Das Wetter ist nicht auf unserer Seite. Vorletzte Woche war durchwachsen, die letzte dann noch schlimmer. Montag letzter Woche war es zwar trocken, den ganzen Tag wurde es nicht wärmer als 12 Grad, obwohl der Wetterbericht uns 17 Grad versprochen hatte. Am Dienstag regnete es vormittags leicht, nachmittags ergiebig. Mittwoch war es nachmittags zwei Stunden trocken und hat sonst geregnet. Am Donnerstag hat es fast durchgehend gegossen. Das war immer noch besser als Freitag. Da hat es gegossen und gestürmt.
Das Wochenende war trocken und am Samstag schien sogar den ganzen Tag die Sonne! Gestern hat es erst geregnet und dann wieder gegossen und gestürmt. Noch schlimmer als am Freitag. Die ganze Nacht hat das Schiff in den Böen vibriert und ich habe wenig geschlafen.
Das nasse Wetter wäre schon störend, wenn wir nicht an Land stehen würden. Während der Werftzeit ist es aber richtig doof. Wir haben ein wenig Zeitdruck und wir wollen schnell wieder ins Wasser, weil das Leben auf einem schwimmenden Schiff einfach schöner ist als das an Land. Viele Arbeiten können wir nur bei trockenem Wetter machen. Einige Dinge für die es eigentlich trocken sein sollte, machen wir unter suboptimalen Arbeitsbedingungen, zum Beispiel dichten wir die Püttinge im Regen ab. Alte Dichtungsmasse rauskratzen, einen Moment mit wenig Regen abpassen, den Arbeitsbereich trocken legen, neue Dichtungsmasse auftragen, Abdeckungen anschrauben. Nobbi lötet den Antennenstecker für die VHF-Antenne im Mast unterm Regenschirm und die Borddurchlässe im Motorraum montieren wir im Sturm, was besonders für den der draußen steht wenig lustig ist.
Oft ist es abends sternenklar, aber im Dunkeln nützt uns trockenes Wetter nichts. Ein Nachbar auf der Werft hat sein Antifouling spätabends im Flutlicht seiner Autoscheinwerfer gemalt. Das war die einzig trockene Phase bevor es für ihn wieder ins Wasser ging.
Manchmal waschen wir Wäsche, nur damit diese hinterher in den Trockner kann. Im Boot haben wir keine Chance die ganzen nassen Arbeitsklamotten, Lappen und Fußabtreter wieder trocken zu bekommen.
Das trockene Wochenende haben wir für einen Marathonarbeitseinsatz genutzt. Am Samstag wurde der Mast gestellt und wir haben Antifouling gemalt. Sonntag haben wir unser Rigg weitgehend zusammengebastelt, also Baum und Großsegel angeschlagen, Leinen sortiert und eingezogen. Und wir haben den Rumpf fertig poliert und begonnen zu wachsen. Bis es so dunkel wurde, dass wir nicht mehr gesehen haben wo wir schon waren.
Die Aussichten sind gar nicht so schlecht. In den nächsten Tagen wird es zwar nicht trocken bleiben, aber es ist weder Starkregen noch Sturm angesagt. Und wir sind trotz des bescheidenen Wetters gut vorangekommen, so dass Mari bald wieder ins Wasser darf.
Heute wollten wir eigentlich eine Wanderung machen. Entscheiden uns nach den schweren Regenfällen der Nacht aber dagegen und fahren mit dem Bus nach Kerikeri. Eine gute Idee, zum einen regnet es während der Busfahrt, zum anderen sehen wir überall die Überschwemmungen. Unseren Kaffee haben wir dann im strahlenden Sonnenschein auf einer Bank in Kerikeris Hauptstraße getrunken. Gar nicht schlecht dieses Neuseeland – sobald die Sonne scheint.
Und die Kiwis? Die mögen den Regen auch nicht. Die Schuhmode ist sehr pragmatisch, auch jenseits der Werft. Gummistiefel und Flipflops sind bei Regen üblich. Gummistiefel gehen auch hervorragend mit kurzen Hosen. Kinder laufen häufig auch im strömenden Regen bei 12 Grad barfuß. Die Läden bitten darum, dass man seine schlammigen Gummistiefel vor der Tür lässt. Und das wird dann auch gemacht. Im Vorraum der Bücherei standen drei Paar. Unser Radiosender berichtete, dass es im Juni nur zwei Tage ohne Regen gab. Hoffen wir, dass es im Juli mehr werden.






