Ein kleiner Segel-Ausflug

Das Wetter ist wunderbar und wir haben Lust segeln zu gehen. Früher sind wir manchmal nachts losgesegelt, nachdem wir 750 km aus Frankfurt an die Ostsee gefahren waren. Wir wollten morgens am Anker aufwachen und haben deshalb nach einem Arbeitstag und einer langen Autofahrt noch die Leinen losgeworfen. Jetzt ist das irgendwie mühsamer, wir müssen unser Reihenhaus in ein Segelboot verwandeln, also die Wäscheleine abnehmen und die Plane überm Vorschiffsluk einpacken.

Als Nobbi die Kabelrolle wegräumen will macht sie komische Geräusche, sie ist voller Wasser. Also holt er den Akkubohrer raus und bohrt Löcher, damit das Wasser wieder rauskommt. Die Seekarte auf dem Tablet ist weiß, keinerlei Informationen, entschließt sich nach einem Neustart aber doch die Arbeit wieder aufzunehmen. Wir schalten den Bordrechner ein und das Abo des Seekartenprogramms möchte wissen ob es verlängert wurde, dafür braucht es Internet. Die WLAN Internetverbindung an unserem Liegeplatz ist bescheiden, also müssen wir erst einmal unsere SIM Karte aufladen und ein Datenpaket kaufen. So dauert es etwas bis wir endlich loskommen.
Wir segeln mit Westwind nach Osten und sind eher langsam unterwegs. Zum einen haben wir nicht so viel Wind, zum anderen haben wir den Verdacht, dass unser Unterwasserschiff schon wieder ordentlich bewachsen ist. Trotzdem ist es sehr schön, der Wind schiebt uns und wir werden von einer Delfinfamilie begleitet.
Im Canal Woodin ist richtig was los, die Schnellfähre nach Prony zur Nickelaufbereitungsanlage rauscht mit 32kn vorbei. Während wir darüber nachdenken, dass uns einige Linien in Deutschland einfallen, wo eine so flotte Fähre auch ein Gewinn wäre, kommt ein hübsches kleines Containerschiff vorbei. Wir biegen ab und ankern nördlich von Ouen. Kaum ist der Anker nass, badet auch Nobbi. Das Leben am Anker ist einfach schöner.
Am nächsten Morgen segeln wir nach Ilot Casy in der Baie de Prony. Wir segeln hart am Wind und freuen uns mal wieder darüber, dass unser kleines Fahrtenschiff so viel Spaß unter Segeln macht. Die kleine Insel mit seinem Bojenfeld hatte uns schon bei den letzten Besuchen so gut gefallen und es ist schön wieder hier zu sein. Auf dem Nachbarschiff sind vier kleine Jungs, die mit enormer Ausdauer schwimmen, paddeln, rudern und toben. Wir verausgaben uns beim Putzen des Unterwasserschiffs. Der blöde australische Kalkröhrenwurm hat sich schon wieder ausgiebig ausgetobt. Die Doktorfische, die aussehen wie Dory: blau mit gelben Brustflossen, sind sehr interessiert an allem was wir vom Rumpf kratzen. Warum können sie das Zeug nicht direkt vom Rumpf knabbern, das wäre doch die Lösung. Statt Antifouling zu malen, könnten wir einen Fischschwarm mitnehmen der Maris Bauch pflegt.
An diesem Tag lese ich ein ganzes Buch. „Das Lächeln der Vergangenheit“ von Birgit Weidt hatte ich Nobbi vor 2 Jahren geschenkt, es angelesen und es dann zur Seite gelegt. Es gibt nur wenige Bücher über Neukaledonien. Nun hat Nobbi ein Exemplar hier im Bücherregal gefunden und es gelesen, also gebe auch ich ihm eine zweite Chance. Ich bin nicht begeistert, mir gefällt der Schreibstil nicht und mir fallen einige Ungereimtheiten und Fehler auf. Doch jetzt wo wir viele Orte bereits kennen oder zumindest wissen wo sie sind, finde ich es interessant mehr über das Leben in den Stämmen der Kanaks zu erfahren.
Der Abend an der Boje ist so schön, dass wir gar nicht reingehen mögen und lange im Cockpit sitzen. Deshalb gibt es unser Abendessen – gebratene Auberginen – sehr spät. Aber was macht das schon?

Wie geplant dreht der Wind auf Südost, wir kreuzen aus der Baie de Prony und gehen dann vor den Wind. Der Strom schiebt uns bei moderatem Wind durch den Canal Woodin. Der Wind nimmt stetig zu. Deutlich merken wir, dass wir Mari vom Bewuchs befreit haben, wir rauschen dahin. Schließlich binden wir ein Reff ein, inzwischen haben wir satte 6 Bft. Wir sichten Delfine, Schildkröten, Seeschlangen und viele treibende Kokosnüsse. Lagunensegeln. Beide genießen wir das Segeln und geben den Platz am Ruder nur ungern her. Wie so oft, wenn es schön ist, sind wir zu schnell wieder an unserem Liegeplatz in der Marina.