Herbstnotizen

Aus Neuseeland gibt es nichts Neues. Wir gehen davon aus, dass wir noch einige Zeit in Bremen verbringen müssen. Unserem Boot geht es gut. Segler, die in Neuseeland sind, haben sie besucht und uns Fotos geschickt. Zu wissen, dass unsere sich bester Gesundheit erfreut, ist für uns eine große Erleichterung.
Die Tage vergehen schnell und werden schon wieder deutlich kürzer. Zeit für einige Herbstnotizen!

Die Werbung der Bahn – ich kann mich zu einem gequälten Lächeln durchringen

Wir haben eine Postkarte aus Fakarava, Tuamotus, Französisch Polynesien bekommen und uns sehr darüber gefreut. Als wir letztes Jahr dort waren, hätten wir nicht gedacht, dass wir von dem schönen Südsee-Atoll jemals eine Postkarte bekommen würden. Vielen Dank an die Crew der Alrisha.
Als wir vor ein paar Wochen Besuch von Freunden hatten, denen wir natürlich Bremen zeigten, haben wir mal wieder festgestellt, was wir alles nicht wissen. Also haben wir beschlossen unsere Wissenslücken zu füllen und uns für eine Domführung und eine Rathausbesichtigung angemeldet. Jeder Bremer weiß, dass die Henne im zweiten Bogen von links in der Fassade des Rathauses sitzt. Wir haben uns das Rathaus mit seiner schönen oberen Rathaushalle angesehen und viel über eines der schönsten Gebäude Bremens gelernt. Das alte Rathaus wurde 1405 bis 1412 gebaut, im Laufe der Jahrhunderte wurde es umgebaut und erweitert. Die berühmte Fassade, die es zum schönsten Beispiel der Weserrenaissance macht, wurde von 1608 bis 1614 gebaut. Das neue Rathaus wurde von 1909 bis 1913 angebaut.
Bei einer Führung im St. Petri Dom unternehmen wir einen Streifzug durch die unterschiedlichsten Baustile. Im 11. Jhd. wurde eine romanische Kirche gebaut, die in ihrer wechselvollen Geschichte immer wieder umgebaut, renoviert und erweitert wurde. Für jeden ist etwas dabei. Mir gefällt am besten das spätgotische Netzgewölbe des nördlichen Seitenschiffs. Unsere Führung wurde durch ein schönes Orgelkonzert unterbrochen.

Für eine Segeleinladung ist uns fast kein Weg zu weit. Ein Tagestrip führte uns nach Dänemark. Wir bekamen einen wunderschönen Tag auf der Flensburger Förde geschenkt. Sonne, leichter Segelwind und nette Gesellschaft. Es war wirklich sehr schön, auch wenn wir Mari dadurch noch ein wenig mehr vermissen.
Ein berühmtes Segelschiff war in Bremen zu Besuch. Die Rainbow Warrior von Greenpeace lag in der Bremer Innenstadt. Also machten wir an einem furchtbar kalten, grauen Sonntagvormittag einen Spaziergang an der Schlachte, um uns das Schiff anzusehen.

Auch hatten wir wieder einige nette tierische Begegnungen. Lauter plüschige Raupen treffen wir auf unseren Spaziergängen und eine liest sogar Zeitung. Mein Lieblingsexemplar ist gelb und plüschig mit einem roten Pinsel. Die bunte, giftig aussehende Raupe ist ungefährlich und gehört zu einem unscheinbaren grauen Nachtfalter, dem Buchenrotschwanz.
Auf einer unserer Radtouren haben wir einen Seehund in der Weser gesehen. Dass es Seehunde in der Weser gibt ist nichts Neues. So weit landeinwärts, auf der Höhe von Vegesack, haben wir aber noch nie einen gesehen. Eine kleine Recherche hat ergeben, dass die unternehmungslustigen Viecher sogar schon am Weserwehr gesichtet wurden. Dort gibt es zwar eine Fischtreppe aber keine Seehundtreppe, ihnen ist der Weg landeinwärts also verwehrt.
Und, wir haben ein Flusspferd gestreichelt! Meine Mutter hat ein Rendezvous mit einem Flusspferd geschenkt bekommen und wir durften sie begleiten. Im Zoo Hannover haben wir eine Flusspferddame und ihren Pfleger getroffen. Wir haben Himba mit Salat gefüttert und durften sie kraulen und natürlich hat ihr Pfleger uns viel Interessantes über seine Schützlinge erzählt. Auch sonst hat uns der Zoo sehr gut gefallen, was sicherlich auch daran lag, dass es so leer war.
Und dann ist da noch Puschelchen. Da es so aussieht als würden wir den Winter in Bremen verbringen, hat unser Balkon ein Vogelhaus bekommen. Schon am ersten Tag haben die Vögel es besucht und wir sind mit Kleiber, Meise und Zaunkönig bereits gut bekannt. Seit über drei Wochen kommt eine hübsche weiße Taube zum Frühstück und zum Abendessen vorbei. Sie trägt einen eleganten Wintermantel mit dichten Federn an den Beinen und ist recht zutraulich. Vielleicht ist sie irgendwo abgehauen? Bei uns ist sie willkommen, wir freuen uns wenn sie bleibt.

Otti, mein Vater, ist siebzig geworden. Eine angemessene Party schien nicht angebracht, also fand sich schnell eine Mehrheit für eine Moselpartie. Wir buchten eine schöne Ferienwohnung in Pünderich und verbringen schöne Tage an der Mosel. Wir besuchen die Burg Eltz, wandern durch die Weinberge, sehen uns Trier an, essen lecker, feiern Geburtstag und trinken Moselwein.
Burg Eltz konnte niemals erobert werden, sie liegt verborgen in einem Seitental der Mosel. Der Fußweg zur Burg ist sehr schön und auch die Burg ist toll. Sie sieht aus wie man sich eine Burg vorstellt. Der älteste Teil ist ungefähr 850 Jahre alt. Nicht mehr so ganz junge Freunde von Bargeld kennen die Burg vielleicht vom 500-Mark-Schein.
Trier erleben wir zunächst im strömenden Regen. Aber selbst unter so ungünstigen Bedingungen gefällt uns die Stadt, die für sich den Titel der ältesten Stadt Deutschlands in Anspruch nimmt. Wir machen eine kleine Stadtrundfahrt, die uns natürlich an den römischen Baudenkmälern vorbeiführt und an der berühmten Porta Nigra startet. Der Regen lässt nach, wir bummeln über den Marktplatz, laufen durch die Altstadt und sehen uns den Dom an. Die Domkirche ist die älteste Bischhofskirche Deutschlands und außerdem Teil einer der größten Kirchenanlagen Europas.
Natürlich wandern wir durch die Weinberge, genießen tolle Ausblicke auf den schönen Fluss und lernen Interessantes über die leckeren Trauben. Die kleine Geburtstagsreise runden wir mit selbstverständlich mit dem ein oder anderen Fläschchen Moselwein ab.