Mari ist wieder ein Segelboot

Wir haben unseren Mast zurück. Das ist ein gutes Gefühl. Damit sind wir dem Ende der Werftzeit ein ganzes Stück näher gekommen.

Als wir noch eine Wochenendbeziehung zu Mari gepflegt haben und sie die Winter in Norddeutschland in der Halle verbracht hat, haben wir jedes Jahr den Mast gelegt. Im Norden Deutschlands ist das ganz normal und wenn das Boot in die Halle soll, oder auf der Straße transportiert wird, gibt es auch keine Alternative. In den meisten anderen Segelgebieten bleiben die Masten stehen, wenn die Boote an Land gestellt werden. Das hat den Vorteil, dass man weniger Arbeit hat und weniger kaputt geht. Es gibt schon mal Schäden beim Legen oder Stellen der Masten (eher nicht am Mast, aber an den Drähten oder dem angebauten Getüddel) und sicherlich auch beim Lagern. Ein großer Nachteil ist, dass man vieles eben besser am liegenden Mast checken kann und einige Dinge sich am stehenden Mast nicht reparieren lassen.

Wir hatten einen Rigg-Check vom Profi machen lassen bevor wir Neuseeland 2019 verlassen haben, er war im Großen und Ganzen zufrieden, hatte aber neben einigen Kleinigkeiten ein gebrochenes Kardeel im Mittelwant gefunden. Wir haben alle Wanten getauscht, die meisten bevor wir abgefahren sind, das letzte jetzt nach unserer Rückkehr. Das können wir (auch dank der Maststufen) gut selbst machen. Aus Deutschland haben wir einen neuen Selden-Lümmelbeschlag mitgebracht. Das ist die Verbindung zwischen Mast und Baum. Der alte war schon etwas abgenutzt. Den haben wir ebenfalls selbst ersetzt. Wie gut, dass die Nietenzange mitkommen durfte. Somit waren wir mit unserem Rigg eigentlich ganz zufrieden und es stand nichts mehr auf der Arbeitsliste. Bis wir das neue Großsegel bekommen haben. Als es „anprobiert“ wurde und wir das neue Segel hochziehen wollten, hat Nobbi mit aller Kraft kurbeln müssen. Das ist nicht normal. Daraufhin war er im Mast und hat sich die Rolle angeschaut. Die wollte nicht mehr rollen. Auch wenn sie sich nach einer Kur mit Silikonspray am nächsten Tag wieder etwas kooperativer zeigte, beschlossen wir das Problem anzugehen.
Ursprünglich wollten wir schon in Panama den Mast legen, doch dort war es teurer den Mast zulegen als das Boot an Land zu stellen. Wir fanden das zu teuer, tauschten die Leinen, so dass das Großfall eine funktionierende Rolle hatte und verschoben die Baustelle.
Ihr ahnt es schon – hier ist es noch deutlich teurer als in Panama. Aber nun sollte es gemacht werden.

Letzten Dienstag kam Paul und hat unseren Mast gelegt, nachdem wir alles vorbereitet hatten. Wir haben also Großsegel und Baum abgeschlagen, die Achterstagen schon etwas gelöst, die Amateurfunkantenne abgebaut, alle Kabel getrennt und aus der Decksdurchführung gezogen und alle Leinen aus ihren Rollen gezogen und an den Mast gebunden. Das Mastlegen dauerte keine Stunde, obwohl unser Boot zu der Zeit schon an Land stand und ein Kran kommen musste. Es verlief super professionell und Boot und Mast wurden so gut behandelt, wie man es sich wünscht. Wenn der Rigger barfuß aber mit Helm in den Mast klettert, weiß man, dass man in Neuseeland ist.

Eigentlich wollten wir nur eine Rolle tauschen. Dafür musste der Topbeschlag vom Mast abgenommen werden. Also mussten wir alle Fallen ausscheren, 2 Nieten ausbohren, den Windex abschrauben, die UKW-Antenne abbauen, die Bolzen von Vor- und Achterstag ziehen, die Ankerlampe abbauen (und darin den eigentlichen Sockel mit der Birne) und schon konnten wir die vier Bolzen vom Top-Beschlag lösen. Während wir gewartet haben, dass die neuen Rollen kommen, haben wir ein wenig am Masttop gebastelt. Wir hatten einen viel zu langen Querträger oben im Top, den wir nun deutlich verkürzt haben. Die Halterung der UKW-Antenne ist nach innen gerutscht, hier durfte Nobbi wieder nieten, und der Stecker wurde neu angelötet. Alle Leinen wurden gewaschen und alle Beschläge, an die wir nicht vom Deck herankommen, haben wir poliert. Der Wechsel der Rollen war dann etwas fummelig aber schnell gemacht. Am Ende gab es noch ein neues Großfall, das neue ist etwas dünner als das alte. Nun sollte sich das neue Großsegel quasi von alleine setzen. Wir freuen uns darauf es auszuprobieren.
Noch steht der Mast etwas schief und ist leicht gebogen. Wenn Mari wieder im Wasser liegt kommt Paul nochmal vorbei und stellt ihn gerade hin.

Der Mast wird gelegt
Diese kleine Rolle macht den ganzen Ärger
Die sieht wirklich nicht mehr gut aus
Endlich, der Mast kommt wieder an Bord und Marisol ist wieder ein Segelboot!