Hasen und Haie

Es wird wirklich Zeit für eine Wasserstandsmeldung von uns. Während Nobbi auf unsere Mari aufgepasst hat, durfte ich meine Schwester und ihre Familie in Singapur besuchen. Nobbi hat unsere Mari nicht nur bewacht, sondern war auch sehr fleißig und hat viele kleine Arbeiten erledigt. Unser Herd ist so sauber, dass ich mich kaum noch traue auf ihm zu kochen, der Motor hat Streicheleinheiten bekommen und Nobbi hat die Lackierarbeiten unter Deck fortgesetzt.
Singapur hat mir wieder außerordentlich gut gefallen. Der Kontrast zwischen alt und neu, zwischen traditionell und modern, das Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen und Religionen, Konsumtempel, Bling-Bling, liebevoll gepflegte Parks, Wanderwege und grüne Oasen. Wenn man eine Stadt schon etwas kennt, hat man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bereits besucht und kann sich treiben lassen. In der National-Galerie gab es eine spannende Führung und natürlich hat meine Schwester mir viele gute Tipps gegeben. Über Singapur gäbe es so viel zu berichten, das würde diesen Bericht sprengen. Ausführliche Singapur-Geschichten findet ihr hier, falls wir mit dem Boot dorthin segeln. Ich wurde verwöhnt und habe den Besuch auch kulinarisch sehr genossen. In Wirklichkeit war ich aber nicht in Singapur, um mir die Stadt anzusehen oder mich durchzufuttern, sondern um Duplo zu spielen, Findus-Bücher vorzulesen, in Pfützen zu springen und Ersatzteile zu besorgen. Wir haben nicht nur ein neues Handfunkgerät, sondern ich habe auch Material für einige kleine Reparaturen mitgebracht, um die wir uns in den nächsten Wochen kümmern werden.
Die Chinese New Year Feierlichkeiten fielen wunderbarerweise in meinen Besuch. Nicht nur in Chinatown, sondern überall in Singapur wurde geschmückt und gefeiert. Über das lange Wochenende waren viele Läden geschlossen (das ist wirklich etwas Besonderes), viele Menschen feiern mit ihrer Familie und überall findet Lion Dance statt. Das Jahr des Hasen wurde ausgelassen begrüßt, auch wenn das Wetter unglaublich schlecht (also regnerisch) war. Wir haben nun einen roten Plüschhasen an Bord, der uns hoffentlich Glück bringt. Von unseren französischen Steg-Nachbarn lernen wir, dass Hasen an Bord Unglück bringen. Segler sind ein ziemlich abergläubisches Völkchen. „Never leave port on a Friday“ kennen wir, Bananen gelten als Unglücksvorboten und Neptun bekommt auch bei uns zu jedem Auslaufen einen Schluck. Sicher ist sicher. Bei den Franzosen gelten Hasen an Bord als schlechtes Omen. Das geht so weit, dass einige lieber vom „Tier mit den langen Ohren“ sprechen, als sie zu benennen. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das im Jahr des Hasen nicht gilt. Der Plüschhase bleibt.
Der Abschied von „meinen Singis“ ist mir sehr schwer gefallen, doch ich freue mich zurück auf Mari und bei Nobbi zu sein.

In Neukaledonien sind nicht Hasen, sondern Haie das tierische Top-Thema. Am vorigen Wochenende gab es einen Haiangriff, hier an einem der Hausstrände Nouméas. Eine Schwimmerin wurde von einem Bullenhai schwer verletzt. Daraufhin war das Schwimmen hier in der Umgebung bis einschließlich Donnerstag verboten. Drei zu zutrauliche Tigerhaie und der Bullenhai wurden getötet. Dieses Wochenende gab es schon wieder einen Zwischenfall, ein Hai hat einen Schwimmer in die Flosse gebissen. Das Badevergnügen, zumindest in Stadtnähe, ist also getrübt.
Es ist heiß. Das ist keine Überraschung, schließlich ist Hochsommer und die Sonne steht fast senkrecht über uns. Im Schatten, bei leichtem Wind lässt es sich aushalten. Normalerweise habe ich kaum Probleme mit Hitze, doch im Moment fällt es mir schwer mich daran zu gewöhnen. Wir lassen es langsam angehen und verbringen die heißen Nachmittage mit einem Buch im Schatten. Die Wettervorhersage lässt auf etwas Abkühlung hoffen und kündigt außerdem ein dickes Tief am nächsten Wochenende an. Hoffen wir, dass es uns nicht zu viel Wind bringt.