Werfttage

Am Dienstag ging es in die Werft. Einmal diagonal durchs große Hafenbecken, keine Meile entfernt. Pünktlich um zehn hängen wir in den Gurten des Travel-Lifts. Der Moment des Kranens ist immer spannend, dass Maris Bauch bewachsen ist, wissen wir. In den letzten Wochen und Monaten haben wir das Unterwasserschiff immer wieder schnorchelnd geputzt, wir sind also über die starke Besiedelung mit Kalkröhrenwürmern nicht erstaunt. Zusätzlich wächst irgendwas, das an lange Haare erinnert auf Maris Bauch. Das kannten wir noch nicht.
Wir kratzen den Bewuchs ab und dann reinige ich das Schiff mit dem Hochdruckreiniger, während Nobbi den Propeller mit der Bohrmaschine poliert und ihn abschmiert. Wir haben einen Drehflügelpropeller, der geschmiert werden muss. Die Kalkröhren lassen sich gut abkratzen, problematisch sind die Seepocken, ihre Kalkbasis bleibt auf dem Rumpf. Wir haben tausende dieser Pockenfüße überall auf dem Rumpf verteilt. Zum Glück können wir den Rumpf immer wieder nass machen, dadurch staubt es nicht.
Wir wollen vorankommen und machen keine Pause. Als es um sechs dunkel wird, sind wir völlig fertig. Der Weg zu den Toiletten erscheint unendlich weit und wir sind zu müde zum Lesen oder Fernsehen.

Mari taucht auf.
Lange Haare. Das hatten wir noch nie.
Ein Rumpf – ein Lebensraum.
Ein Teil der Ernte.

Mittwoch haben wir ein straffes Programm. An der Kielsohle sind einige kleine Roststellen, die wir mit der Drahtbürste auf der Bohrmaschine blank schleifen, dann sofort mit Rostumwandler behandeln und schließlich mit Metallschutzfarbe überstreichen. Der Propeller bekommt eine Beschichtung mit PropOne, damit er möglichst lange frei von Bewuchs bleibt. Am Skeg des Ruders gibt es eine kleine Macke: schleifen, spachteln, schleifen, spachteln, schleifen. Das gute Wetter hilft sehr, alles trocknet ganz schnell.
Und dann sind da ja noch lauter Seepockenfüße. Ich kratze und kratze. Reste des altes Antifoulings und übrig gebliebenen Kalk der Würmer schleifen wir nass mit 120er Schleifpapier ab. Wie gut, dass hier neben jedem Platz ein Wasserhahn ist. Das Nassschleifen ist eine Sauerei, aber da es nicht staubt ganz angenehm. Außerdem kann man sich selbst immer mit abwaschen und abkühlen.
Nachmittags tragen wir noch die Grundierung auf. Mari sieht ganz hübsch aus mit silbernem Bauch. Einen kleinen Schreck bekommen wir, als sich die erste Farbrolle beim Malen auflöst, die nächste Rolle zerlegt sich auch. Nobbi sprintet zum Farbenladen, doch die Rollen werden erst wieder in zwei Monaten geliefert. Glücklicherweise finden wir im Farbschapp noch Rollen, die geeignet sind. Es geht doch nichts über eine gut sortierte Langfahrtyacht.
Heute haben wir viel geschafft und sind zwar müde, aber nicht so erschlagen wie am Abend zuvor. Und wir sind stolz auf uns. Die harte Arbeit hat sich gelohnt, wir liegen im Zeitplan. Wir träumen von einem entspannten Abend, doch dieser ist uns nicht vergönnt. Das Boot gegenüber wird gesandstrahlt. Es hat bereits nachmittags begonnen und ist so laut, dass wir uns anschreien müssen, um uns zu verständigen. Erst hoffen wir noch, dass sie irgendwann aufhören, leider tun sie das nicht. Gegen halb zehn machen sie eine Pause, wir gehen ins Bett. Um halb elf geht es weiter, bis halb eins nachts. Selbst mit geschlossener Luke ist es sehr laut, es ist unmöglich sich zu entspannen oder gar einzuschlafen. Um Viertel vor sechs lassen sie ihre Höllenmaschine wieder an, dann machen sie noch mal eine Pause, aber wir sind nun wach. Völlig gerädert starten wir in den neuen Tag, noch müder sind die beiden, die die halbe Nacht gearbeitet haben. Sie sehen furchtbar aus.

Kratzen, Schleifen, Waschen.
Silber ist auch schick!

Donnerstag hat Nobbi Geburtstag, doch die Feierlichkeiten sind sehr übersichtlich. Wir müssen heute nur noch Antifouling malen. Wir beginnen ein bisschen den Rumpf über der Wasserlinie zu putzen und entscheiden dann, dass wir das auch noch im Wasser machen können. Wir sind müde.
Das Antifouling malen geht zu zweit recht flott. Wenn uns nur die Arme nicht so wehtun würden. Die ganze Zeit wird übrigens gesandstrahlt, wir schreien uns also wieder an. Während des Mittagessens geht ein kleiner Schauer nieder und wir sind froh, dass Mari schon eine Schicht Antifouling bekommen hat. An dem kleinen Snack auf dem Werftgelände haben wir einen Sitzplatz unter einem Sonnensegel gefunden, das den Regen abhält. Das Essen ist super. Es wird in einem gebackenen Korb aus Brotteig serviert und ist liebevoll dekoriert. Mit einer Blüte aus einer Chili, Frühlingszwiebelringen und rosa Pfeffer. Zum Nachtisch gibt es Maracuja-Törtchen und Kaffee. Wenigstens ein kleines bisschen Geburtstagsgefühl.
Nachmittags bekommen Ruder, Vorderkante vom Kiel und Wasserpass eine zweite Schicht Antifouling. Dann räumen wir auf. Diese Ruhe abends, unglaublich erholsam. Wir sitzen hoch oben im Cockpit beim Sundowner und genießen den Blick auf Nouméa.

Fertig!

Freitagmorgen wird Mari vom Travel-Lift angehoben, damit wir die Stellen mit Antifouling malen können, an denen vorher die Stützen standen. Kurz warten, dass sie Farbe trocknet, dann geht es wieder ins Wasser. Genau 3 Tage nach dem wir aus dem Wasser gehoben wurden schwimmen wir wieder. Das wäre alles super gewesen, hätte es nicht den ganzen Morgen gegossen. Wir sind also ziemlich nass, als wir wieder in der Marina ankommen.

Nobbi malt im strömenden Regen. Ob die Farbe hält?

Insgesamt hat es gut geklappt, war aber unglaublich anstrengend. Das nächste Mal brauchen wir etwas mehr Zeit, weniger Seepocken oder Hilfe. Und weniger Lärm! Abgesehen vom letzten Morgen war das Wetter auf unserer Seite, in der Woche zuvor hat es sehr viel geregnet, wir aber hatten fantastisches Wetter.
Die Sodemo-Werft hat uns gefallen, alles lief sehr professionell und gut gelaunt ab. Die Stellplätze sind großzügig und haben einen Wasser- und Stromanschluss. Alle Boote können jederzeit ausgeparkt werden. Die Toiletten/ Dusche sind grenzwertig. Wir haben uns für eine Dusche unterm Wasserschlauch neben dem Boot entschieden. Es gibt hier keine merkwürdigen Vorschriften, selbst arbeiten und an Bord schlafen ist erlaubt. Die Leute, sowohl Mitarbeiter, als auch Kunden sind nett, die Stimmung ist angenehm. Und auch preislich war der Landausflug absolut im Rahmen.

Die Werft ist weniger auf Langfahrer eingestellt, als auf Einheimische. Man muss selbst für eine Leiter sorgen um an Bord zu kommen und seinen Hochdruckreiniger mitbringen. Hier kommt Carl vom Farbenladen ins Spiel. Bei ihm kann man beides mieten, Kunden bekommen es kostenlos ausgeliehen. Er ist ein netter Typ, der uns gut beraten hat und sich kümmert.
Wir sind in den Genuss eines ganz besonderen Services gekommen. Bert und Jacqueline haben uns jeden Tag besucht, mitgefiebert und uns mit Kaffee, Kuchen und frischem Baguette versorgt. Das war toll!