Ab gesehen davon, dass wir nicht hier wollen sein, bzw. eigentlich woanders sein wollten, geht es uns gut. Wir machen uns Sorgen, um die Ausbreitung des Virus und seiner Opfer. Aber auch und vielleicht noch mehr um die massive Einschränkung unserer Freiheit, um den Umgang mit Datenschutz und Selbstbestimmung, um die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes, um die Lust an Verboten und das Aufleben des Denunziantentums. Doch über den Sinn und Unsinn von Corona-Maßnahmen möchte ich mich nicht auslassen, das ist ohnehin überall Thema.
Selbst auf Reisen vermisse ich das Arbeiten ab und zu und hätte Lust ins Labor zu gehen. Eine PCR pipettieren, einen Western Blot machen oder eine Stunde an der Flow in der Zellkultur. Jetzt länger in Deutschland zu sein und nicht zu arbeiten fühlt sich merkwürdig an.
Nun ist es wie es ist. Wir sind in Deutschland und haben Zeit. Es gilt das Beste aus der merkwürdigen Situation zu machen. Noch nie haben wir unsere Wohnung so lange bewohnt. Wir nutzen die Gelegenheit und richten uns richtig ein. Südseebilder befeuern nun das Bootsweh (Heimweh nach dem Boot). Und wir machen, was wir alle machen und gehen in den Baumarkt. Dort trifft man dann auch seine Nachbarn.
Zum Glück haben wir eine schöne Wohnung in einer schönen Umgebung. Wir nutzen das tolle Frühlingswetter für Wanderungen und Fahrradtouren. Entlang der Lesum, Weser, Wümme und Hamme kann man wunderbar radeln und mit Glück ein Eis ergattern. Als wir eine Wanderung entlang der Weser unternehmen wollten, mussten wir feststellen, dass das Betreten vieler Deichabschnitte nur für Bewohner des Landkreises Cuxhaven erlaubt ist. Wir haben schließlich aber doch einen Deich gefunden, auf dem wir nicht nur legal sondern auch ganz allein spazieren gehen konnten. Eine besonders schöne Wanderung haben wir letzte Woche im Hamberger Moor unternommen. Auf den umliegenden Wiesen haben wir Störche und Fasane gesehen, im Moor Blindschleichen und Eidechsen. Fast nirgends ist die Stille so vollkommen wie im Moor. Bei Sonnenschein faszinierend, bei bedecktem Himmel unheimlich und bei Nebel beängstigend. Bei uns war es sonnig, wenn auch kühl, und so hatten wir einen sehr vergnüglichen Ausflug. Und natürlich haben wir die federnden Böden getestet bis wir nasse Füße bekommen haben. Eine Moorleiche haben wir leider nicht gefunden, auch wenn meine Begleiter mich ermutigen wollen auf den Glatzen der Versunkenen übers Moor zu gehen…
Es gibt eine neue Rubrik. Wer Lust auf eine „Lesereise“ hat, lässt sich unter „Bücherschapp“ inspirieren.