man Steine vom Herz des Skippers in die Bilge fallen.
Montagmorgen kommt Yoan wieder und stellt das Ventilspiel ein. Außerdem besorgt er uns noch einen neuen Dieselfilter, den er auch noch selbst vorbeibringt, als er hört, dass wir kein Auto haben. Montag (der 8. Mai) war übrigens ein Feiertag! Und das Einstellen der Ventile berechnet er nicht mal.
Wir können Yoan uneingeschränkt empfehlen: er weiß was er tut, er hat uns alles toll erklärt, er ist engagiert und sehr gewissenhaft, und ist ein sehr sympathischer Typ. (L’AME Yoan Fleurot 74.09.98).


