Makemo – Ankunft auf unserem ersten Atoll und ein rauschendes Fest

Unser letzter Abend auf See goennt uns einen Green Flash. Bei Sonnenuntergang, sehen wir den gruenen Lichtblitz, unmittelbar nachdem die Sonne im Meer versunken ist. Die Nacht ist ruhig und trocken, die Nachtwachen sind unspektakulaer und entspannt. Freitag in den fruehen Morgenstunden nimmt der Wind immer weiter ab. Schliesslich entscheiden wir uns die Maschine anzuwerfen und so dafuer zu sorgen, dass wir Makemo rechtzeitig erreichen.
Makemo ist unser erstes Atoll. Die Tuamotus sind eine Kette aus fast 80 Atollen und einigen Inseln. Wenn die Marquesas die Kleinkinder im Leben einer Insel sind, sind die Tuamotus die Greise. In der Kurzfassung sieht ein solches Inselleben so aus: Ein Vulkan bricht aus, durchbricht die Wasseroberflaeche und die Insel ist geboren. Wind, Wasser und Vegetation formen sie. Korallen besiedeln die Uferzone. Es entsteht ein Saumriff. Die Insel versinkt, es bleibt das Saumriff mit einigen Inselchen (Motus), das Atoll.
Das Riff umschliesst die Lagune und wenn wir Segler Glueck haben, gibt es einen Pass durch dieses Riff, der uns ermoeglicht in die Lagune einzufahren. Abhaengig von der Groesse der Lagune, der Breite und Tiefe des Passes, des Wetters der vergangenen Tage, des Windes und der Tide, koennen in den Paessen erhebliche Stroemungen auftreten.
Theoretisch tritt beim Kentern der Tide, also bei Flut oder Ebbe, beim Wechsel von einlaufendem zu ablaufendem Wasser (oder anders herum) Stillwasser oder Slack Time ein. Verschiedene Faktoren koennen die Slack Time verschieben oder dafuer sorgen, dass es kein Stillwasser gibt. Die einzig sichere Methode ist hinfahren und sich den Pass ansehen.
Wir sind laut Tidenkalender genau zu Hochwasser am Pass. Einige Quelle behaupten, nun muesste Stillwasser herrschen, andere prognostizieren einlaufenden Strom und eine Verschiebung der slack time um mindestens eineinhalb Stunden. Wir sehen weisse Wellen, Schaumkoepfe, kleine Strudel und das Wasser laeuft definitiv aus der Lagune heraus. Da wir wenig Wind haben, entscheiden wir es trotzdem zu versuchen, verschliessen den Niedergang mit dem Steckschott und leinen uns an. Nobbi steuert, ich navigiere. Die kleine kabbelige stehende Welle ist nicht so wild wie sie aussieht, doch die kleinen Strudel druecken Maris Nase immer wieder zur Seite, so dass wir zeitweise eher seitwaerts durch den Pass fahren. Unsere Geschwindigkeit nimmt trotz Vollgas auf 0.9 Knoten ab, wenn der Strom noch staerker setzt kehren wir um, ob wir wollen oder nicht. Das Wasser brodelt und ploetzlich ist es glatt und wir sind durch.
Vor dem kleinen Ort liegen 13 Boote, die wir fast alle kennen. Wir suchen uns einen Platz, unser Anker faellt auf 17 m Tiefe. Als erstes gehen wir Schnorcheln, ein Hai beaeugt unseren Anker und wir ihn. Wir geniessen das Schauspiel der Blautoene und den Abend im Cockpit und fallen frueh ins Bett.
Am naechsten Morgen gestaltet sich unsere Fahrt mit dem Dinghi als zeitaufwendig, weil wir natuerlich bei anderen Booten stoppen, Hallo sagen, Kaffee trinken und Geschichten austauschen. Auf Makemo steppt dieser Tage der Baer. Hier ist ein grosses Fest Heiva Ko Te Vanaga. Die Bewohner der umliegenden Atolle Raoira, Takume, Katiu und Taenga sind zu Besuch.
Unter anderem werden Wettbewerbe in unterschiedlichsten Disziplinen abgehalten. Heute finden die Finals im Basketball bei den Maennern und Petanque bei den Frauen statt. Gerade ueberlegen wir, wie wir die Wartezeit bis zur Ladenoeffnung ueberbruecken, da geraten wir in die Tanzprobe fuer den Abend. Wir beobachten wie die Choreografie den letzten Schliff bekommt. Natuerlich kommt die Musik nicht vom Band, wer gerade nicht tanzt, trommelt, singt und huetet nebenbei Kleinkinder. Uns gefallen besonders die Jungs und wir freuen uns darauf sie abends noch einmal zusehen.
Auf dem Rueckweg vom Einkaufen ist die Strasse gesperrt (mit dem nagelneuen Polizeiauto!), gerade findet ein Rennen statt. Fuer jedes Atoll tritt ein Laeufer an. Maenner laufen 2 km und tragen 30 kg, Frauen 15 kg. Traditionell werden Schalen mit Obst auf der Schulter balanciert, da es auf den Atollen kein Obst gibt, traegt man halt Palmenstaemme.
Abends finden die Tanz- und Gesangswettbewerbe in der Turnhalle, einer ueberdachte Betonflaeche, statt. Fuer jedes Atoll treten Frauen und Maenner auf. Ein Teil der Kostueme wurde erst mittags gefertigt: Huete, Roecke und Accessoires aus Palmenplaettern. Die Mischung des geballten Suedseekitsches mit der Bodenstaendigkeit des kleinen Ortes ist wunderschoen und mitreissend. Die kleinen Maedels von Makemo treten tatsaechlich im Kokosnussschalen-Bikini auf, die Palmenwedelroeckchen werden geschuettelt und geschwenkt. Wir verstehen nicht wer gewonnen hat, die Stimmung bei der Siegerehrung ist grandios, es wird ausgelassen gefeiert, die Jury tanzt bei der UEbergabe der Preise und alle scheinen sehr zufrieden mit dem Abend zu sein. Wir sind es auch.