Frühlingsgefühle in Bremen

Die Zeit vergeht viel schneller als gedacht. Es ist schön einen Sommer in Bremen zu verbringen, auch wenn wir uns darauf gefreut hatten Neukaledonien zu erkunden, nach Vanuatu zu segeln und eine weitere Pazifiksaison zu erleben. Nun ja, es kam anders…
Jetzt haben wir uns sehr darüber gefreut, dass Freunde nach unserer Marisol in Opua gesehen und uns Fotos geschickt haben. Es ist eine große Erleichterung zu wissen, dass es unserem schwimmenden Zuhause gut geht. Trotzdem checken wir jeden Morgen den lokalen Wetterbericht in Opua.

Wir geben uns alle Mühe die uns geschenkte Zeit in Bremen zu genießen. Und sind darin aller meistens auch sehr gut. Der Frühling in heimischen Gefilden darf trotz Corona-Beschränkungen als Erfolg gewertet werden. Unser Balkon ist inzwischen schön begrünt, wir haben sogar einen Kasten mit Kräutern bepflanzt. Die Bisams haben mehrere Junge, die Maikäfersaison ist schon vorüber (sie sind abends immer klangvoll gegen unsere Scheibe geflogen), die Tauben haben ein Nest vor unserem Balkon gebaut, neuerdings bekommen wir Besuch von Bachstelzen und einem Zaunkönig und die jungen Kühe kühlen sich im Graben ab.
Wir freuen uns über die Lockerungen der Kontaktbeschränkungen und die Wiederöffnung der Museen. Wir unternehmen kleine Ausflüge und nutzen die Gelegenheit Familie und Freunde zu treffen.
In Lüneburg erkunden wir die Altstadt und bleiben in einem Buchladen hängen, in Hamburg schlendern wir an den Landungsbrücken entlang. Pünktlich zur vollen Rhododendronblüte gehen wir im Bremer Rhododendronpark spazieren.
Wir feiern unsere Geburtstage im Mai und waren bereits in zwei verschiedenen Tierparks. Der Tierpark in der Lüneburger Heide hat uns sehr gefallen, es zwar noch recht kühl, was uns aber nicht weiter gestört hat. Ich fand es besonders schön, dass wir durch die Gehege laufen konnten und sowohl Hirsche als auch Schweine außerordentlich kontaktfreudig waren und sich bereitwillig haben streicheln lassen.
Unser Wanderführer empfiehlt eine Runde durch den Wald in Hasbruch. Die Tour gefällt uns sehr und natürlich kommen wir an der 1200 Jahre alten Friederiken Eiche vorbei. Die halbe Wanderung stellen wir uns vor, was dieser alte Baum alles erlebt hat. Vom Mittelalter, über den Dreißigjährigen Krieg bis zu Napoleon. Diesmal bemühe ich keinen Neuseelandvergleich, der Baum stand dort schon als die ersten Menschen Neuseeland erreichten.
Das Historische Museum Bremerhaven hat sich eine schöne Ausstellung zum Traditionsseglertreffen SAIL, bzw. gewissermaßen als Ersatz für die nun verschobene SAIL 2020 ausgedacht. Auch die Dauerausstellungen zur Geschichte Bremerhavens, der berühmten Werften und der moderne Museumsbau selbst sind sehr sehenswert. Bei fantastischem Wetter ergattern wir einen Tisch im Fischereihafen von Bremerhaven und genießen den fangfrischen Fisch unterm Sonnenschirm.
An einem verregneten Tag im Mai, kurz nach der Wiederöffnung sind wir die einzigen Besucher im Focke-Museum und werden positiv überrascht. Die Ausstellung zur Bremer Geschichte präsentiert sich nicht verstaubt sondern sehr modern und interessant. Das außergewöhnliche Konzept des Schaumagazins, in dem die zurzeit nicht ausgestellte Stücke eben doch zu entdecken sind macht uns Spaß.
Weiterhin genießen wir die Streifzüge über den Lesum-Deich und durchs Naturschutzgebiet Werderland und die Radtouren in die Umgebung. Manchmal sammeln wir einige Pflanzen, die wir zu Hause mit Hilfe des Bestimmungsbuchs bestimmen. Auch bilden wir uns ein inzwischen schon etwas fitter geworden zu sein.
So schön es bei uns Zuhause ist, so schön ist es auch die Nase rauszustecken. Wir unternehmen einen Wochenendtrip an die Schlei. Nur, dass wir als arbeitslose Langfahrtsegler das Wochenende in die Woche verlegen. Kurzfristig finden wir eine kleine Ferienwohnung. Auf dem Weg nach Norden machen wir einen Zwischenstopp in der schönen Hansestadt Stade. Wir werden eingeladen die „Greundiek“, einen Kümo-Frachter von 1950, zu besichtigen und sehen uns die tolle Altstadt an.
Wir besuchen all die Orte, die wir nur aus dem Winter kennen. Unsere Marisol hatte ihr Winterlager in Arnis an der Schlei und wir haben unzählige Winterwochenenden dort verbracht. Bei sommerlichen Temperaturen ist es noch schöner, ich lasse mir die Gelegenheit nicht entgehen und wage sogar ein Bad in der Schlei. Natürlich machen wir einen Abstecher nach Wackerballig, unseren früheren Heimathafen, und unternehmen einen langen Spaziergang an der Ostsee. In Eckernförde statten wir „unserer“ Albatros, unserem Lieblingsvereinsschiff (Clipper DJS e.V.), einen Besuch ab. Als sich das Wetter verschlechtert, besuchen wir Schloss Gottorf mit dem Museum für Archäologie und dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Schleswig.
Auf dem Rückweg legen wir eine Rast in Hamburg ein und besuchen das Museum für Hamburgische Geschichte. Nobbi war „kürzlich“, ungefähr 1966, hier und will seine Erinnerungen auffrischen. Wir lernen, dass es im 19. Jhd. ein tolles Set aus Holzmodellen zum Nachstellen von Schiffsunfällen bei Seegerichtsverhandlungen gab. Noch mehr beeindruckt hat uns, dass es bereits 1623 eine Lösegeldversicherung gab, die Seeleute freigekaufte, die von Piraten verschleppt wurden. Unser Urteil: auch für Bremer ein empfehlenswertes Museum.

Nun überlegen wir, was wir uns als nächstes ansehen wollen und freuen uns auf die vorhergesagten Sommertemperaturen in der nächsten Woche.