Am Sonntag ist das Wetter hervorragend. Bei strahlendem Sonnenschein und wenig Wind verlegen wir uns zusammen mit einem anderen Boot an den Südpass. Wir fischen eine Boje auf und sind sehr zufrieden mit unserem Liegeplatz dicht am Riff. Schon das erste Schnorcheln zur Kontrolle der Boje ist schön. Sehr viele nette Fische begrüßen uns.
Der Pass ist bekannt für seine schöne Unterwasserwelt. Mittags ist Niedrigwasser. Den Nachmittag nutzen wir, um bei einlaufendem Wasser im Pass zu schnorcheln. Gemeinsam mit Joan von der Simpatic fahren wir mit dem Dinghi in den Pass, lassen uns ins Wasser gleiten und treiben dann mit dem Schlauchboot durch den Pass zurück in die Lagune. Zunächst treiben wir gemütlich dahin, im inneren Teil des Passes, wo die Wassertiefe auf 2 bis 3 Meter abnimmt, nimmt der Strom zu und zieht uns mit sich. Das macht einen riesen Spaß und fühlt sich fast an wie fliegen über eine bunte Korallenlandschaft. Im Pass sehen wir sehr viele Haie, im flacheren Bereich Schwärme kleiner Fische und viele schöne Korallen. Das Ganze wiederholen wir dreimal. Dann sind wir durchgefroren, außerdem sind wir zum Kaffee trinken verabredet. Bevor es zurück an Bord geht machen wir noch einen Abstecher zur Tauchbasis und buchen Tauchgänge für den nächsten Tag. Wir haben Glück, nur weil wir nachweisen können, dass wir erfahrene Taucher sind, bekommen wir einen Platz.
Das Besondere am Südpass in Fakarava sind die Haie. Hunderte Haie leben hier in der Strömung, Beim Schnorcheln haben wir schon viele von ihnen von oben gesehen, doch nun wollen wir ihnen quasi auf Augenhöhe begegnen. Morgens laden wir unsere Tauchsachen ins Schlauchboot und machen uns auf den Weg zur Tauchbasis. Unser erster Tauchgang findet bei Ebbe also bei auslaufender Strömung statt. Mitten im Pass springen wir aus dem Boot. Dann geht es hinab auf 30m Tiefe. Die auslaufende Strömung zieht mächtig an uns, wir lassen uns ein Stück durch den Kanal ziehen und legen uns dann in eine Vertiefung auf dem Boden des Passes. Wir müssen nur kurz warten, dann kehren die Haie auf ihre Lieblingsplätze in der Strömung zurück. Wir sind umgeben von Haien. Graue Riffhaie stellen die mit Abstand größte Haipopulation, hinzukommen einige Schwarzspitzen, Weißspitzenriffhaie und einige seltenere größere Haiarten. Wir folgen der Strömung, steigen auf der anderen Seite des Passes ins flachere Wasser auf, haben auch hier Gelegenheit „Haie soweit das Auge reicht“ zu sehen und beenden den Tauchgang auf der Außenseite des Riffs im flachen Wasser. Ein schöner Korallengarten mit tausenden bunter Rifffische und ein großer Napoleon runden den Tauchgang ab. Nachmittags tauchen wir mit der einlaufenden Strömung, dieser Tauchgang ist weniger aufregend, weniger tief und die Strömung ist nicht so stark, dafür ist die Sicht etwas besser. Die Anzahl der Haie ist wieder überwältigend. Im Kanal sieht es aus wie auf der A1 am Freitagnachmittag. Nur dass keine Autos in der Schlange stehen, sondern hunderte von Haien. Ab und zu wendet einer und reiht sich an anderer Stelle wieder ein. Gelegentlich schwimmt ein großer Hai zwischen den anderen hindurch, die kleineren rücken respektvoll zur Seite. Einige Haie lassen sich an der Putzerstation säubern. Wir legen an verschiedenen Spots eine Pause ein und sehen uns die endlose Reihe von Haien an. Das Wort Nahrungskette bekommt eine ganz neue Bedeutung. Im Kanal sehen wir auch viele Zackenbarsche, die kennen wir aus „der blaue Planet II“ und von unserem Teller zwei Tage zuvor. Mir macht es am meisten Spaß mich neben den Haien in den Strom zustellen und so zutun als sei ich auch einer. Wir beenden den Tauchgang in dem wir uns mit dem Strom in den kleinen Arm des Passes tragen lassen. Wie Superman fliegen wir im flachen Wasser über die Korallen. Was für ein Spaß.
Wir sind schon an vielen schönen Plätzen getaucht, an Orten mit schöneren Korallen, mit besserer Sicht, mit größeren Haien. Aber eben noch nie an einem Platz mit so vielen Haien. Dadurch, dass wir einmal mit auslaufender und einmal mit einlaufender Strömung getaucht sind hatten wir zwei ganz tolle, ganz unterschiedliche Tauchgänge. Die französischen Taucher haben uns, wie unter Tauchern üblich, sehr nett aufgenommen.
Wer nicht nass werden möchte und trotzdem viele Fische sehen will ist hier am Pass auch gut aufgehoben. Im flachen Wasser spielen immer einige Haie, direkt vor dem Tauchersteg haben wir eine Vielzahl unterschiedlichster Fische und mehrere schöne Schwärme gesehen, ob Drücker-, Doktor-, Kaiser-, Wimpel-, Flöten- oder Trompetenfische, alle sind sie da.
Unser Boot sieht wüst aus. Unser Tauchzeug lagert normalerweise in der Achterkammer ganz hinten. Wir haben also vor dem Tauchen unsere Achterkammer ausgeräumt und können sie nun nicht wieder einräumen, da die Tauchsachen zunächst trocknen müssen. Unser Boot ist dekoriert mit Tauchequipment, trotzdem beschließen wir weiter zu segeln. Diagonal geht es durch die Lagune, der Wind kommt von achtern, die Sicht ist fantastisch. Innerhalb der Lagune ist die Welle nur einige Dezimeter hoch, das einzige Geräusch ist das platschen von MariChen, wir ziehen sie hinterher. Ich steuere, Nobbi verwöhnt mich, kocht mir Tee und reicht mit belegte Brote und Kuchen raus. So schön kann Lagunensegeln sein. Die Navigation in der großen Lagune Fakaravas ist recht einfach. Es gibt betonntes Fahrwasser, die Seekarten sind ziemlich gut und die Satellitenfotos bieten eine gute Unterstützung. Wir sind nicht die einzigen, die bei diesem schönen Wetter den Platz wechseln. Wir sehen so viele Boote unter Segeln wie schon lang nicht mehr. Allerdings kommen sie uns alle entgegen. Vier Stunden und neunzehn Meilen später fischen wir die letzte Boje am Pakokota Yachtservice auf, hier liegen heute nur eine Handvoll Boote.
Mittwoch segeln wir die letzten 10 Meilen bis zum Dorf. Wieder ein traumhafter Segeltag mit allerschönstem Lagunensegeln. Der Ankerplatz vor Rotoava ist diesmal gut besucht, trotzdem ist eine der drei Bojen frei. Wir fischen sie auf, lernen unsere südafrikanischen Nachbarn kennen und machen uns auf den Weg in den Ort. Wir wollen im Internet unsere Post abfragen und einkaufen. Es gibt keine Eier, das kennen wir ja schon, aber Baguette, Rettich, Gurken und Möhren.