Rettungsmanöver und Leuchtturmwanderung

Nachdem wir so lange wegen unseres Motorproblems nicht rausfahren konnten, haben wir es jetzt, da die Maschine wieder einsatzbereit ist, eilig die Marina zu verlassen.
Dienstagmorgen kaufen wir ein und laufen dann aus. Praktischerweise haben wir Westwind und entscheiden uns deshalb nach Osten zu segeln. Südlich von Nouméa hören wir plötzlich im Funkgerät „Marisol, Marisol, Marisol“. Das sind ja wir! Nobbi meldet sich und wird informiert, dass vor uns irgendetwas treibt. Wir verstehen, dass wir uns freihalten sollen und nehmen eine großzügige Kursänderung vor. Vielleicht eine Übung? Gerade ist ein Flugzeug dicht über uns geflogen. Nach einiger Zeit werden wir wieder gerufen. Das Objekt liegt jetzt 45 Grad von uns. Nobbi fragt nach und erfährt, dass wir dort hinfahren sollen. Wir stellen fest, dass es sich um ein Stand-up-Paddleboard handelt, bergen die Segel und fischen es aus dem Wasser. Nobbi funkt die Küstenwache an und berichtet. Ist eine Leine an dem Bord? Ist es alt oder neu? Ist es bewachsen? Wie ist der Zustand? Dann werden wir für unser Manöver und unsere Mitarbeit gelobt und dürfen weitersegeln. Wir sollen uns wieder melden wenn wir wieder in Nouméa sind.
Wir segeln bis in den Canal Woodin und gehen im Norden der Insel Ouen vor Anker. Nachts läuft der Schwell in die Bucht und schüttelt uns durch. Am nächsten Tag hat der Wind auf Süd gedreht und wir segeln nach dem Frühstück in die Anse Majic und legen uns dort an eine Boje. Wir wollen noch einmal zum Leuchtturm laufen, wir waren im September bereits einmal dort. Leider ist das SUP ziemlich platt, ich wäre gerne mit dem Ding an den Strand gepaddelt. Wir falten also unser Bananaboot auseinander und rudern ans rote Ufer. Die kleine Wanderung macht uns wieder Spaß und der Blick über die Lagune ist toll. Irgendwann reißen wir uns los, es wird jetzt früh dunkel, wir müssen zurück zum Boot. Wir verzurren die Banane wieder am Seezaun und spülen das Deck. Diese rote Erde färbt unglaublich, wie werden einige permanente Flecken als Andenken mitnehmen.
Leider soll das Wetter sich deutlich verschlechtern, wir segeln mit einem frischen Südostwind zurück nach Nouméa. Kaum sind wir in Sichtweite der Stadt meldet sich das Funkgerät. Die „Maritime Police“ will wissen wo wir hinfahren und das Paddleboard abholen. Das scheint wichtig zu sein. Ob es ein Beweisstück ist? Liegt gar ein Verbrechen vor? Vielleicht war es ganz gut, dass wir damit nicht durch die Gegend gepaddelt sind. Wir stellen uns vor was passiert sein könnte: ein Hai hat den Menschen vom Bord gefuttert oder es gab einen Mord und der Mörder ist auf dem Brett geflohen. Kriminalgeschichten haben eine gewisse Tradition auf Marisol seit wir uns in Langör eine Geschichte um einen Mord im Kapitänshaus ausgedacht haben. Das macht aber nur Spaß, solange man ganz sicher ist, dass es Fiktion ist.
Kaum sind wir wieder im Hafen holt ein Mann das Board ab. Ich frage ihn, ob er weiß wem es gehört und mache ihn auf den Bootsnamen aufmerksam, der drauf steht. Und erzähle ihm, dass ein Boot mit diesem Namen ein paar Stege entfernt in der Marina liegt. Wir hatten das bereits über Funk durchgegeben, aber die Information ist wohl untergegangen. Im Marina-Büro findet sich die Telefonnummer der Bootsbesitzer, die sind froh, dass sie ihr Spielzeug zurückbekommen und können bestätigen, dass niemand mit dem Ding verloren gegangen ist. Manchmal ist es schön, wenn Geschichten ein völlig unspektakuläres Ende nehmen.
Es war schön unterwegs zu sein, wir sind bereit für die Weiterreise. Die Testfahrt hat sich gelohnt, ich habe die neue Leine des Travellers falsch herum angeschlagen. Gut, dass wir das jetzt gemerkt haben und nicht erst auf See. Das ist keine große Sache. Leider habe ich ihn angenäht, das heißt ich muss ihn erst wieder abschneiden. Es gibt immer etwas zu tun.