Tüddeltage in Atuona

Auch wenn wir am Dienstag bereits gejubelt haben, dass der Motor wieder läuft hat uns diese Baustelle noch ein wenig auf Trab gehalten. Die fehlenden Teile des Impellers haben wir vor dem Wärmetauscher gefunden, den wir zum Glück nicht ausgebaut haben. Wir hatten riesiges Glück und haben via facebook fantastische Unterstützung aus Deutschland bekommen. Der Motor wurde ausgiebig gestreichelt, der Aquaalarm, der eigentlich melden soll wenn kein Kühlwasser kommt, mal wieder gängig gemacht und geputzt.
Wir nutzen die verlängerte Liegezeit und lassen unsere Gasflasche füllen und den Außenborder überholen. Mari hatte schon wieder einen grünen Streifen, den wir, genau wie die Rostflecke, entfernt haben.
Als gerade alles aufgeräumt ist und wir uns freuen, dass unser Wohnzimmer wieder Werkzeugfrei ist, stellt Nobbi fest, dass unsere Antenne des Kurzwellenfunkgeräts gerissen ist. Eigentlich keine große Sache, doch binnen Minuten ist das Chaos wieder perfekt. Wir brauchen die Kabeltasche aus dem Schrank im Bad, sie steht unter den Segelstiefeln, Klebeband, den kleinen Werkzeugkasten aus dem Kartentisch und den großen Werkzeugkasten aus dem Achterschiff, Strapse (Kabelbinder) den Elektrokoffer aus dem großen Schrank, den Lötkolben… Knapp zwei Stunden später haben wir eine neue Antenne und den Verdacht, dass sie eventuell besser ist als ihre Vorgängerin.
Zwischendurch machen wir kleine und große Spaziergänge, bei den hohen Temperaturen und den ausgewachsenen Steigungen kommen wir ordentlich ins Schwitzen. Am Hafen gibt es eine Dusche, die wir ausgiebig nutzen. Das angenehm kühle Wasser kommt aus einem Rohr, für so etwas wie Privatsphäre sorgt eine Mauer. Unbegrenzt Frischwasser – Fahrtenseglerluxus!
Nobbi hat ein neues Hobby, er füttert die Hühner mit altem Baguette. Ich gebe meins lieber den netten Pferden, die wir auf dem Weg zum Einkaufen treffen. Immer gibt es noch etwas Neues zu entdecken. Heute haben wir einen schlafenden Typen mit einem Hühnerküken auf dem Bauch gesehen und ein angeleintes Babyschwein am Strand getroffen.
Der Ankerplatz hier in Atuona ist im Moment sehr voll, meistens liegen über 30 Boote in der kleinen Bucht. Irgendwie finden jedoch alle Platz. Wir liegen sehr komfortabel am Rande des Feldes. Es vergeht kein Tag, an dem nicht mehrere Boote neu ankern oder ihre Heckanker erneut ausbringen. Nicht selten wird damit der Nachbar gezwungen sich nun auch anders hinzulegen, der wiederum Nachbarn hat, denen es nun zu eng wird. Richtig interessant wird es, wenn ein Boot aus Versehen den Anker eines anderen Bootes ausgräbt. Zum Glück sind alle fröhlich und keinem Schiff ist etwas passiert. Wir lernen ständig neue Leute kennen, die Segler sind so verschieden wie ihre Boote. Und wie so oft zeigt sich „ die kleinsten Boote machen die größten Reisen“. Das mit 29 Fuss kleinste Boot im Ankerfeld kommt geradewegs aus Chile. Die Segler träumen von Japan, Sibirien und Alaska, hat ihnen Patagonien doch so gut gefallen. Beeindruckend!
Zwischendurch feiern wir Geburtstag, besuchen ein Boot zum Kaffee trinken oder sind zum Sundowner eingeladen. Gestern haben wir mit vereinten Kräften und verschiedenen Dinghies eine amerikanische Segelyacht, die mit einem Ruderschaden vor der Mole lag, ins Ankerfeld verlegt. Dieses, zugegeben sehr chaotische Manöver, musste natürlich abends gefeiert werden.
Jetzt sind wir bereit für neue Inseln und Buchten, es wird Zeit weiter zu segeln!