Französisch Guyana

Stand 30. Oktober 2018

Vom 19. August bis 5. Oktober 2018 haben wir 6 Wochen in Französisch Guyana verbracht. Unsere Marisol ist 35 Fuss lang und hat fast 2m Tiefgang.

Wir sind von Brasilien (Jacaré) nach Französisch Guyana gesegelt. Zunächst lagen wir drei Tage an den Iles du Salut und haben dann die letzten zehn Meilen nach Kourou zurückgelegt. Nach über zwei Wochen haben wir dann wieder einen zwei-tägigen Abstecher zu den Inseln gemacht, bevor wir nach insgesamt fast vier Wochen Kourou verlassen haben und zum Maroni gesegelt sind. Wieder haben wir einen Stopp auf den Iles du Salut eingelegt. Im Maroni haben wir zunächst eine Woche in den Criques verbracht, bevor wir nach Saint Laurent weitergefahren sind. Nach einer weiteren Woche haben wir Franz. Guyana verlassen und sind nach Suriname gesegelt.

Allgemein
Franz. Guyana ist nicht besonders aufregend, im Gegenteil, es ist sehr ruhig, manchmal langweilig oder gar ausgestorben. Die Attraktion ist eher, was es hier nicht gibt. Menschen. Viel Ruhe, viel Natur. Französisch Guyana ist ein Departement Frankreichs. Das merkt man ganz besonders im Supermarkt. Hier gibt es alles was man vermisst hat (je nach dem wo man herkommt). Camembert, Salami, Baguette, Rotwein (zu überraschend kleinem Preis), Creme fraiche, Entenbrust…
Für uns gibt es in Franz Guyana drei große Highlights die Iles du Salut, die Criques am Maroni und das Space Center in Kourou.
Mosquitonetze sind hier sehr sinnvoll. In Kourou gibt es gelegentlich Mücken, in Saint Laurent und auf den Iles du Salut gibt es erfreulich wenige Plagegeister. In den Criques kommen die Biester pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit und sind sehr hungrig. Rechtzeitiges Aufspannen des Moskitonetzes überm Cockpit und abrennen von Coils hilft den Sundowner zu genießen.

Revierführer und Karten
1. A Cruising Guide to French Guiana, Suriname and Guyana, Martin Dixon-Tyrer, 2016, RCC Pilotage Foundation
2. Cruising Guide to French Guiana, James Collier and Fiona Knights, Version 1.2, November 2017

Seekarte Fugawi (für PC) mit Navionics-Karten

Wilde Küste, John Gimlette – Eine Reiseerzählung, gibt einen guten Überblick über die Geschichte der drei Guyanas

Formalitäten
Als EU-Bürger muss man sich lediglich beim Zoll melden. Manche Länder (in die man anschließend reist) würden gerne einen gestempelten Pass sehen, auf Wunsch stempelt die Polizei die Pässe. EU-Bürger dürfen 6 Monate mit ihrem Schiff bleiben.

Einreise in Kourou
Der Zoll ist in Pariacabo, das ist quasi das Industriegebiet von Kourou und liegt 1,5 Meilen flussaufwärts. Wir sind mit dem Dingi zum Zollsteg (letzter vor der Brücke) gefahren und dann gelaufen (ca. 10 min). Um zum Zollgebäude zu gelangen muss man um das abgesperrte Hafengelände herum laufen. Das Schild, das anzeigt, dass man den Zoll „Douane“ gefunden hat ist sehr zurückhaltend ausgefallen.
Alternativ kann man auch von Kourou laufen, das sind etwa 45 min Fußweg.

Formalitäten in Saint Laurent
Die Marina nimmt die Zollformalitäten in die Hand und fährt einen auch zur Polizei am Fährterminal, dort erhält man den Ausreisestempel.

Wer von Saint Laurent nach Suriname segelt, kann sich die Tourist Card für Suriname schon in Saint Laurent besorgen. Das Surinamische Konsulat ist zu Fuß gut zu erreichen, die Tourist Card kann man dort mit der Karte bezahlen, das Ganze dauert keine fünf Minuten.

Iles du SalutFG Ile Joseph Mari vor der Ile Royale

Die kleine Inselgruppe mit ihren drei Inseln und ihrer schrecklichen Vergangenheit, bietet den einzigen Ankerplatz vor der Küste der Guyanas. Man ankert entweder vor der Ile Royale, möglichst im Schutz des Kaimauer, oder vor der Ile Joseph. Bei Nord-Ost-Wind liegt man vergleichsweise ruhig, dreht der Wind auf Südwest wird der Platz ungemütlich. Die Moorings werden tagsüber von den Ausflugsschiffen benutzt.
Diesen Ankerplatz kann man unabhängig von der Tide und auch nachts anlaufen, deshalb eignet er sich auch sehr schön als erster Stopp nach einer längeren Überfahrt.

Auf Ile Royale, der Hauptinsel der ehemaligen Gefängnisinseln, sind die früheren Wärterhäuser, einige Zellen, das Haus des Direktors, der Kinderfriedhof, das Lazarett und die Kirche teilweise renoviert, teilweise als Ruine erhalten. Auf der Insel kann man sehr schön im Schatten spazieren gehen, es gibt viele Tiere, wie Affen, Papageien und Agutis.
Es gibt ein Hotel mit Restaurant. Sonst gibt es keine weiteren Versorgungsmöglichkeiten, keinen Kiosk, keinen Laden o.ä.

Auf Ile Joseph ist die Fremdenlegion stationiert. Die Ruinen der Gefängnisse sind bedrückend und schön. Hier findet man auch den Friedhof. Als wir auf der Insel waren, war der kleine Schwimmponton gerade zur Überholung demontiert und das Anlanden war daher recht sportlich.

Wir lagen drei Tage vor der Ile Royale bevor wir nach Kourou gefahren sind und dort einklariert haben. Es wird geduldet wenn man dort ankert obwohl man noch nicht eingereist ist. Wir hatten die Q-Flagge gesetzt. Das Polizeischiff lag 50m neben uns.

KourouKourou Raketenstart 2

Uns wurde von Kourou abgeraten, wir sind trotzdem hingefahren und waren dort so zufrieden, dass wir insgesamt fast vier Wochen geblieben sind. Von Kourou zu den Iles du Salut sind es nur 10 Meilen, so dass man dort schnell den Ankerplatz wechseln kann.

Die Einfahrt ist ganz schön flach und neigt zum Versanden. Wir sind einmal etwas später losgefahren als geplant und es war sehr knapp (deutlich flacher als 2,5m). Wer wie wir 2m Tiefgang hat sollte halbe Tide anpeilen.

Einen Ankerplatz findet man flussaufwärts von der Marina. Der Ankerplatz ist gut geschützt, wir hatten keine Probleme mit dem Ankergrund. Bei Wind-gegen-Strom waren die Dinghi-Fahrten manchmal etwas nass, eine unangenehme Welle kann entstehen. Uns haben die vielen Vögel am Ankerplatz gefallen, rote Ibisse, viele verschiedene Reiher und abends die vielen Papageien. Häufig hört man Brüllaffen.
Unser Dinghi durften wir bei der Marina am Steg (gleichzeitig Anleger der Ausflugsschiffe) lassen und dort auch Wasser holen. Im September 2018 gab es Pläne das Tor eventuell abzuschließen, dann müsste man das Dinghi am Fischersteg lassen.

In näherer Umgebung gibt es alles, was man für das tägliche Leben braucht. Direkt am Hafen sind der Fischmarkt (jeden Tag bis 12h außer sonntags) und eine Bäckerei (Wifi!). In der Hauptstraße von Bourg (diesem Stadtteil) gibt es mehrere kleine Supermärkte und den Gemüsemarkt (theoretisch Mittwoch und Samstag, als wir dort waren fand er Freitag und Samstagmorgen statt), sowie einige Restaurants (Chinesen, Pizza, ein etwas teureres Do-So geöffnet). Ein Waschsalon (Laverie Kourou) und Leader Price (Supermarkt) sind etwa 2,5 km entfernt, dort ist auch die Post und die Bar des Sports (sehr schnelles Wifi). Zum Super U sind es 4 km.

In Pariacabo, dort wo auch der Zoll ist, gibt es einen Laden für Bootszubehör, einen Honda(AB)-Verkäufer und auch die meisten Autovermieter sitzen hier.
Direkt hinter der Brücke ist das Marina Restaurant. Ein nettes Restaurant mit einem Steg, an dem man sehr gut mit dem Dinghi anlegen kann. Auf Grund der langen Dinghi-Fahrt (und starker Strömung) empfiehlt sich ein Besuch bei Tageslicht oder abends mit dem Mietwagen auf dem Landweg.

Sehenswertes:
Besuch des Space Centers. Unter der Woche gibt es Touren über den Weltraumbahnhof. Für diese Touren muss man sich anmelden, sie sind kostenlos. Obwohl wir an einer Französischen Tour teilgenommen haben (und nur die Hälfte verstanden haben) hat es uns gefallen. Infos unter: arianespace.com. Wer Glück hat kann auch einen Raketenstart sehen.
Wir haben unser Dinghi am Zollsteg liegen lassen (und natürlich freundlich um Erlaubnis gefragt) und sind von dort gelaufen (3,5 km).

Am „Montagne de Singe“ gibt es einen tollen Wanderweg, dessen Ausgangspunkt wohl nur mit dem Auto erreichbar ist.

Wir haben Cayenne mit dem Auto besucht und uns auf dem Rückweg den sehr schönen Zoo mit allen einheimischen Tieren angesehen. Empfehlenswert, vor allem auch der Waldpfad über Hängebrücken.

Maroni
Die Ansteuerung des Maroni ist gut betonnt. Da sich die Sände in der Einfahrt häufig verändern, wird das Fahrwasser gelegentlich verlegt. Als wir in den Fluss eingefahren sind, lag die Betonnung ganz anders als in der Seekarte angegeben.

Criques am Maroni:
Wir haben eine Woche in den Criques am Maroni verbracht, die Ruhe genossen und Tiere beobachtet.
Das Befahren der Criques ist sehr simpel, es gibt eine Karte in einem der Revierführer (James Collier and Fiona Knights) in der sogar Wassertiefen eingetragen sind. Wir haben die Karte erst (wieder)gefunden als wir die Criques schon verlassen hatten.

Die Navionics Karte stimmt nur teilweise und zeigt keine Wassertiefen, reicht zur Orientierung aber aus.

Die Flachste Stelle jeweils die Einfahrt in die Criques. Wir sind die Einfahrt in den Crique aux Boeufs Lanentine und den Criques Coswine bei Niedrigwasser befahren und hatten nicht weniger als 3,5m Wassertiefe. Danach wird es je schnell tiefer, meistens hatten wir Tiefen zwischen 6 und 12 m zum Teil war es bis zu 20 m tief.

Eine einzige Flache Stelle gibt es in der Verbindung zwischen Crique Coswine und Crique Vache (bei Niedrigwasser um 2 m). Dort wird der Crique etwas breiter, hier treffen sich die Strömungen.
Ankern kann man im Prinzip überall, einfach mitten im Crique. Manchmal muss man ein wenig nach einem guten Platz suchen, der Grund ist teilweise felsig.

Karte Criques Maroni River

Ein Abstecher ist unbedingt empfehlenswert! So einfach kommt man wohl nirgends sonst mit dem eigenen Schiff in den Regenwald. In einer Woche haben wir keinen Menschen, nur eine Plastikflasche und dafür Papageien, Schmetterlinge, Fledermäuse und Affen gesehen.

Saint LaurentP1150332
Saint Laurent ist ein netter Ort. Gegen Abend treffen sich die Menschen gerne am Wasser. Es gibt einige kleine chinesische Supermärkte und einen Super U in etwa 2,5 km Entfernung, außerdem einen schönen Markt.

Marina Saint Laurent
Die Marina hat etwa 20 Bojen, einige liegen Flussabwärts des Wracks der Edith Cavell, die meisten flussaufwärts. Das Bojenfeld ist mit gelben Bojen abgegrenzt, die Mooringbojen selbst sind weiß.

Die Marina hat eine etwas interessante Preispolitik. Zunächst muss man einer Assoziation beitreten (20 Euro/Jahr) um dann die Marina benutzen dürfen. Die Boje kostet dann 12 Euro/Tag.
Als wir dort waren, war Davide, der Besitzer, nicht da, das hat man leider gemerkt. Das Internet ging nicht, wenn man etwas wollte, musste man energisch und mehrfach danach fragen…
Es gibt keine Duschen und Toiletten, aber man kann beim Café Wasser bekommen und seine Wäsche waschen und trocknen. Einmal die Woche gibt es die Möglichkeit mit dem Auto zu Super U mitzufahren. Man bekommt Hilfe beim Ein- und Ausklarieren, dieser Service ist sogar im Preis enthalten.

Übrigens, der Maroni führt hier Süßwasser und enthält viel weniger Sediment als der Kourou oder der Suriname River (so war es zumindest als wir hier waren). Wir haben das unlimitierte Süßwasser ausgiebig genutzt und auch unsere Wäsche darin gewaschen.

Wer nicht an einer der Bojen der Marina liegen möchte, kann etwas flussabwärts des Bojenfelds ankern.

Sehenswertes:
Schon wieder Gefängnisse, es gibt täglich Führungen durchs „Camp de la Transportation“, auch auf Englisch. Anmelden kann man sich im Tourismusbüro, das im gleichen Haus untergebracht ist wie das Marina Büro/Café.
Markttag ist am Mittwoch und am Samstag. Der Markt ist sehr recht groß und sehr nett. Eine vietnamesische Suppe zum Frühstück ist eine gute Gelegenheit das Leben um sich herum zu beobachten und schmeckt hervorragend.

Hier gibt es alle Infos als pdf!  Franz Guyana Revierinfo Marisol