Ankerwinsch und Kunstgenuss

Als wir unsere Mari gekauft haben, hatte sie eine mechanische Ankerwinsch. Auf der Ostsee haben wir mit einem Kettenvorlauf und einer Ankerleine geankert und waren damit zufrieden. Für unsere große Reise haben wir uns eine lange Ankerkette gekauft und die elektrische Ankerwinsch eingebaut. Das Relais sitzt seitdem im Ankerkasten und ist nicht immer ein Quell der Freude. In Brasilien haben wir es schon einmal ersetzt, immer wieder gab es mal Probleme mit Korrosion. Die Kontakte haben wir schon einige Male neu gemacht, trotz verschiedener Versuche das Ganze mit „flüssigem Isolierband“ oder größerer Mengen Silikon wasserdicht zubekommen, hat Nobbi es gelegentlich mit dem Schraubenzieher überbrückt. In Opua haben wir uns mit unserem Nachbarn, der nicht nur ein großes Motorboot hat, sondern auch eine kleine Werft, darüber unterhalten. Er hatte das gleiche Problem und irgendwann keine Lust mehr. Er gab uns den Tipp das Relais vom Ankerkasten in die vordere Kammer zu verlegen.
Eigentlich ist alles ganz einfach, wir müssen nur zwei Löcher ins Schott bohren und neue Kabel verlegen. Das wir neue Kabel brauchen schmerzt etwas. Die fünf Meter Kabel kosten (inklusive der Kabelschuhe) stolze 180 Euro… Am ersten Tag baut Nobbi die alten Kabel aus. Das schwarze Minus darf liegen bleiben, aber die roten zwischen Winsch und Relais (für vorwärts und rückwärts, bzw. hoch und runter) sind zu kurz und wir bohren die Löcher. Am zweiten Tag laufen wir zum Schiffshändler kaufen die sauteuren Kabel und beginnen mit dem Einbau. Leider bekommen wir die neuen Kabel nicht in die Winsch ohne sie vom Deck zu lösen. Mittendrin beginnt es zu regnen. Nicht so schön für einen Elektromotor, dessen Gehäuse wir abgebaut haben. Wir ziehen eine Mülltüte und die Schutzplane vom Außenborder über die Winsch und hoffen auf besseres Wetter. An Tag drei stellen wir fest, dass wir den Deckel nicht wieder auf die Winsch bekommen ohne die ganze Winsch nochmal vom Deck zu lösen, leider hatten wir sie am Tag zuvor liebevoll mit Sikaflex wieder aufs Deck geklebt. Nach einigem Gewürge und vielen Flüchen sind die neuen Kabel angeschlossen und die Winsch steht wieder an Deck, frisch verklebt und natürlich geschraubt. Dieses Sikaflex (so eine Dichtungsmasse aus der Kartusche) klebt wie der Teufel. Vor allem da wo man es nicht haben will. Ich hatte nicht nur welches am Rock, sondern auch in den Augenbrauen. Warum der Platz in der Ankerwinsch eigentlich nur für dünne Kabel reicht, wo hier doch recht viel Strom fließt und daher die Kabel ordentlich dick sein sollten, hat bestimmt einen Grund. Wir kennen ihn nicht. Dadurch, dass wir die Winsch vom Deck lösen mussten, haben wir festgestellt, dass einer der vier Haltebolzen abgerissen war. Materialermüdung. So war das doch für irgendwas gut.
Wir sind gespannt wie sich diese neue Installation bewährt.

Die ToDo-Liste ist bei uns, wie auf den meisten Langfahrern, immer lang. Und wächst schneller als man sie abarbeiten kann. Doch wichtiger als die Liste der anstehenden Arbeiten sind uns die kleinen Entdeckungstouren. Dafür, dass Nouméa so eine kleine Stadt ist, gibt es erstaunlich viel zu sehen. Die Art-Factory, eine kleine Galerie, stellt gerade ganz interessante Bilder aus. Die Porträts Japanischer Frauen sind mit der Nähmaschine auf Stoffe mit unterschiedlicher Textur genäht. Eine tolle Idee.
Im Maison Higginson gibt es eine Ausstellung mit Werken des französischen Malers Gaston Roullet der Neukaledonien 1889 besucht und gemalt hat. Wir erfahren einiges über das bewegte Leben des Malers und über Neukaledonien im 19. Jahrhundert. Neben der Ausstellung ist auch das schöne Gebäude aus dem 20. Jahrhundert sehenswert.

Schön glatt abgerissen, Dieser Bolzen diente nur noch der Dekoration.