Zu Fuss unterwegs auf Nuku Hiva

Auf dem Weg nach Hanatuatua soll es einen kleinen Bauernhof geben, bei dem man Gemuese und Obst kaufen kann. Hanatuatua ist eine grosse nach Osten offene Bucht, die wir haben bereits von See aus gesehen haben. Der Weg fuehrt entlang unserer Bucht, mal zwischen Palmen, mal am Strand entlang. Ein Postkartenfoto neben dem naechsten. Hinter einem kleinen Huegel treffen wir auf die Pferde der Farm, setzen unseren Weg aber zunaechst bis an den Strand fort. Sandduenen ziehen sich vom Strand ins Tal, rundherum die hohen, gruen bewachsenen Berge. Die Brandung rauscht auf den breiten Strand. Leider bringt das Meer auch Muell mit. Kanister, Plastikstuehle, Bojen und Plastikflaschen finden sich am Strand. Mich verjagen die Sandflies. Die gemeinen Biester sind ausgehungert und stuerzen sich auf mich. Auf dem Rueckweg fragen wir einen Mann, bei dem sich spaeter herausstellt, dass er der Besitzer des Bauernhofs ist, ob wir Gemuese kaufen koennen. Freunde hatten uns von einem sehr gespraechigen Mann erzaehlt, wir erleben ihn ganz anders. Mit einem Kopfnicken werden wir in Richtung Feld geschickt. Dort treffen wir auf seine Frau, die uns Tomaten, Gurken, Pampelmusen und Zitronen verkauft. Statt Wechselgeld bekommen wir weitere Pampelmusen und treten so schwer bepackt den Rueckweg an. Das Obst und Gemuese des Hofs werden per Pferd in die Anaho Bucht gebracht, von dort mit dem Boot nach Hatiheu und dann mit dem Auto nach Taiohae. Taiohae ist der Hauptort Nuku Hivas. Die Pampelmusen haben also schon viel erlebt wenn sie auf dem Markt ankommen. Nachmittags koennen wir beobachten, wie die Pferde Saecke voller Obst zum Boot bringen.
UEberall auf den Inseln stehen Baeume voller Noni-Fruechte. Die Baeuerin hat uns erklaert, dass man sie roh nicht essen kann. Sie werden nach Tahiti verkauft und von dort weiter ins Ausland. Sie werden fermentiert und sollen sehr gesund sein. Mir gefallen die huebschen, kleinen Baeume.
Zurueck an unserem Schlauchboot treffen wir auf eine Gruppe Babyhaie. Im flachen Wasser schwimmen fuenf kleine Schwarzspitzenriffhaie auf und ab. Sie sind nicht laenger als einen halben Meter und wirklich suess. Trotzdem versuche ich nicht sie zu streicheln, ich streichle nur Tiere mit Fell. Oder Borsten, wie die huebschen Schweine, die wir unterwegs gesehen haben.
Nachmittags legen wir unser Schlauchboot an eine Boje dicht am Riff und gehen schnorcheln. Ich lasse mich zuerst ins Wasser fallen. Nobbi fragt: Und? Wie tief? Meine Antwort Ungefaehr 8m, katastrophale Sicht ist nicht sehr motivierend. Doch, da wir nun schon da sind koennen wir auch gucken, ob es nicht doch was zu sehen gibt. Zum Glueck! Sehr viele bunte Fische tummeln sich an dem schmalen Riff und der Artenreichtum ist beeindruckend. Es scheint als sei die Ciguatera in dieser Bucht ein Segen fuer die Unterwasserwelt. Ciguatera ist eine laestige Sache fuer Fischesser. Giftige Dinoflagellaten vermehren sich auf Korallen und werden von kleinen Fischen gefressen, die wiederum von groesseren Fischen gefressen werden, und immer so weiter. In den grossen Jaegern, die gleichzeitig die beliebtesten Speisefische sind, reichert sich so dieses Gift an. Saeugetiere vertragen das gar nicht gut. Magen-Darm-Probleme, kribbelnde Haut, extreme Empfindlichkeit gegenueber Fisch und Alkohol, Taubheitsgefuehle, Verlangsamung des Pulses sind die Folge. UEberall auf den Marquesas gilt der Fisch als potentiell gefaehrlich, in Anaho wird jedoch ausdruecklich davor gewarnt Fisch aus dieser Bucht zu essen. Den Fischen scheint das sehr gut zu bekommen. Ein riesiger Schwarm gelber Doktorfische zieht vorbei und laesst sich nicht von uns stoeren, ein grosser Papageifisch verjagt einen Konkurrenten. Irgendwann wird es uns zu kalt, wir krabbeln zurueck ins Dinghi und geniessen die untergehende Sonne an Deck.
Heute waren wir wieder in Hatiheu. Also wieder rueber ueber den Berg. Wir schnaufen genauso wie am Dienstag, sind aber etwas schneller unterwegs. Baguette gibt es im kleinen Laden keins mehr. Mama hat alles aufgekauft, erzaehlt uns der Besitzer. Schade, dann essen wir eben Muesli. Uns gefallen die huebsch bedruckten Saecke in denen das Copra verpackt wird sehr gut. Im Laden liegt so ein Sack als Fussabtreter. Nobbi fragt, ob wir den Sack haben duerfen und wird daraufhin in den Schuppen geschickt, er soll sich ein schoenes Exemplar aussuchen. Wir freuen uns und der Ladenbesitzer freut sich noch mehr, dass wir uns freuen. Wieder essen wir bei Chez Yvonne und laufen anschliessend noch einmal zu dem Platz mit den Ausgrabungen. Ich bin diesmal in eine Wolke Anti-Mueckenspray gehuellt und kann mir die Tikis, die Statuen, und den Opferplatz in Ruhe ansehen. Nobbi hat seine ganz eigene Strategie und sprueht sich nur dort ein, wo er das letzte Mal gestochen wurde. Am besten gefaellt mir das Schildkroeten-Tiki. Rund um den Platz wachsen lauter leckere Mangos. Einige wandern in unseren Rucksack. UEberall wachsen die schoensten Fruechte in den Gaerten, aber natuerlich klauen wir kein Obst aus einem Garten, mag es auch noch so verlockend sein. Diese Mangobaeume scheinen jedoch keinen Besitzer zu haben, die reifen Fruechte vergammeln unter den Baeumen. Wir haben kein schlechtes Gewissen. UEberhaupt gibt es hier auf Nuku Hiva unendlich viele Mangobaeume. Der Weg von der Anahobucht nach Hatiheu ist gesaeumt von schoenen Mangobaeumen. Viele tragen jedoch keine Fruechte oder nur sehr kleine oder sie haengen sehr hoch.
Und wieder geht es eine Stunde ueber den Berg zurueck ins friedliche Anaho. Die freundlichen Schweine werden gerade mit zerhackten frischen gruenen Kokosnuessen gefuettert und scheinen diese sehr zu moegen. Ob das Fleisch dieser Schweine nach Bounty schmeckt? Zurueck auf Mari haben wir ganz schoen platte Fuesse, morgen werden wir nicht wandern, sondern mal wieder segeln.