Wetter, ein neues Telefon und eine Beinahe-Rettung

Letzte Woche haben die beiden Zyklone Judy und Kevin das Geschehen auf der Wetterkarte bestimmt. Wir hatten Glück, es gab zwar Vorwarnung und die Aufforderung das Wetter zu beobachten, aber es blieb bei ein paar schwülen und regnerischen Tagen. Weniger Glück hatte Vanuatu. Die beiden Wirbelstürme sind in wenigen Tagen auf sehr ähnlichem Track über den Inselstaat gefegt. Beide Stürme waren mit Kat 3-4 bzw. 4 (das Ganze ist etwas verwirrend, weil es verschiedene Skalen gibt) recht stark. Kevin erreichte sogar kurzzeitig Kat 5, zum Glück aber erst, als er sich auf dem insellosen Ozean austobte.
Zyklon Freddy bricht gerade alle Rekorde im Indischen Ozean. Der Sturm wurde Anfang Februar zwischen Indonesien und Australien auf dem indischen Ozean geboren. Nachdem er den ganzen Indischen Ozean überquert hatte, überquerte er Madagaskar und traf in Mozambique den afrikanischen Kontinent. Normalerweise „sterben“ diese Stürme über Land. Freddy jedoch hat neue Energie bekommen, ist umgekehrt, hat wieder die Straße von Mosambik überquert, wieder Madagaskar getroffen, wieder kehrt gemacht und trifft nun wieder das Festland. Seit ein paar Tagen ist trägt er den zweifelhaften Titel des am längsten lebenden Zyklons.
Wetterseitig ist es gerade ruhig bei uns, so darf es gerne bleiben. Wir tüddeln uns durch den ganz normalen Langfahreralltag mit Bootsarbeiten, Wäsche waschen, Steuererklärung und gelegentlich einem Mittagessen im Schatten der großen Bäume auf dem Place de Cocotiers.
Nobbis Handy hat ein Bad genommen. Nein, es ist nicht ins Hafenbecken gesprungen, sondern ist ins Süßwasser gefallen. Trotz umfassender Wiederbelebungsversuche konnten wir es nicht retten. Das neue Telefon einzurichten war nicht ganz trivial, schließlich haben wir hier ein schwaches WLAN und keine Möglichkeit SMS zu empfangen, was ein Manko beim Freischalten unterschiedlichster App ist. Wir haben wieder ganz viel gelernt und Nobbi ist wieder rundum einsatzfähig. Es ist schon beruhigend, wenn man wieder Zugriff auf seine Konten hat…
Gestern Morgen sind wir um halb sechs aus dem Bett gefallen. Wildes Gehupe. Hier wird ausgiebig protestiert. Also haben wir beim Frühstück recherchiert, Grund für die Proteste ist eine Reform der Krankenversicherung. Die Anhebung der Beiträge trifft unter anderem die Fahrer der Minen, dementsprechend imposant sind die Fahrzeuge, die hupen und Kreuzungen und Durchfahrtsstraßen lahmlegen.
Mittags hatten wir Besuch vom großen Lotsenboot. Ein wenig peinlich. Für uns. Vor ein paar Tagen, als wir beide mitten in einer blöden Reparatur steckten, stelle Nobbi fest, dass eine meiner Schwimmesten sich aufgeblasen hatte. Die Salztablette war zerbröselt. Wir beschließen es als Wartung einzustufen. Sie bläst sich auf und hält die Luft, also ist sie in Ordnung. Bevor wir sie nun wieder richtig zusammenlegen und wegpacken, wollen wir die persönlichen AIS Signale testen. Die Dinger sind in der Schwimmweste befestigt. Sollte ich ins Wasser fallen, soll das Ding ein AIS Signal senden und Nobbi helfen mich wiederzufinden. Natürlich hat Nobbi auch eins. Während wir versucht haben rauszufinden, wie man die kleinen Geräte testet, haben wir wohl eins ausgelöst. Die Crew des großen Lotsenbootes hat unser Signal gesehen und ist mal kurz vorbeigekommen. Sie waren übrigens sehr freundlich und haben nur gelacht.
Auf dem Weg zum Schiffshändler kommen wir an einer Schiffstaufe vorbei. Der Zoll hat ein neues Boot bekommen, das nun getauft wird. Die Zöllner tun uns ein wenig leid, müssen sie doch in der prallen Sonne warten. Für wichtige Leute und die Gäste gibt es schattenspendende Pavillons. Wir beobachten das Geschehen aus dem Schatten einer Palme. Neben uns stehen zwei Möwen. Sogar den Vögeln ist es zu warm in der Sonne.

Warten auf die Taufzeremonie