Ein Wasserbett

Die letzten Tage sind wir recht flott unterwegs, allerdings ist das Leben an Bord auch anstrengender geworden. Wir haben mehr Wind und hoehere Wellen. Kochen oder Abwaschen sind Leistungssport. Heute ist sehr grau und schwuel- unter Deck ist es sehr warm. Ab und zu kommt eine schwarze Wolke vorbei, bringt Wind aber nur wenig Regen. Immer gerade so viel dass das Cockpit nass ist und man nicht weiss, wo man sitzen soll. Zum Deckwaschen oder fuer eine ausgiebige Dusche reicht das Wasser nicht. Fuer besondere Erheiterung sorgte heute die Lektuere von Jimmy Cornells Segelrouten der Welt. Wir befinden uns gerade am Rande eine Gebietes, in dem der Himmel haeufig bedeckt sein soll und der Schwell konfus, ausserdem soll es hier haeufig flau sein. Die ersten beiden Dinge treffen zu, zum Glueck haben wir jedoch Wind. Ansonsten faenden wir den Hinweis die beste Taktik sei es einfach hindurch zu motoren nicht so lustig. Immerhin umfasst das angesprochene Gebiet mehr als 10 Laengengrade. Der Ratschlag solche Strecken zu motoren ist fuer ein Boot unserer Groesse (und Tankkapazitaet) etwa so hilfreich wie Microsofts Hinweis man solle bei Problemen einen Freund fragen.
Gestern ist eine Welle in einer Boee uebers Deck geschossen. Leider war die Luke uebern Salon auf. Die ganze Zeit haben wir bei jedem noch so kleinen Spruehregen und jeder groesseren Welle die Luke geschlossen. Diesmal haben wir es vergessen. Die Welle hat ihren Weg auf den Tisch, auf dem lauter Buecher lagen, und in unsere Seekoje gefunden. Soll ja sehr luxurioes sein so ein Wasserbett. Ich bin noch nicht ueberzeugt. Inzwischen sind Buecher und Koje getrocknet. Doch der Salzgehalt unter Deck nimmt kontinuierlich zu.
Nobbis Frisur ist richtig gut gelungen. Zunaechst habe ich versucht seine Haare mit der Schere in Form zu bringen, doch wegen der hohen Wellen haben wir auf die Haarschneidemaschine zurueckgegriffen. Ich hatte Angst, dass er ausser seinen Haaren auch ein Ohr verliert. Es ist nicht so einfach sich selbst festzuhalten und gleichzeitig Haare und Schere zu koordinieren. Mindestens eine Hand fehlt.
Die letzten Naechte waren stockdunkel. Wegen der starken Bewoelkung haben wir keine Sterne gesehen und der Mond ist eine ganz schmale Sichel, die erst in den fruehen Morgenstunden auftaucht. Es fuehlt sich an, als segle man im Nichts. Nur kompaktes Schwarz um einen herum. Tagsueber beobachten wir die schnell wechselnden Wolken. Sie ziehen in mindestens zwei verschiedene Richtungen und wechseln staendig Form und Farbe. Im Prinzip finde ich, das Wolken den Himmel erst richtig interessant machen, trotzdem wuerde ich mich ueber einen sonnigen Tag und eine sternklare Nacht freuen.
Wir feiern heute Bergfest. Wir sind 2000 Meilen gesegelt und 2000 Meilen liegen noch vor uns. Zeitlich hoffen wir, dass bereits mehr als die Haelfte der Etappe hinter uns liegt.