Galapagos

Frühmorgens nehmen wir ein Taxi zum Flughafen und fliegen via Guayaquil nach Baltra in Galapagos. Hier beginnt unsere Rundreise per Kreuzfahrtschiff. Die Santa Cruz II ist für die nächste Woche unser Zuhause. Das 70m lange Schiff ist gegen unsere Mari ein Koloss, für einen Kreuzfahrer eher ein Zwerg. 90 Passagiere haben Platz an Bord, doch wir sind nur 40 Gäste und haben es so nun sehr familiär.
Das Programm ist abwechslungsreich und straff. Die Tage sind prall gefüllt mit kleinen Wanderungen, Strandspaziergängen, Bootsfahrten, einigen längeren Ausflügen und Schnorcheltouren. Jeder Tag ist anders, manchmal findet die erste Wanderung schon vor dem Frühstück statt. Uns gefällt es, schließlich wollen wir möglichst viele Tiere sehen. Unsere Tour führt uns durch die östlichen Inseln des Archipels. Die Inseln sind ganz verschieden, die höheren haben eine tiefgrüne satte Vegetation, die flachen Inseln ganz im Osten bekommen nur selten Regen ab und sind trocken und karg.
Jeder Landgang beginnt mit einer Schlauchbootfahrt. Die Santa Cruz II geht in einer Bucht vor Anker und die Passagiere werden mit Schlauchbooten auf die Insel gebracht. Vor jeder Landung stellt sich die Frage „Wet Landing“ oder „Dry Landing“, barfuß bleiben oder Wanderschuhe anziehen, am Strand ins Wasser hüpfen oder vom Boot auf die Steine klettern.

Das Highlight jeden Ausflugs sind natürlich die Tiere, dafür sind wir alle hier. An wenigen Orten kommt man wilden Tieren so nah. Viele Tiere haben eine ganz geringe Fluchtdistanz. Die Regel lautet 2m Abstand von allen Tieren. Wenn Tiere auf dem Weg sitzen, muss man sie also vorsichtig umrunden. Und ich glaube sie wissen das. Ein Tölpel Paar sitzt mittig auf dem Weg um uns dabei zusehen wie wir um sie herumlaufen. Ich stelle mir vor, wie sie sich beim Frühstücksfisch überlegt haben heute mal Touristen anzugucken.

Fregattvögel sind elegante Flieger und gerissene Jäger. Sie fangen den Großteil ihrer Nahrung im Flug oder jagen anderen Seevögeln ihre Beute ab. Zwei engverwandte Spezies leben auf den Galapagos. Auf Seymour Norte besuchen wir eine Kolonie und lernen viel über ihr Sozialleben und können sie beim Balzen beobachten. Die Männchen pumpen einen gewaltigen roten Sack am Hals auf, die Fregattvögel Frauen fliegen über der Kolonie und halten nach einem imposanten Mann Ausschau. Falls eine Fregattvogel Frau einen tollen Mann sichtet, landet sie neben ihm und begutachtet sein Nest. Nur ein Fregattvogel Mann mit einem soliden Eigenheim kann überzeugen.
Auch die Blaufuß-Tölpel haben ein tolles Balzritual. Die Tölpelmänner versuchen ebenfalls die Frauen mit ihrem Körper zu beeindrucken. Genauer gesagt mit den Füßen. Leuchtend Türkis sollen sie sein. Sie tanzen voreinander und wenn die Frau nicht abgeneigt scheint, versucht der Mann mit einem Geschenk zu überzeugen und präsentiert seiner Auserwählten ein Stöckchen oder einen Stein.
Uns kommt das alles bekannt vor. Vögel sind eben auch nur Menschen.

Tölpel sind weit verbreitet, Basstölpel sind die einzigen europäischen Vertreter und brüten auch auf Helgoland. Die Blaufuß-Tölpel sind schon besonders cool mit ihren unwirklich blauen Füßen, die Rotfuß-Tölpel, die im Gegensatz zu den blauen Kollegen in Bäumen brüten, haben mir auch gefallen. Am meisten haben mich aber die Nazca-Tölpel begeistert. Sie brüten in großen Kolonien. Und sehr elegant in ihrem schwarz weißen Outfit. Die Küken sind schnell fast so groß wie ihre Eltern, sehr fluffig und nicht sehr hübsch.

Natürlich stehen auch die Riesenschildkröten auf dem Programm. Wir besuchen eine Station auf San Cristobal, die Charles Darwin Forschungsstation auf Santa Cruz und ein Gelände auf dem die Schildkröten mehr oder weniger frei leben. Wir lernen einiges über die noch lebenden 11 Arten und wie sie sich an die jeweilige Vegetation auf ihrer Insel angepasst haben. In Gummistiefeln folgen wir ihnen über eine Wiese und sehen den Riesen beim Baden zu. Die langsamen Viecher können sich schneller bewegen als gedacht. Ein großes Männchen „rennt“ los, als es ein hübsches Weibchen erspäht, das aber noch schneller ist und anscheinend keine Lust auf das riesige Männchen hat. In der Charles Darwin Station wird der Nachwuchs verschiedener Schildkrötenarten aufgezogen, um die Tiere später wieder auszuwildern. Außerdem gibt es dort eine informative, kleine Ausstellung.

Viele der Tiere sind endemisch auf Galapagos, das heißt sie kommen nur hier vor, nirgends sonst.
Das gilt auch für die verschiedenen Drachen. Drei Spezies Landleguane gibt es auf den Inseln. Sie werden bis zu 1,20 m lang und über 50 Jahre alt. Sie sind überhaupt nicht scheu und sehen immer aus als würden sie lächeln. Ihre Leibspeise sind Opuntien, diese wehren sich mit langen Stacheln, die die Leguane allerdings nur eingeschränkt beeindrucken. Santa Fe Leguane und Galapagos Leguane sind gelb-braun und leuchten in der Sonne.
Ihre schwimmenden Kollegen sind schwarz, das hilft ihnen, sich in der Sonne aufzuwärmen. Nur zur Paarungszeit färben sich die Männchen rot und grün. Die Meerechsen auf den Galapagos sind die einzige Leguan-Art weltweit, die ihre Nahrung im Meer findet. Eine dreiviertel Stunde können sie im Wasser bleiben und 30 m tief tauchen, dann müssen sie sich wieder aufwärmen. Sie sehen urzeitlich und wild aus. Wir hatten Glück und haben sogar eine unter Wasser gesehen. An Land kann man sie nicht übersehen, sie liegen überall auf den Felsen herum.
Alle Galapagos-Echsen haben einen gemeinsamen Vorfahren. Evolutionär gesehen trennten sich die Wege von Meer- und Landechsen vor 4,5 Mio. Jahren.

An den Seelöwen kann ich mich nicht satt sehen, sie sehen so fröhlich aus. Sie spielen im flachen Wasser und wälzen sich im Strand. Die Jungen warten darauf, dass die Mütter von der Jagd zurückkehren. Nur wenn ein Männchen Konkurrenz an seinem Strandabschnitt wittert sollte man sich in Acht nehmen. Eines der Highlights der Reise war das Schnorcheln mit den Seelöwen. Wir hatten Glück, dass ein großes Weibchen Lust hatte mit uns zu spielen. Sie umkreist uns, taucht unter uns durch, rollt sich um die eigene Achse, taucht wieder auf und wundert sich, dass wir so schlechte Schwimmer sind, auch wenn wir uns alle Mühe geben eine gute Figur zu machen. Ein unvergessliches Erlebnis! Auch sonst war das Schnorcheln toll, große Artenvielfalt unter Wasser, gewaltige Schwärme und viele Individuen. Es macht sich bemerkbar, dass hier nur sehr eingeschränkt gefischt werden darf.

Wir haben noch so viele andere tolle Tiere gesehen, wie den Galapagos Bussard, den es nur hier gibt, verschiedene Spottdrosseln, darunter eine Art, die einen so spitzen Schnabel hat, dass sie Blut von anderen Tieren trinken kann, die berühmten Darwin-Finken, Galapagos Seebären, eine kleine Schlange und die flinken Lavaechsen.

Die verzauberten Inseln haben auch uns bezaubert. Wir haben die Woche an Bord mit den wunderbaren Ausflügen sehr genossen. Das war auf jeden Fall ein ganz besonderer Urlaub, den ich nicht vergessen werde.
Die Bilderauswahl fällt diesmal größer aus, ich konnte mich einfach nicht entscheiden!