In der Warteschleife

Unsere letzte Ausfahrt war recht durchwachsen, ihr erinnert euch. Der Motor qualmt, spuckt schwarzes Wasser aus dem Auspuff und bringt keine Leistung. Wir erkundigen uns bei verschiedenen Leuten nach einem Mechaniker. Endlich haben wir einige Nummern und beginnen zu telefonieren. Es beginnt wenig vielversprechend. Der erste hat keine Zeit. Wir bitten unsere Nachbarin für uns zu telefonieren, weil wir nicht alles verstanden haben. Er könnte eventuell im Juni kommen. Über zwei Monate Wartezeit (zu diesem Zeitpunkt sind wir noch im März). Wir bitten eine Mitarbeiterin aus dem Marina-Büro bei dem nächsten anzurufen. Er hat auch keine Zeit und empfiehlt seinen Kollegen. Der Kollege geht nicht ans Telefon, wir warten im Büro auf den Rückruf. Es passiert nichts. Wir gehen einkaufen und zurück aufs Schiff. Nachmittags fragen wir nach, ob es einen Rückruf gab. Kein Problem der Volvo-Mechaniker kommt noch heute. Er kommt nicht. Am nächsten Morgen (Dienstag) rufen wir ihn selbst an. Er kann vorbeikommen. Am Donnerstag. Er kommt am Donnerstag, schaut sich den Motor an und telefoniert mit einem Kollegen. Am nächsten Montag will er wiederkommen. Wir sind etwas enttäuscht, dass er jetzt nicht einfach am Motor gearbeitet hat, aber froh, dass er gekommen ist. Am Montag lässt er den Motor wieder Probe laufen, auch noch mal aus seinem Kanister (also nicht mit unserem Diesel) und nimmt den Ventildeckel ab. Nichts zu sehen. Wir einigen und darauf, dass er die Einspritzdüsen ausbaut und zum Testen mitnimmt. Am Mittwoch ruft er an, die Düsen wurden getestet und müssen alle überholt werden. Das dauert ein paar Tage und er braucht Geld, weil er das nicht selber macht. Wir laufen zum Geldautomaten und übergeben das Geld abends auf dem Parkplatz. Nach der letzten Episode mit der Auslandsüberweisung scheint uns das der schnellste Weg zu sein.
Anfang der Woche fragen wir uns, wann die vier Tage um sind, die er braucht um die Düsen wieder fit zu machen. Am Dienstagmorgen rufen wir ihn an. Mittwoch soll es so weit sein. Am Dienstagabend ruft er an, es wird nun doch Donnerstag. Danach wissen wir, die Einspritzdüsen waren es nicht. Als der Mechaniker uns fragt, ob der schwarze Abgas-Qualm nicht vielleicht doch einfach normal sei, und uns vorschlägt bei 30kn Wind eine Probefahrt zu machen, beschließen wir die Zusammenarbeit vorerst auf Eis zu legen. Er bekommt sein restliches Honorar und hat es eilig von Bord zu verschwinden. Wir sind also weiterhin in der Warteschleife und hoffen, dass wir das Problem nach Ostern finden. Inzwischen haben wir sehr viele Menschen gefragt und einige gute Hinweise bekommen.

Arbeit am Motor

Während wir warten geben wir uns Mühe das Leben zu genießen und andere Dinge zu erledigen. Gerne würden wir noch einmal ausgiebig in der Lagune segeln und ein Auto mieten, doch wir mögen keine Pläne machen, bevor unser Motorproblem nicht gelöst ist.
Es wird Zeit unsere Proviantschapps zu füllen. Nouméa ist ein guter Ort zum Einkaufen, es gibt praktisch alles was ein europäisches Seglerherz begehrt. Allerdings sind die Preise hoch.
Und in den letzten Wochen sind die Preise noch einmal deutlich gestiegen. Der Kaffee, der bei unserer Ankunft 1200 CPF kostete, dann 1400 kostet jetzt 1700 (ungefähr 14 Euro. Wir reden über 500g). Unser Lieblingskaffee, den auch das Café auf dem Markt verwendet liegt im Supermarkt bei fast 20 Euro. Dass die Nahrungsmittel, die aus Europa importiert werden teuer sind, leuchtet ein, weshalb auch einheimisches Obst und Gemüse so teuer ist, kann ich nicht so recht nachvollziehen.
Wir sind keine Freunde dieser „Provisioning Runs“, bei denen viele Einkaufswagen mit Lebensmitteln auf einmal eingekauft werden. Wir kaufen lieber jedes Mal wenn wir unterwegs sind ein paar leckere Dinge für den Vorrat.
Nach unseren Kürbis-Einkoch-Exzessen gibt es nur noch wenige leere Gläser an Bord. Ich koche einen großen Topf Gulasch und fülle die letzten drei. Das hätte man natürlich auch an einem Tag machen können, an dem wir nicht schon vor dem Einschalten des Herds 33 Grad unter Deck hatten.
Leider hatten wir gleich mehrere Zwischenfälle mit unangenehmen Gästen. Schon vor Weihnachten hatten wir Chia-Samen gekauft und fanden es gut, dass es diese unverpackt gab und wir sie uns selbst abfüllen konnten. Als sich dann darin bewegte, waren wir nicht mehr so erfreut. Kurz darauf verfütterten wir unser Mehl an die Fische, weil wir darin Gespinste und Larven fanden.
Letzte Woche hatten wir unter anderem Knäckebrot gekauft (sehr wichtig, teuer und schwer zu bekommen). Am Tag nach dem Einkauf schaue ich zufällig in den Schrank und sehe einen Käfer in der Tüte, in der ich das Knäckebrot-Paket glücklicherweise verpackt hatte. Wir wissen nun, dass die kleinen Käfer bei Wärme versuchen aus der Tüte zu kommen. Leider waren nicht einige, sondern hunderte Käfer im geliebten Knäckebrot. Es wanderte also in die Mülltonne. In den Haferflocken waren nur wenige Käfer unterwegs, die Nobbi rausgesammelt hat. Ich habe die Haferflocken hinterher in kleinen Portionen erhitzt, um sicher zu sein, dass da nicht doch jemand überlebt, der sich dann vermehrt. Aber schön ist das natürlich nicht und vermutlich auch nur begrenzt gesund. Haferflocken in Dosen oder Plastik sind bei uns plötzlich sehr gefragt.

Die Guten ins Töpfchen… Nobbi sortiert Haferflocken

Die ersten Boote sind schon unterwegs, heute sind wieder Yachten angekommen. Und die Kanadier mit ihrer Idlewild, die ein paar Wochen am Ende des Stegs lagen, haben sich auf den Weg nach Australien gemacht. Die Idlewild ist ein bemerkenswertes Boot. Ein schlankes Motorboot aus Alu, das die Nachbarn der heutigen Eigner gebaut haben und damit bereits einmal um die Welt gefahren sind. Die heutigen Eigner mögen es etwas wärmer und planen, anders als ihre Vorgänger, nicht durch die Nordwestpassage zu segeln. Wir haben einen netten Nachmittag bei Tex und Grete an Bord verbracht und das Buch geschenkt bekommen, das von der erste Reise handelt. Es beginnt damit, dass die Familie 1000 Meilen mit einem Floß in der kanadischen Wildnis zurückgelegt hat, um herauszufinden, ob es möglich ist mit dem Boot von Alberta in die Beringstraße zu fahren. Wir hatten einen Nachmittag voller unglaublicher Geschichten.

Die Idlewild
Auf dem Weg zur Tankstelle und dann nach Australien

Letzten Freitag hatten wir hier eine Pontonnade. Ein neues Wort. Die Französische Variante eines „Potlucks“ auf dem Steg. Man trifft sich auf dem Steg und jeder bringt etwas zu essen mit. Unsere direkten Nachbarn hatten dazu aufgerufen. Ein Handwagen diente als Buffet, jemand brachte einen Tisch für die Getränke mit, ein anderer eine Lampe und eine Verlängerungsschnur. Das war ein sehr netter Abend, an dem wir viele Bewohner unserer kleinen „Reihenhaussiedlung“ (besser) kennengelernt haben.

Einladung zur Pontonnade auf Steg B
Eine gute Gelegenheit für Pizzarolle „Marisol“

Wir wünschen euch schöne Ostertage!