Raiatea – schlammiges Wandervergnügen

Mittwoch wird es Zeit für einen Ortswechsel. Wir wollen zur Nachbarinsel Tahaa umziehen. Während wir Anker auf gehen beginnt es zu nieseln. Als wir die Bucht verlassen, trifft uns der Schwell der durch den Pass in die Lagune läuft. Eine unangenehme, erstaunlich hohe Welle schüttelt uns durch. Die Welle nimmt mit der Entfernung vom Pass ab, dafür nimmt der Regen zu. Wir sehen die Fahrwassertonne in 100m Entfernung nicht mehr. Das macht uns keinen Spaß, die Sightseeingtour hatten wir uns anders vorgestellt. Wir fischen in einer kleinen Bucht eine Boje und beschließen die Weiterfahrt zu vertagen. Nachmittags fahren wir mit dem Schlauchboot an Land und laufen bis zu einem kleinen chinesischen Laden der auch nachmittags Baguette verkauft.
Am nächsten Tag zeigen sich noch immer dunkle Wolken, das Frühstück muss wegen Regen wieder unter Deck stattfinden, trotzdem schnüren wir die Wanderschuhe. Es gibt einen Wanderweg, der zu drei Wasserfällen führen soll. Zunächst wandern wir einen breiten Feldweg zwischen Weiden und Feldern bergan. Hier läuft es sich fantastisch, der Blick auf den Bergkamm ist toll und das Pferd auf der Weide lässt sich streicheln. Irgendwann wird der Weg schmaler und führt über den Bach. Oder sagen wir, normalerweise führt er über den Bach. Durch die starken Regenfälle ist der Bach angeschwollen und über seine Ufer getreten. Ich ziehe meine Schuhe aus, um sie trocken auf die andere Seite zu bekommen. Nobbi holt sich einen nassen Fuß als er auf den moosbedeckten Felsen ausrutscht. Auf der anderen Seite wartet ein Rudel hungriger Mücken auf uns. Wir wehren uns mit Mückenspray und versuchen ihnen davon zu laufen. Der Weg wird nicht nur schmaler, sondern leider auch immer matschiger. Wir queren eine Fläche die mit Elefantenohr-Taro bestanden ist. Das ist toll zwischen den riesigen Blättern hindurch zulaufen. (Für alle, die das Klimahaus in Bremerhaven kennen, das fühlt sich an wie auf der Insektenwiese! Für alle anderen, ihr müsst nach Bremerhaven!) Der vermeintliche Wanderweg endet im Nichts, ob wir falsch abgebogen sind? Wir kehren um und testen einen anderen Pfad, als der Matsch uns hier entgegenfließt geben wir auf. Auf dem Rückweg hole auch ich mir einen nassen Fuß. Nun haben wir beide einen trockenen linken und einen nassen rechten Fuß. Wir wandern die Straße entlang, den in der Karte verzeichneten Bäcker gibt es ebenso wenig wie den Supermarkt. Also kehren wir um, kaufen auf dem Rückweg wieder ein Baguette beim chinesischen Laden und kriechen nach Hause. Der Rückweg zieht sich und uns tun die Haxen weh. Wir beschließen am nächsten Tag auf keinen Fall irgendwo hinzulaufen.
Heute Morgen frühstücken wir draußen! Zwar zeigt sich die Sonne nicht, doch der Himmel ein fröhliches hellgrau. Wir wollen weiter ziehen. Das Schlauchboot hängt startbereit hinter Mari, eine Bojenleine ist bereits gelöst. Es kann losgehen! Da fängt es an zu regnen. Das kann doch nicht sein! Wir streiken. Die Abfahrt ist verschoben – auf morgen. Kuchen backen, Bilge putzen, Rost entfernen. Man kann sich mit so netten Dingen beschäftigen, man muss gar nicht segeln.
Die Stimmung ist trotzdem gut an Bord. Nobbi singt. Ich dachte zunächst er singt Weihnachtslieder, aber nein. Er singt das Lied vom Regentier. „Rudolph, the red nosed rain-deer…“