Weiterhin kommen wir gut voran. Etmals (also die zurueckgelegte Strecke von Mittagsort zu Mittagsort, also in 24 h) von 130 bis 150 Seemeilen stellen uns zufrieden.
Am Samstag hatte Nobbi Geburtstag und wir haben ausgiebig gefeiert. Die Partygesellschaft war recht uebersichtlich, trotz hohem Seegang gab es natuerlich Kuchen und zum Abendessen Gulasch. Am Sonntag hatten wir eine Verschnaufpause, der Seegang flachte sich ab und auch der Wind liess etwas nach. Ein ruhiger Tag war zur Abwechslung sehr angenehm und langsam waren wir trotzdem nicht. Seit gestern sind wir bei konfusem Seegang wieder schnell unterwegs. Immer wieder schwappen vorwitzige Wellen ins Cockpit oder spritzen ueber Sprayhood und Bimini. Zeitweise ist es recht feucht draussen. Nun kommt der Wind direkt von achtern. Wir haben die Genua an Backbord ausgebaumt, der Gross steht an Steuerbord. Wing-to-wing. Da die Wellen nach wie vor aus unterschiedlichen Richtungen auf uns zu rollen, rollen auch wir froehlich von einer Seite auf die andere. Solange man sitzt oder liegt geht es
Es gab erste Verluste. Bei Nobbis Marisol-Tasse ist der Henkel abgebrochen und mein MP3-Player streikt. Der MP3 Player liegt nun, nachdem wir ihn geoeffnet haben, in Reis. Wir hoffen auf Wunderheilung. Auch Nobbis Kindle hatte ein Nahtoderlebnis nach der Konfrontation mit schwappendem Kaffee. Nobbi hat nicht aufgegeben, ihn immer wieder ein und ausgeschaltet, die Anschluesse mit Luft ausgepustet und siehe da, er lebt wieder. Erschreckt hat uns heute der Wassermacher, der ploetzlich den Dienst quittiert hat. Kurz bevor unsere Tanks voll waren ist er ausgegangen. Zunaechst waren wir erleichtert, dass wir mehr als genug Wasser haben um einigermassen entspannt zu den Marquesas zu kommen. Dann hat Nobbi sich auf die Suche nach dem Fehler gemacht und alle Leitungen durchgemessen. Ich habe das Geschehen nur aus der Koje hinterfragt und kommentiert. Aufgewacht bin ich, als die Pumpe wieder lief. Das Relais ist schuld. Wir haben natuerlich kein Ersatzrelais, bzw. keines was ohne weiteres passt, aber eine manuelle Bedienung ist moeglich.
Nachdem wir in der letzten Woche sehr wenige Tiere gesehen haben, hatten wir heute wieder ausgiebig Delfinbesuch. Eine grosse Gruppe hat uns lange begleitet und erfreut. Auch der Sternhimmel hat uns in den letzten Naechten Freude bereitet. Stundenlang haben wir uns die Sterne mit dem Fernglas angesehen. Selten hat man Gelegenheit die Michstrasse so ausfuehrlich zu bewundern.
1300 Meilen liegen noch vor uns. Das ist etwas die Strecke unserer Atlantikueberquerung von den Kap Verden nach Fernando de Noronha. Trotzdem haben wir das Gefuehl, dass es jetzt gar nicht mehr so weit ist.