Stromausfall und Feiertag

Es wird Zeit auszureisen. Wir werfen uns in unser Behördenoutfit und fahren nach Chalong. Dort erfahren wir, dass der Strom ausgefallen ist und wir deshalb nicht auschecken können. Wir sind etwas ratlos. Schließlich erklärt sich die Mitarbeiterin vom Hafenbüro bereit uns zu informieren, falls der Strom zurückkommt. Dafür werden wir kurzerhand Facebook-Freunde. Ich kenne nun tatsächlich eine Asiatin, die kein WhatsApp nutzt. Ein kleiner Spaziergang bringt uns in ein nettes Café, wo Saft und kalter Kaffee ungesüßt sind (hier ist das eine Erwähnung wert) und eine Zeitung ausliegt! Als wir gerade überlegen, wie lange wir Zeitung lesen wollen oder ob wir für heute aufgeben, ist der Strom zurück. Um zehn vor zwölf treffen wir an den Büros ein, zehn Minuten vor der Mittagspause… Wir haben Glück und kommen trotzdem dran. Beim Zoll frage ich, weshalb auf unserer Clearance vom Hafenmeister so komische Daten stehen. Das Dokument ist wieder (wie bei der Einreise) falsch. Die Dame vom Zoll besorgt für uns ein neues Papier, das nicht schon vor Ausstellung ungültig ist.
Ich mag es gar nicht schreiben, wir haben schon wieder Feiertagszuschläge bezahlt. Meine oberflächliche Recherche ergab keinen weiteren Feiertag in dieser Woche. Nachdem wir erfahren hatten, dass es der Tag es Pflugs ist, fanden wir dazu auch Informationen. Er gilt nur für Behörden und hat eine nette Geschichte. Unsere Taxifahrerin beim Einklarieren hatte uns davon erzählt, sie hatte Krönungstag und Pflug-Tag verwechselt. Die Pflug-Zeremonie findet zu Beginn der Reisanbausaison statt. Verkürzt dargestellt, bekommen die Ochsen, die während der Feierlichkeiten den Pflug ziehen, unterschiedliches Futter angeboten. Aus ihrer Wahl lässt sich eine Vorhersage über die zu erwartende Ernte treffen. Eine Art Ochsenorakel. Das wäre vielleicht auch was für die kommende Fußball-EM.
Nun ist es ohnehin viel später als geplant. Wir beschließen essen zu gehen und lassen uns zum netten Restaurant vom letzten Mal bringen. Wir werden herzlich empfangen und essen wieder ausgezeichnet. Dieses grüne Curry!
Anschließend kaufen wir ein und kommen erst nach fünf Uhr zurück beim Boot an. Wir verstauen unsere Einkäufe und gehen an (oder eher in) den Pool. Die Abreise haben wir auf den nächsten Morgen verschoben.

Im Beitrag vom Schlauchbootkauf fehlten Fotos vom neuen Begleiter. Unser neues Beiboot haben wir inzwischen aufgepustet, ausprobiert, wieder eingepackt und natürlich fotografiert. Das Titelbild zeigt die lange Pier von Chalong.

Warum die Boote drei Motoren haben? Mehr passen nicht dran…

Thailand im Schnelldurchlauf: Phang Nga und Gummibäume

Thailand ist ein spannendes Land und wir haben keine Zeit oder Ruhe die Umgebung ausgiebig zu erkunden. Trotzdem wollen wir natürlich etwas sehen wo wir schon einmal hier sind.
Wir buchen einen Ausflug. Morgens werden wir an der Marina abgeholt und zur nahe gelegenen Pier gefahren, dort gehen wir an Bord des Ausflugsschiffs. Es geht in die Phang Nga Bucht, so heißt die große Bucht zwischen Phuket und dem Festland. In der flachen Bucht gibt es unzählige Inseln, Inselchen und Felsen, die zerklüfteten Kalksteinformationen bilden einen schönen Kontrast zur dunkelgrünen Vegetation. Viele Felsen haben eine schmalere Basis und erinnern etwas an Pilze.
Bei Koh Panak halten wir an und paddeln in eine Höhle, in der lauter Fledermäuse von der Decke hängen. Unser Guide zeigt uns neben den Fledermäusen auch schöne Kalksteinformationen, während er uns durch die dunkle Höhle paddelt. Bei unserem zweiten Stopp, werden wir in die Lagune von Koh Hong gepaddelt, das ist auch sehr schön. Die Bäume finden in den Felsspalten halt und wachsen an den senkrechten Wänden. In den ausgewaschenen Felsen lassen sich Elefanten, Buddhas und Pferdebeine erkennen. Nach einem Badestopp und einem leckeren Mittagessen, besuchen wir Koh Tapu oder James Bond Island. Hier wurde der James Bond Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ gedreht, der 1974 erschienen ist. 50 Jahre später lässt sich die kleine Insel immer noch gut vermarkten. Wir haben natürlich am Abend vorher den Film geguckt und waren perfekt vorbereitet.
Insgesamt hat uns die Tour gut gefallen. Touristen von überall waren an Bord, ob Mongolei, Indien oder Türkei, Australien, Deutschland und Österreich. Die Stimmung an Bord war nett und entspannt.
Für uns war ein Tag Urlaub vom Boot (und Bootsgetüddel) schön und wir haben wenigstens einen kleinen Eindruck bekommen, wenn wir schon keine Zeit haben hier umher zu segeln. In die Höhle mit den Fledermäusen wären wir alleine sicherlich nicht gepaddelt.

Aus dem Auto haben wir die Kautschuk Plantagen gesehen und ich möchte die Bäume unbedingt von Nahem sehen. Auf einem Morgenspaziergang stellen wir fest, dass es nicht weit von der Marina eine Kautschukbaumplantage gibt. Hier wird zwar aktuell nicht geerntet, aber ich kann mir die Bäume mit ihrer angeschnittenen Rinde und den Sammelgefäßen in Ruhe ansehen und sie anfassen.
Hevea brasiliensis (Kautschukbaum) kommt aus der Amazonas-Region. Nach der Entdeckung von Charles Goodyear, dass Kautschuk in elastisches Gummi umgewandelt werden kann, kam es am Amazon zum Kautschuk-Boom. Das Gummi sorgte für unermesslichen Reichtum und ein Aufblühen der Sklaverei. Aus dieser Zeit stammt die Oper in Manaus und Wäsche wurde damals zum Waschen nach Lissabon geschickt. (Ich weiß, dass habe ich schon geschrieben, als wir am Amazonas waren. Ihr merkt, es hat mich nachhaltig beeindruckt). Die Verwendung von Kautschuk war keine neue Idee. Bereits 1600 v.Chr. wurde Kautschuk verwendet und die wasserabweisenden Eigenschaften genutzt. Zu weltweitem Erfolg führte schließlich die Möglichkeit es durch Vulkanisation elastisch zu machen.
In Brasilien gelang der Anbau von Kautschukbäumen in Plantagen nicht. Der Pilz Microcyclus ulai, der die südamerikanische Blattfallkrankheit verursacht, unterliegt auf Grund der hohen Bedeutung des Naturkautschuks dem Kriegswaffenkontrollgesetz. Spannend, oder?
Obwohl die Ausfuhr von Kautschukbaumsamen streng verboten war, wurden natürlich Samen geschmuggelt. In Asien gelang den Briten schließlich der Anbau von Bäumen auf Plantagen. Heute ist Thailand der größte Kautschuk Produzent, gefolgt von Indonesien und Malaysia. Brasilien liegt nur noch auf Platz zehn, hier wird er immer noch fast ausschließlich im Regenwald gesammelt. Auch in Westafrika wird Kautschuk produziert. Heute ist etwa 40 % des Gummis aus Naturkautschuk, der Rest wird synthetisch hergestellt.
Die Baumrinde wird schräg angeritzt und der Milchsaft (Latex) läuft in die kleinen Behälter. Nur der halbe Baum wird angeschnitten, die andere Hälfte der Rinde versorgt den Baum weiterhin. Der austretende Saft erhält zu etwa einem Drittel Kautschuk. Wenn der Baum beim Anschnitt nicht zu stark verletzt wird, regeneriert sich die Rinde und der Baum kann zwanzig Jahre genutzt werden. Die erste Ernte erfolgt beim etwa fünf-Jährigen Baum, zwanzig Jahre später produziert der Baum keinen Milchsaft mehr. Die Bäume werden gefällt und das vergleichsweise harte Holz zum Beispiel im Möbelbau verwendet.
Die Botanikerin in mir möchte hinzufügen, dass es viele andere Pflanzenarten gibt, die auch Kautschuk liefern, jedoch praktisch nicht genutzt werden.
Zu guter Letzt: dieser Gummibaum ist nicht mit der Beamten-Büropflanze Ficus elastica verwandt, die wir auch Gummibaum nennen.

Harte Zeiten auf Marisol

Vorweg: die Laune ist gut. Im Moment es ist nicht immer ganz einfach die gute Laune auch zu behalten. Es ist heiß, sehr heiß.
Auch in Brasilien war es heiß oder in Französisch Guyana und Surinam, in Samoa haben wir geschwitzt und in der Zyklonsaison in Nouméa war es manchmal sehr warm. Noch nie hat es uns so mitgenommen wie jetzt. Wir bekommen immer wieder erzählt, dass es ungewöhnlich heiß ist. Die Wassertemperatur beträgt 32 Grad. Im Boot sind oft mehr als 35 Grad, wenn wir unterwegs waren und die Fenster geschlossen hatten auch 40.
Wir schwitzen ganz extrem, so sehr, dass wir unser Kleidung auswringen können. Die Hitze geht auf den Kreislauf, Nobbi hatte Krämpfe, wir haben beide Probleme mit „Hitzepickeln“ und „Sonnenallergie“. Bei mir juckt es zum Teil extrem und es ist schwierig Kleidung zu finden, die nicht scheuert oder reibt. Hinzu kommen bei mir Magen-Darm-Probleme.
Inzwischen haben wir uns etwas daran gewöhnt und verschiedene Strategien entwickelt. Sobald sich die warme Luft bewegt, kann man es aushalten. Unser großer Ventilator, den wir letztes Jahr in Puteri gekauft haben, hat Gesellschaft bekommen. Kleine aufladbare Ventilatoren sorgen beim Einschlafen für einen kühlenden Wind in der Koje. Mit Medikamenten und Mineralstoffen konnten wir die meisten Symptome bekämpfen oder zumindest lindern. Noch öfter den ungeliebten Hut aufsetzen, in langärmligen Sachen segeln und literweise Wasser trinken schadet nicht.
Ansonsten hilft nur das Mindern der Erwartungen. Mittags geht nichts, schon gar nicht an Deck. Wir versuchen uns wenige Aufgaben pro Tag vorzunehmen und mit kleinen Fortschritten zufrieden zu sein. Das gilt nicht nur für Arbeiten am Boot, sondern auch fürs Ausflugsprogramm. Wanderungen werden auf andere Jahreszeiten verschoben.

Dienstagnachmittag hat es geregnet und uns etwas Abkühlung gebracht. Eine Wohltat. Und natürlich nutzen wir jede Chance zu baden, ob im Meer oder im Pool. Der Pool der Ao Po Marina ist schön und liegt morgens und abends im Schatten. Wunderbar!

Zum Schlauchbootkauf nach Thailand

Nach dem wir tagelang nur ganz wenig Wind haben, weht es uns die letzten zwei Stunden genau auf die Nase und Mari wird doch noch ordentlich salzig an Deck.
Wir melden uns bei der Marina und verstehen über Funk mal wieder sehr wenig. Als wir im Hafen ankommen, gibt es aber sehr genaue Anweisungen, inklusive der Seite und der Höhe, in der die Fender angebracht werden sollen, und drei Leute nehmen unsere Leinen an.

Die Ao Po Marina ist eine recht schicke Marina, in der wir ungefähr das kleinste Boot sind. Sie ist Basis verschiedener Yacht-Charter-Unternehmen, Ausflugsboote und kleine Fähren legen hier ab und liegen hier nachts. Die Hauptsaison der Segler ist vorbei, doch einige Nachzügler, wie wir, sind noch hier und einige Crews, die hier darauf warten, dass ihre Yacht verladen und nach Europa verschifft wird, warten auf die Ankunft ihres Frachters.
Mit der Dusche (ich hatte die Idee mit der Haarspülung noch nicht aufgegeben) war es auch hier nicht einfach. Die Duschen sind im Fitness-Center, das von acht bis achtzehn Uhr geöffnet hat. Die ersten beiden Tage sind wir in dieser Zeit unterwegs, inzwischen hatte ich aber Erfolg und habe ausgiebig geduscht. Hier gibt es einen sehr schönen Pool, den wir konsequent morgens und abends aufsuchen (und eine Außendusche), so dass man sich auch erfrischen kann, wenn der Fitnessraum geschlossen hat.

Der Grund weshalb wir nach Thailand gesegelt, oder besser: gefahren sind, ist tatsächlich, dass wir hier ein neues Schlauchboot kaufen wollen. Unsere MariChen hatte im Alter von 23 Jahren in Indonesien das Zeitliche gesegnet, wir haben zwar auch noch das Bananaboot Donkey, was wir noch immer gerne nutzen, möchten aber nicht auf ein Schlauchboot verzichten. Ursprünglich wollten wir uns ein Schlauchboot nach Malaysia schicken lassen, mussten dann aber feststellen, dass das schwierig bis unmöglich ist (Pakete sind kein Problem, aber Speditionsware macht Ärger). In Langkawi oder auch in anderen Orten in Malaysia hätten wir ein Schlauchboot bekommen, aber alle Modelle waren entweder zu groß, hatten einen festen Boden oder waren zu schwer. In Phuket gibt es das Boot, was wir gerne hätten, aber die Kosten es nach Langkawi zu schicken sind so hoch, dass wir uns entschieden haben hierher zu segeln und es selbst abzuholen. Eigentlich klingt es sehr verlockend nach Thailand zu segeln, nach gutem Essen, schönen Stränden und klarem Wasser, leider drängt die herannahende SW-Monsun Saison uns nach Süden zu segeln und so sind wir etwas unter Zeitdruck.

Am Samstag (4. Mai) stellen wir nach dem Anmelden in der Marina fest, dass es schon zu spät ist um bei den Behörden einzuklarieren. Wir kontaktieren die Firma, bei der wir das Schlauchboot kaufen wollen, bestellen uns ein Grab und fahren in den Süden Phukets. Der Laden hat das Boot extra für uns aufgepustet. Es ist so wie wir uns vorgestellt haben. Das Boot wird liebevoll wieder eingepackt und wir nehmen es gleich mit ins Taxi. So haben wir das Pflichtprogramm bereits erledigt, bevor wir richtig angekommen sind. Der Verkehr am Samstagnachmittag in Phuket ist enorm. Wir saßen insgesamt 2,5 Stunden im Taxi. Das hat uns allerdings nach den warmen Tagen nicht gestört, endlich konnten wir Dank Aircon mal in Ruhe runterkühlen und unterwegs das gute mobile Internet genießen. Heute ist Nobbis Geburtstag und so wird das Schlauchboot kurzerhand als Geburtstagsgeschenk deklariert. Zur Feier des Tages gibt es einen Drink an der Bar, mit dem wir auf den Geburtstag und die glückliche Ankunft anstoßen.

Sonntag machen wir uns auf den Weg zum Einklarieren. Das ist nicht sehr schlau. Am Wochenende ist es teurer. Normalerweise hätten wir bis Montag gewartet, aber Montag ein Feiertag da macht das keinen Unterschied. Bis Dienstag warten erscheint uns sehr dreist, wir wollen die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.
Mit dem Taxi geht’s wieder nach Ao Chalong in den Süden. Alle Behörden sitzen dort zusammen auf der Pier. Sehr komfortabel.
Wir haben uns im Computersystem registriert und müssen nun nur eingeben, dass wir Einchecken wollen, eine junge Frau hilft uns dabei. Weiter geht’s zum Hafenmeister. Der ist leider nicht da, wird aber angerufen. Wir dürfen erstmal zur Immigration gehen und bekommen dort unseren Stempel in den Pass. Vier Wochen dürfen wir bleiben. Der Hafenmeister ist immer noch nicht da, die Dame vom Zoll nimmt sich unserer an, füllt alle Papiere aus und erklärt, dass wir noch einmal wiederkommen müssen, wenn wir beim Hafenmeister waren. Der ist noch immer nicht da. Wir warten und warten. Schließlich taucht die Zollbeamtin auf, stellt fest, dass wir noch warten und beginnt zu telefonieren. Kurz darauf erscheint ein verknitterter Mitarbeiter des Hafenbüros, er entschuldigt sich und bearbeitet unsere Papiere.
Durch die Warterei hat es etwas gedauert, war aber unkompliziert, da alle Büros nebeneinander liegen. Dass wir einen Sonntagszuschlag zahlen, stört uns nicht, schließlich hätten wir uns informieren können und dann gewusst, dass Montag ein Feiertag ist. Die Zahlung an den Hafenmeister, für die es keine Quittung gibt, stört uns etwas mehr.

Wir sehen uns in der Umgebung der Pier etwas um und besuchen die Apotheke. Thailand ist eine praktische Destination um die Bordapotheke aufzufüllen, denn viele Medikamente, die bei uns verschreibungspflichtig sind, gibt es hier problemlos zu kaufen. Wir haben die meisten Medikamente aus Deutschland mitgebracht, unseren verständnisvollen Ärzten sei Dank, nutzen aber die günstige Gelegenheit hier vor Ort um die Apotheke aufzustocken.
Mit dem Taxi fahren wir in die Altstadt Phukets (die größte Stadt heißt genau wie die Insel und die Provinz). Aus dem Auto sehen wir ein besonders nettes Restaurant, bitten unseren Fahrer zu halten und gönnen uns erst mal ein leckeres Mittagessen. Wir sind die ersten Gäste. Als die Wirtin feststellt, dass wir nicht nur das pittoreske Interieur des hübschen Restaurants fotografieren wollen (die instagrammenden Selfie-Maniacs sind ein Problem) sondern tatsächlich essen wollen, taut sie auf. Sie erklärt uns, dass das Essen auf Phuket traditionell süßer und nicht scharf sei (im thailändischen Maßstab), sie kämen aus dem Norden und würden nach den Rezepten von dort kochen, oder Französisch, falls wir das möchten? Wir bekommen ein fantastisches, „medium spicy“ also sehr scharfes, wunderbares Essen und sind rundum zufrieden. Während sich das kleine Restaurants langsam füllt, kommen tatsächlich immer wieder junge Frauen rein, posieren, fotografieren und verschwinden wortlos wieder. Höchst merkwürdig.
Wir spazieren durch die Altstadt und sehen uns hübsche und weniger hübsche Häuser an. Überall wird wild fotografiert, hauptsächlich sich selbst. Ein Teil der Stadt ist für den Sunday Night Market abgesperrt, der gerade aufgebaut wird und so lässt es sich hier stressfrei bummeln.
Wir kaufen natürlich ein Souvenir (eins für Mari, eins für Zuhause) gucken Sachen an, die wir nicht brauchen und bestaunen die vielen Cannabis-Shops (das ist hier noch legal). Natürlich gibt es Schreine und Tempel zu bestaunen, Götter (?) auf Straßenlaternen und noch mehr Touristen (uns eingeschlossen). Irgendwann wird es uns zu heiß. Wir legen noch einen Stopp im Supermarkt ein, in dem leider auch hunderte gelangweilte Kinder rumrennen und lassen uns nach Hause fahren.
Im Restaurant am Hafen ist das Essen auch lecker, bei uns bleibt vorerst die Küche kalt.

Bevor wir weiterziehen brauchen wir einen Boots-Tag. Aufräumen, Wäsche waschen, ein bisschen Bürokram und erstmal richtig ankommen.

Auf der Pier kann man Einklarieren.
In der Bucht von Chalong
Warum haben wir keine Rutsche?
Nobbi im Restaurant
Mongkhon Nimit Tempel
Tempel als Kulisse
Göttliche Beleuchtung, nicht zu verwechseln mit Erleuchtung
Kitschiger wird es heute nicht mehr
Ein Traum für jeden Elektriker

Von Langkawi nach Phuket

In Kuah können wir eine Bestellung im Segelladen abholen, kaufen ein, laden unsere SIM-Karten auf und lassen unsere Dieselkanister füllen. Ich beschließe das vorübergehende Ende der Bootsarbeiten mit einer ausgiebigen Dusche samt Haarspülung zu feiern – und werde mal wieder enttäuscht. In Kuah gibt es ein Wasserproblem. Weder auf den Stegen, noch im Duschgebäude kommt ein Tropfen aus der Leitung. Also gibt es heute keine Verwöhn-Dusche. Immerhin erfrischt uns ein Bad im Pool und eine kurze Frischwasserdusche auf der Pier.

Dienstagvormittag (am 30.04) klarieren wir aus Malaysia aus. Das geht in Kuah schnell und ist kostenlos. Im Fährterminal trinken wir bei Starbucks einen Eiskaffee und genießen ausgiebig die Klimaanlage, bevor wir mittags ablegen. Wir fahren entlang der Ostküste und ankern nachmittags in Langkawis Norden. Der Ankerplatz ist nicht so einsam wie gedacht. Hier gibt es inzwischen ein kleines schwimmendes Fischerdorf und die Pier ist dort, wo wir eigentlich ankern wollten. Wir können aber problemlos gegenüber ankern und beobachten das Kommen- und Gehen in den Abendstunden. Abends kreisen die Adler über uns, über 50 Tiere drehen ihre Runden. Ein tolles Bild.
Wir frühstücken im Schatten der hohen Felsen, dann geht’s weiter. Die Fahrt entlang Langkawis interessanter Nordküste macht Spaß und erinnert ein wenig an Norwegens Fjorde, wir passieren Aquafarmen und einige Fischer. Noch sind keine Touriboote zum berühmten „Hole in the Wall“ unterwegs, einer recht schmalen Durchfahrt zwischen den hohen Felsen. Später ist hier sicherlich viel Verkehr. Unser Tagesziel ist eine Bucht im Norden der Insel Tarutao, die bereits zu Thailand gehört.
Weiter geht es nach Koh Kradan und über Koh Phi Phi nach Phuket. Die Tage sind heiß, aber das Wasser ist klarer als in Langkawi und so macht das Baden mehr Spaß. Am Ankerplatz bei Koh Kradan haben wir einen großen Fischschwarm unterm Boot und in Koh Phi Phi ist das Badewasser endlich wieder ganz und gar transparent. Obwohl wir im Nordosten Koh Phi Phis ankern und nicht in einer der berühmten Buchten, ist der Verkehr enorm. Kleine und große Fähren, die berühmten (und sehr lauten) Longtails, Tauchboote und Fischer jagen die Küste entlang. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt, nach Anbruch der Dunkelheit wird der Bootsverkehr ruhiger, dafür hört man jetzt die Disko.
Wir haben nur wenig Wind und freuen uns deshalb immer sehr, wenn wir segeln oder wenigstens die Genua zur Unterstützung des Motors mitziehen lassen können. Die Bootsbewegungen sind angenehmer und das Steuern macht mehr Spaß. In einigen Abschnitten fahren wir stundenlang Zickzack um die Fischerfähnchen, die Netze oder Reusen markieren. Im besten Fall handelt es sich um bunte Fähnchen, oft aber nur um Plastikflaschen, die sich vom treibenden Müll nur dadurch unterscheiden, dass sie, da am Netz angebunden, etwas nicken und nicht ruhig auf der Oberfläche treiben.
Wir haben Glück mit dem Wetter, tagsüber ist es immer trocken. Mal weckt uns ein Gewitter um zwei, mal um fünf Uhr nachts. Die Gewitter bringen meistens einige kräftige Böen mit, so dass wir immer so ankern, dass wir 360 Grad um den Anker herum schwoien können, ohne Felsen oder Riffen zu nahe zu kommen. Wenn es nachts durchs Luk aufs Kopfkissen regnet, ist es Zeit aufzuspringen und alle Luken zu schließen. Neulich hatten wir das Fenster überm Herd vergessen. Es ist enorm, wieviel Wasser sich nach einem kräftigen tropischen Gewitterschauer, auf und unterm Herd, im Kühlschrank, auf der Arbeitsfläche und auf dem Boden sammelt. Unsere Küche ist jetzt wieder sehr sauber.
In Phuket haben wir die Ao Po Marina angelaufen. Da wir uns ein neues Schlauchboot kaufen wollen, möchten wir am Steg liegen und diese Marina ist für uns unabhängig von der Tide jederzeit zu erreichen. Sie liegt etwas weit ab von der Stadt Phuket und den Behörden im Süden, aber auch hier funktioniert Grab (die Taxi App) hervorragend.

Endlich wieder unterwegs

Nach einer Woche schwimmt Mari wieder im Hafenbecken. Die Arbeiten, die an Land über die Bühne gehen mussten, haben zum Glück ganz gut funktioniert. Wir haben Marisol polieren lassen, aber selber anschließend noch Wachs aufgetragen und den gelben Streifen erneuert. Einige kleine Schäden im Gelcoat haben wir ausgebessert und bei der Windsteueranlage Lager gewechselt.
Das Antifouling haben wir auch malen lassen und hatten so genügend Zeit für den Kleinkram.
Zügig waren wir an Land fertig, konnten aber nicht wieder ins Wasser, weil der Travellift-Fahrer Urlaub hatte. Also haben wir uns einen Tag frei gegeben und mit dem Mietwagen einen Ausflug gemacht, der uns natürlich zuerst in den Baumarkt führt.
Es ist sehr heiß, der Spaziergang zum Wasserfall wird nicht verlängert und das Restaurant fürs Mittagessen haben wir nach der Klimaanlage ausgewählt. Trotzdem war es schön unterwegs zu sein. Auf dem Rückweg halten wir am Supermarkt, auch wenn wir gar nicht so viel einzukaufen brauchen, da wir einige Lebensmittel geschenkt bekommen haben. Segler, die ihr Boot hier für längere Zeit alleine lassen, haben uns ihre Vorräte überlassen.

Ein Spaziergang bringt uns zum Wasserfall
Mal wieder machen sich die Maststufen bezahlt.
Auch der Namenszug und der Schriftzug des Heimathafens wurden erneuert
Sie beobachten uns bei der Arbeit, Wir wurden neben ihrem Lieblingsbaum geparkt.

Es ist schön, wieder auf dem Wasser zu Hause zu sein. Ich bin ohnehin kein Fan des Lebens „on the hard“, aber bei diesen sehr hohen Temperaturen ist es noch weniger schön. Zurück in unserem Hafen legen wir noch eine kleine Arbeitsphase ein. Die Liste mit Erledigungen ist natürlich nicht abgearbeitet, aber ein ganzes Stück kürzer geworden. Zwischenzeitlich sind Arbeiten an Deck eine Strafe. Es ist zu heiß. Man verbrennt sich an der Genua-Schiene, am Bimini-Gestänge und an den Solar-Panels. In den ganz warmen Mittagsstunden sogar auf dem weißen Deck. Trotzdem haben wir einiges abgearbeitet. Der Salontisch ist in neuer Position angeschraubt worden und wackelt nicht mehr, das Deck ist poliert, die Windeinheit im Mast wurde getauscht, ein paar Verkabelungen optimiert und viele Klebestreifen und Bändsel wurden ersetzt.
Aber natürlich haben wir auch mal wieder eine echte Baustelle. Ohne wäre es wohl zu langweilig. Das Ruder ließ sich kaum noch drehen. Ein Grund für schlaflose Nächte. Wir lösen die Verbindung zur Steuersäule und plötzlich lässt sich das Ruder ganz leicht bewegen. Bitte nicht schon wieder die Steuersäule! Das hatten wir doch erst in Nouméa. Schließlich findet Nobbi raus, dass es die Achse ist, auf der das Steuerrad sitzt. Eines der beiden Kugellager scheint fest du sein. Gemeinsam entwickeln wir eine effektive Symptombekämpfung. Wir spritzen Öl ins Kugellager und saugen rostige Suppe ab. Eine elegante Werkzeug-Kombination aus 0,7mm Kanüle, Spritze und Schraubendreher zeigt Wirkung. Nachahmung nur begrenzt empfohlen. So können wir weiterfahren bis wir neue Lager haben.
Jeden Morgen nehmen wir uns Zeit für einen kleinen Spaziergang. Die Insel Rebak hat einige nette beschattete Waldwege und es gibt erstaunlich viel zu sehen. Der Höhepunkt unserer Morgenrunden war die Begegnung mit den fröhlichen Ottern, denen wir beim Frühstück zusehen durften.

Schließlich ist es Zeit sich loszureißen. Natürlich könnte man noch viel Zeit in Rebak verbringen, am Boot rumtüddeln, spazieren gehen, im Pool baden, Freunde und Bekannte treffen, doch wir wollen endlich wieder unterwegs sein.
Zunächst geht es nur 12 Meilen nach Kuah, in den Hauptort. Die Fahrt verläuft unspektakulär und entspannt, nur der viele Müll, der im Meer treibt entsetzt uns mal wieder. Beim Einlaufen in den Hafen verwechsle ich die Plätze, aber wir dürfen trotzdem liegen bleiben. In der Nebensaison ist hier reichlich Platz.

Morgens auf Rebak:

Sehr schwer aufs Foto zu bekommen: vermutlich ist er so scheu, weil er vermutet, dass wir ihm an die schönen Schwanzfedern wollen.

Marisol wird für die nächste Etappe aufgehübscht

Seit etwas mehr als einer Woche sind wir wieder an Bord. Die Rückreise war sehr angenehm. Wir haben sowohl in Frankfurt, als auch in Singapur einen Stopp eingelegt und wurden mit netter Gesellschaft und fantastischem Essen verwöhnt.
Marisol hat unsere Abwesenheit zum Glück gut überstanden. Obwohl wir niemanden damit beauftragt hatten sie zu lüften. An vielen Orten ist das üblich, auch hier gibt es mehrere Dienstleister, die einen solchen Service anbieten. Unser Boot war bei unserer Rückkehr von innen ganz trocken und roch angenehm. Es hat sich gelohnt, dass wir sie so sorgfältig vorbereitet hatten. Nur der Bewuchs unter Wasser hat sich, wie erwartet, prächtig weiter entwickelt.

Ein Bordalltag hat sich bereits etabliert. Der Wecker klingelt wenn es hell wird und nach einer gemütlichen Tasse Kaffee starten wir in den Tag. Wenn es heiß wird und wir hungrig, gibt es das Frühstücksmüsli. Dann geht’s weiter. Gegen Mittag sind Arbeiten draußen nur mit Hut oder im Schatten möglich. Irgendwann zwischen 16 und 18 Uhr geht’s zum Pool und anschließend für ein kühles Bier an die Beachbar. Der Pool ist wirklich ein Gewinn. Nach einem anstrengenden Tag fühlen wir uns, wenn wir müde vom Pool zum Boot zurücklaufen, als kehrten wir nach einem langen Strandtag heim. Das Bad im (sehr warmen) Pool und eine Pause an der Bar verwischen die Erinnerung an mühselige und schweißtreibende Arbeiten zuverlässig.

Einige Arbeiten konnten wir schon erledigen und die Segel sind wieder angeschlagen. Wir haben eine neue Genua machen lassen, die aus Hongkong geliefert wurde. Sie sieht genau aus, wie wir uns vorgestellt hatten und passt. Wir freuen uns darauf von ihr durch leuchtend blaues Wasser gezogen zu werden.
Ihr erinnert euch, dass das uns eine dicke Holzplanke in Indonesien den Geber vom vorausschauenden Echolot abgerissen hat? Für den Ersatzgeber müssen wir (natürlich!) ein neues Kabel verlegen, das leider einen 14mm dicken Stecker hat, den wir nicht abschneiden dürfen. Nach 8 Stunden schweißtreibender Arbeit verläuft das Kabel unterhalb der Bodenplatten durch einen Schrank, in die Schalttafel, in den Schrank im Bad unter der Decke durchs Schott und schließlich in die Box, in der die Geräte im Cockpit überm Schiebeluk eingebaut sind. Ein anderes Kabel mussten wir dafür ziehen und später wieder verlegen, einige Löcher vergrößern und Schränke leerräumen, um die Rückseite auszubauen. Wäre der Stecker nicht so dick, hätten wir das Kabel einfach durch einen Kabelkanal ziehen können. Aber das wäre natürlich zu einfach gewesen.

Inzwischen steht Marisol an Land. Es ist sehr warm, aber die Arbeiten gehen gut voran und wir sind sehr motiviert, wollen wir doch schnell wieder ins Wasser. Der ganze Rumpf war von einer eineinhalb Zentimeter dicken Seepockenschicht überzogen. Nur drei Monate nachdem Taucher den Rumpf gründlich gereinigt haben. Das ist wirklich eine sehr nähstoffreiche, warme Suppe in der wir hier schwimmen. Marisol sollte eigentlich nur neues Antifouling bekommen und poliert werden, dann kann sie wieder ins Wasser. Aber natürlich gibt es einige Kleinigkeiten, die wir dann auch erledigen wollen. Nobbi hat die wunderbare Aufgabe die Toilettenschläuche zu wechseln. Das machen wir lieber an Land, denn die Schläuche lassen sich nur mit etwas gewaltsamer Überzeugungsarbeit lösen und wie leicht kann sich dabei ein Borddurchlass lösen…
Die Sanitärschläuche sind zwar noch recht jung, wurden sie doch erst in Neuseeland eingebaut, riechen aber schon jetzt unangenehm. In Neuseeland hatten wir alle Messingventile gegen korrosionsbeständige Trudesign-Kunststoffventile getauscht und deshalb auch die Schläuche erneuern müssen. Die geruchsdichte Variante war dort leider nicht erhältlich und so muss man manche Arbeiten eben zweimal machen.

An Land ist es zumindest tagsüber noch etwas wärmer als im Wasser, hinzu kommt das Gekrabbel die Leiter hoch und runter und der Dreck, den man trotz Lappen, Fußabtreter und weiterer Maßnahmen an Bord schleppt. Wir hoffen, dass wir bald wieder schwimmen.

Die kleine Mari im großen Travellift.
Der Sitz der Gurte wurde unter Wasser kontrolliert.
Wir haben erschreckend viel Bewuchs.
Anprobe des neues Segels. Es ist frisch gebügelt und passt!

Abkühlung in Bremen

Die Zeit vergeht viel zu schnell und unser Bremen-Besuch geht beängstigend schnell dem Ende zu. Das Pflichtprogramm haben wir abgeschlossen, die neuen Pässe sind fertig, die neue Brille ist im Einsatz und (fast) alle Dinge, die auf der langen Ersatzteilliste standen, warten darauf Tetris-artig im Koffer zu verschwinden. Die unterschiedlichen Arztbesuche haben wir gut überstanden und gehen mit frischem „TÜV“ auf Weiterreise.
Das Wetter war grausam als wir ankamen, hat uns zwischendurch aber auch immer mal ein paar Sonnenstunden geschenkt. Wir haben sogar die Fahrräder entstaubt und vergessen geglaubte Muskeln aufgeschreckt. Der beginnende Frühling malt ein zartes grün auf Bäume und Sträucher, Kraniche und Gänse ziehen nach Norden, auf dem Deich blüht der erste Löwenzahn und wir hätten große Lust den Frühling hier zu erleben.
Wir treffen viele Freunde und Familienmitglieder und besuchen in unterschiedlichster Konstellation die Kunsthalle, verschiedene Museen, den Ratskeller, sehen uns den Uni-Fallturm an (9 Sekunden Schwerelosigkeit haben mich beeindruckt), führen Hunde aus, stehen auf Spielplätzen, bummeln durch die Innenstadt, schauen auf die Nordsee und laufen über den Deich. Wir werden liebevoll bekocht, machen Cafés und Restaurants unsicher und trinken leckeren Wein und viel zu viel Kaffee.
Danke, dass ihr euch Zeit für uns genommen habt, für Schwarzbrot oder die eigene Waschmaschine fliegen wir nicht um die halbe Erde.

Resümee der Saison

Mit unserem Heimaturlaub geht für uns eine abwechslungsreiche, aufregende, anstrengende und schöne Saison zu Ende. Sechs Länder lagen auf unserer Reiseroute: Neukaledonien, Vanuatu, Australien, Osttimor, Indonesien und Malaysia. Außerdem haben wir Singapur und Vietnam mit dem Bus bzw. mit dem Flieger besucht.
Im Mai sind wir nach der Zyklonsaison in Nouméa, Neukaledonien, gestartet und haben Mitte Oktober Puteri Harbour in Malaysia erreicht. Nach einer Segelpause sind wir Ende Dezember die malaiische Westküste nordwärts nach Langkawi gefahren.
Insgesamt haben wir etwa 5900 Meilen zurückgelegt. Der erste Abschnitt von Nouméa nach Puteri war 5408 Meilen und 53 Etappen lang. Wir sind sehr viele Tagestörns gesegelt, nur 11 Etappen beinhalteten mindestens eine Nachtfahrt und nur zwei Überfahrten waren länger als 1000 Meilen. Die Überfahrt von Vanuatu nach Cairns und die Passage von Thursday Island nach Dili waren die beiden langen Abschnitte.
31 Nächte haben wir auf See verbracht, hinzukommen zwei halbe Nächte, in denen wir nachts um zwei losgesegelt sind. Die Nachtfahrten in Indonesien hatten es wegen der vielen Fischer in sich, keine gemütlichen Lesestunden, sondern wachsames Beobachten der mehr oder weniger beleuchteten Boote.
Die meisten Nächte haben wir geankert. In einer Marina am Steg haben wir nur in Cairns, in Lombok (Marina del Ray) und in Batam (Nongsa Point) übernachtet. Ein paar Mal lagen wir an einer Boje.

Der zweite Abschnitt, die Reise entlang der malaiischen Westküste, war 477 Meilen lang. Wir sind in 12 Tagesetappen von Puteri an der Grenze zu Singapur die malaiische Küste entlang bis nach Langkawi an der Grenze zu Thailand gefahren. Hinzu kamen vier Etappen um Langkawi. Zwei Nächte haben wir in der Marina in Port Dickson verbracht und eine im Royal Langkawi Yacht Club. Die anderen Nächte haben wir geankert. An einem der Ankerplätze haben wir eine der merkwürdigsten Nächte verbracht, drei Meilen entfernt von der Küste, auf drei Meter Wassertiefe und umgeben von Fischern. Auch bei wenig Wind ein komisches Gefühl.
Die Saison war durch die vielen Tagestörns recht anstrengend, oft sind wir nur eine Nacht an einem Platz geblieben. Im ersten Reiseabschnitt konnten wir fast alle Strecken segeln, erst als wir uns in Indonesien dem Äquator genähert haben, wurde der Wind immer weniger. Ich glaube, ich habe noch nie so viel per Hand gesteuert. Es macht mir immer noch Spaß.

Die abwechslungsreiche Saison hatte in jeder Hinsicht faszinierende Gegensätze zu bieten.
In Vanuatu erwarteten uns viele sehr tiefe Ankerplätze, oft waren wir froh, wenn es flacher als 20m war. In Australien, hinterm Great Barrier Reef, war es selten tiefer als 20m und wir haben oft weiter draußen geankert als uns lieb war, weil die Buchten so flach sind. Osttimor ist eines der ärmsten Länder, Australien eines der reichsten. Eine Reise nach Vanuatu ist in gewisser Weise eine Reise in die Vergangenheit, das Leben in Singapur ein Blick in die Zukunft. In Australien war es sehr windig und in Malaysia windstill.
Wir haben die pazifische Inselwelt verlassen und sind in Asien angekommen. Wir sind sehr froh, dass wir uns den Abstecher nach Vanuatu gegönnt haben, auch wenn unser Zeitplan dadurch etwas enger wurde. Beim Höhepunkt der Saison können wir uns beide nicht festlegen.

In Vanuatu haben uns die Menschen und ihr einfaches Leben beeindruckt. Beim Tauschen von Alltagsgegenständen gegen Kokosnüsse, Obst und Gemüse sind wir in Kontakt gekommen. Höhepunkte waren der Besuch des Land-Divings, das uns nachhaltig bewegt hat, und die Begegnung mit vielen Dugongs. Leider war es oft grau und so haben wir weniger geschnorchelt als erhofft. Gerne hätten wir mehr Zeit in Vanuatu verbracht.

Das Segeln hinter dem Great Barrier Reef war ungemütlicher als gedacht. Der Passat war in „full swing”, wie es so schön heißt, und im flachen Wasser baut sich schnell eine unangenehme Welle auf. Dafür hat uns der frische Wind schnelle Segeltage beschert. In Cairns haben wir uns wohlgefühlt, unser Highlight an der australischen Küste war aber Lizard Island. Der tolle Aussichtspunkt, kleine Wanderungen, Schnorcheln, Baden und Schildkröten. Jeder Ausblick eine Postkarte. Leuchtend blaues Wasser, weißer Strand, Felsen und Korallen.

Dili, die Hauptstadt Osttimors, war ein überraschend netter Zwischenstopp. Osttimor ist ein kleines, sehr armes Land. Durch den Liegeplatz im Herzen der Stadt hatten wir die Gelegenheit einen kleinen Eindruck zu bekommen, etwas über die wechselhafte Geschichte und schwierige Gegenwart zu lernen und die hervorragende Versorgung mit Lebensmitteln zu nutzen.
Aus Indonesien sind uns vor allem die vielen lustigen Begegnungen mit den unglaublich netten Menschen im Gedächtnis geblieben. Das einfache Leben auf den kleinen, muslimisch geprägten Inseln unterscheidet sich sehr vom Stadtleben in Jogja oder vom Leben auf Bali, aber überall haben wir freundliche Menschen getroffen, es wurde gekichert, gelacht und alles auf unzähligen Selfies festgehalten.

Ein Höhepunkt waren die einsamen Ankerplätze in Komodo mit den vielen Tieren im Wasser und an Land, allen voran die berühmten Komodowarane. Auch Lombok hat uns gefallen, oder die schönen Ankerplätze in Belitung mit den malerischen Felsen. In Erinnerung werden uns auch die unzähligen Fischfallen, Netze und Fischer bleiben, mal blinkend mal unbeleuchtet, schwimmende Häuser, winzige Kanus, große Schiffe und schnelle Boote. Und leider erinnern wir uns auch an den Müll. Plastikmüll an Stränden, Hängen und im Meer.


Die Reise entlang der malaiischen Küste stand uns etwas bevor. Die Etappe hat keinen guten Ruf. Segelwind gibt es nur selten, dafür viel Müll, viele Fischer und spektakuläre Gewitter. Wir sind fast nur motort, es hat weltrekordverdächtig gewittert, noch nirgends haben wir so viel Müll im Wasser gesehen und die Fischer- und Netzdichte ist kaum zu übertreffen. Wir haben die Etappe jedoch problemlos, wenn auch schwitzend, hinter uns gebracht. Die schönen Tage am Anker in Langkawi haben uns für die eher mühsame Überführung entschädigt.

Zu guter Letzt, die Landreisen: Singapur ist immer wieder sehenswert, nicht nur aus familiären Gründen. Indonesien war mit Jogja und Bali ein voller Erfolg, wir sind immer noch neugierig auf noch mehr Indonesien. Saigon hat uns sehr gefallen und Appetit gemacht aufs ländliche Vietnam.

Umso mehr wir darüber nachdenken, umso weniger können wir uns entscheiden, was uns am besten gefallen hat. Der Zauber liegt in der Vielfalt der Erlebnisse.
Marisol wartet in Langkawi auf uns, während wir in Bremen Heimatluft schnuppern. Wir freuen uns auf die nächste Etappe. Zunächst werden wir wieder viele kurze Törns machen und Malaysia erkunden, später im Jahr warten dann einige längere Passagen über den Indischen Ozean auf uns.

Nashornvögel oder Hornbills

Die Familie der Nashornvögel (Bucerotidae) umfasst mehr als 50 Arten. Alle leben im tropischen Asien oder Afrika. Mit ihrem großen, auffälligen Schnabel erinnern sie ein wenig an Tukane, die wiederum nur in der neuen Welt also auf dem amerikanischen Kontinent vorkommen.
Vertreter dieser schönen Familie haben wir vor allem in Langkawi gesehen, aber auch an vielen anderen Ankerplätzen in Malaysia und auch in Singapur sieht man sie nicht nur im botanischen Garten. Der Orienthornvogel (Abthracoceras albirostris) gehört zur Gattung der Schwarzhornvögel und ist, im Gegensatz zu anderen Arten seiner Gattung, nicht gefährdet. Auf Pulau Rebak sieht (und hört!) man die hübschen Vögel täglich, sie haben ihren Schlafplatz nahe der Marina. Birdies, friedliche „Vogeljäger“, die versuchen Fotos von seltenen Vögeln zu machen, sind nicht an ihnen interessiert. Viel zu gewöhnlich. Doch uns gefallen sie.
Nashornvögel sind omnivor, also Allesfresser. Die meisten Arten fressen hautsächlich Früchte, aber auch Insekten und kleine Tiere. Wir haben sogar Nashornvögel beobachtet, die kleine Fische von der Wasseroberfläche fischen. Das scheint jedoch eher die Ausnahme zu sein.
Die meisten Nashornvogelarten haben auf ihrem großen Schnabel ein Horn, das der Familie den Namen gibt.
Orienthornvögel sind meistens paarweise unterwegs. Wenn ein Baum leckere Früchte bietet, sieht man sie auch in kleineren Gruppen. Obwohl wir sie oft gesehen haben, war es gar nicht so einfach schöne Fotos zu machen. Sitzen sie direkt über einem im Baum sind, die die Fotos wenig schmeichelhaft, dann wieder sind sie von Zweigen verdeckt. Doch dann hatten wir Glück!