Makemo – Nationalfeiertag und Lagunennavigation

Uns zieht es in den Osten des Atolls, doch es ist bedeckt. Weite Teile der Lagunen sind nicht kartographiert, es gilt sich den Weg via eyeball navigation zu suchen. Das bedeutet nichts anderes, als das man fleissig Ausguck geht. Mit der Sonne mit Ruecken sind die tiefen Bereiche dunkelblau, die flachen tuerkis und die Riffe braun, eigentlich ganz einfach. Ist es bedeckt sieht man wenig, faehrt man der Sonne entgegen sieht man nichts. UEbrigens stellen wir bei der naechtlichen Dinghifahrt von der Feier zurueck zum Boot fest, dass man die Riffe auch sehr gut bei Vollmond sieht.
Heute ist Sonntag der 14. Juli, Nationalfeiertag Frankreichs. Da wir bei bedecktem Himmel nicht weiterfahren wollen beschliessen wir an Land zugehen und uns die Parade anzusehen. Kein Scherz! Es gibt hier eine Parade zum 14. Juli. Mindestens so schoen wie in Paris, wenn auch ohne Triumphbogen. Alle nehmen Aufstellung am Leuchtturm und dann geht es die Hauptstrasse hinunter bis zum Rathaus. Angefuehrt wird der Zug von den Buergermeistern der Atolle und anderen wichtigen Politikern (mit Schaerpe in den Farben Frankreichs!), es folgen die alten und neuen Schoenheitskoeniginnen der fuenf Atolle (mit Schaerpe und Blumenkranz!), dann die Bewohner der Atolle (je mit Schild mit dem Namen ihres Atolls, wie bei Olympia), den Schluss bildet die Feuerwehr. Vor dem Rathaus stellen sich alle auf, singen die Marseillaise und die Hymne Franzoesisch Polynesiens, die Flaggen werden gesetzt und der Zug setzt sich fort bis zum Festplatz, der Turnhalle. Es folgen Reden, Tanz und Gesang, dann wird das opulente Bueffet gepluendert und es finden Kinderspiele wie Sackhuepfen und Staffellaeufe statt. Wir machen einen Spaziergang und beobachten wie das kleine Versorgungsschiff durch den Pass faehrt und an der Pier fest macht.
Als nachmittags endlich die Sonne durch kommt, springen wir ins Schlauchboot und fahren zu einem kleinen Riff zum Schnorcheln. Das Wasser ist schoen klar und der Fischreichtum beeindruckend. Wir schwimmen um den Korallenblock herum, als uns ploetzlich klar wird, dass irgendwas nicht stimmt. Der Wind hat gedreht, es wird kalt, dunkel und ungemuetlich. Schnell machen wir uns auf den Weg zurueck zu Mari. Von ueberall kommen die Crews der verbliebenden sechs Boote zurueck. Wir haben nun Sued-West-Wind und liegen ungeschuetzt auf Legerwall, d.h. kurz hinter unserem Heck hebt sich das Riff, Reaktionszeitraum bei ausbrechendem Anker: sehr kurz. Der Wind nimmt zu und schnell baut sich eine unangenehme Welle in der grossen Lagune auf. Auf allen Booten sieht man Segler Beiboote sichern und Anker kontrollieren. Ein Boot verlaesst die Lagune, ein anderes ankert neu. Zum Glueck halten alle Anker und am spaeten Abend nimmt der Wind ab und dreht langsam auf Sued-Ost.
Am naechsten Morgen ist es wieder schoen und friedlich bei schwachem Wind aus Ost. Im Ort erfahren wir den Grund fuer das schlechte Wetter am Vortag. Das Versorgungsschiff hatte einen Toten an Bord, der nach Tahiti gebracht wurde. Immer wenn ein Leichnam an Bord ist gibt es schlechtes Wetter. So einfach kann Meteorologie sein!
Bevor wir Anker auf gehen, geht es zum Einkaufen. Wir landen in einem kleinen Seitenarm an und suchen den Weg zum Supermarkt. Als wir ueberlegen wo wir entlanglaufen sollen, wir wollen nicht durch die Gaerten gehen, winkt uns eine Frau heran, begruesst uns auf Makemo und zeigt uns den Weg ueber ihr Grundstueck inklusive Abkuerzung durch die Luecke im Zaun. Baguette und Eier gibt es nicht, dafuer aber Kartoffeln.
Das Ankermanoever dauert schliesslich fast eine Stunde, erst holen wir einen Korallenblock herauf, der sich an unserer Kette verhakt hat, dann haengt unsere Kette in den Resten einer Boje. Zunaechst versuche ich schnorchelnd Nobbi und Mari um mich und die Boje zu dirigieren, doch eine Leine hat eine Schlaufe um unsere Kette gebildet und haelt den Anker in der Tiefe. Schliesslich springt Nobbi mit einem Messer ins Wasser und braucht genau einen Versuch um uns frei zuschneiden. Ich glaube ich muss das Tauchen mit Schnorchel trainieren, heute durfte Nobbi wieder alle Heldenpunkte sammeln.
Dann beginnen wir unsere Fahrt durch die Lagune. Zehn Meilen sind es in den Osten. Bei dem schoenen Wetter, Sonnenschein und schwachem Wind, ist es gar nicht schwierig. Die Korallenbloecke leuchten im dunklen Wasser und sind von weitem zu sehen. Die Lagune ist, abgesehen von den Korallenbloecken 30 bis 40m tief. Eine gute Hilfe sind die Satellitenfotos von Google Earth. Auf den Bildern sieht man die flachen Bereiche toll, eben weil der Kontrast so stark ist, zwischen der tiefen Lagune und den flachen Bloecken. Schwieriger wird es erst als das Wasser flacher wird. Jetzt ist es nur noch 15 m oder flacher, das Wasser ist tuerkis und die Korallenbloecke schwerer auszumachen. Da das Wasser so klar ist, denkt man oft, dass es doch unmoeglich mehrere Meter tief sein kann. Hier helfen auch die Satellitenfotos nicht, auch weil sich ueber diesem Bereich am Tag der Aufnahme Schaefchenwoelkchen tummelten. Nobbi steht am Bug und lotst mich im Zickzack zwischen den Korallen hindurch, ich behalte die Wassertiefe im Auge, unser vorausschauendes Echolot ist hier eine gute Hilfe.
Kaum ist der Anker eingegraben, werden wir von einem neugierigen Hai umkreist, den wir kurz darauf beim Schnorcheln wieder treffen. Nun liegen wir ganz allein hier im Osten der Lagune in tuerkisenem Wasser, auf eine Seite liegt ein Saum palmenbestandener Inselchen, auf der anderen bricht sich die Welle auf dem breiten Riff. Unglaublich schoen. Ein Suedseetraum von einem Ankerplatz.