Die Distanzen sind übersichtlich. Wir haben nur 11 Meilen von Tyrell Bay nach Clifton Harbour auf Union Island vor uns. Montagmorgen geht es zunächst zu Immigration und Zoll. Wie immer wenn ein Behördenbesuch ansteht ziehen wir uns vernünftig an. Wir sind aus Suriname und Brasilien trainiert. Der Herr vor uns nimmt das mit der Etikette nicht so genau und taucht barfuß und in dreckigem, ärmellosem Hemd auf. Das Auschecken geht schnell. Ob es uns gefallen hat und warum wir dann nicht bleiben. Außerdem kommt natürlich das unvermeidliche „Deutschland? Ey, Alles klar!“. Wir legen mit dem Dinghi noch kurz vor dem Supermarkt an und sind dort zu früher Stunde die einzigen Kunden. Der Obst- und Gemüsestand hat heute ein besonders spärliches Angebot, aber es gibt Möhren!
Dann geht’s los. Noch einmal den gerade erst wieder getroffenen Freunden winken, Segel setzen und schon liegt die Tyrell Bay hinter uns. Angesagt war wenig Wind (4 Bft., das ist hier wenig), wir haben dann satte sechs gegenan. Mühsam pirschen wir uns an Carriacou entlang und können dann etwas abfallen nach Union Island, andere Boote versuchen es anders herum, segeln erst Richtung Union Island und motoren dann die Küste entlang nach Osten. Wir kommen alle gleichzeitig in Clifton Harbour an. Hier ist es erstmal unübersichtlich und ganz schön voll, außerdem weht es immer noch tüchtig. Schließlich sortiert es sich und wir finden einen guten Platz. Hier liegen wir wunderbar geschützt in der hintersten Ecke, vor uns das Riff, hinter uns die Insel. Das Wasser ist türkis, die Wellen rauschen am Riff und die Kiter düsen am Boot vorbei. Wir sind zufrieden.
Hier sind viele Boat Boys aktiv. Ständig kommt jemand vorbei und möchte Diesel oder Banana-Bread verkaufen, uns ein Restaurant empfehlen, einen Fisch loswerden oder uns in eine Bar lotsen. Alle sind sehr nett und ich werde bestens informiert, der eine war schon mal beim Werder-Spiel im Weserstadion (gegen HSV), die Mutter des anderen hat eine Tierklinik und der Dritte findet ich könnte doch kiten lernen, wenn ich schon keinen Fisch kaufen möchte.
Es herrscht ein ständiges Kommen- und Gehen der (meist Charter-) Segelboote, als wir Ankommen ist es ziemlich voll, nachmittags leert es sich merklich und die verbliebenen Boote brechen fast alle um acht Uhr am nächsten Morgen auf. Kurz darauf treffen aber bereits die ersten neuen Boote ein.
Für uns geht es zum Einklarieren. Wir fahren mit dem Schlauchboot an Land und sind zunächst irritiert. Wo sind die Dinghis der anderen Segler? Dann entdecken wir das Dinghi-Dock. Gut geschützt fährt man unter einer niedrigen Brücke hindurch in ein kleines Minihafenbecken, dort liegen die Schlauchboote sicher. Das Einklarieren geht wieder fix und sehr freundlich vonstatten.
Jetzt sind wir in St. Vincent und die Grenadinen. Die Grenadinen sind die Inselgruppe zwischen Grenada und St. Vincent, sie umfasst 32 Inseln (und Inselchen) von denen 11 bewohnt sind. Einige gehören zu Grenada, wie Carriacou, die meisten gehören zu St. Vincent wie Union Island.
Wir machen noch einen Spaziergang und klettern auf den nächsten Hügel um ein Foto zu machen. Union Island erscheint uns viel touristischer als Carriacou. Es gibt (noch) mehr Bars und Restaurants, außerdem viele Souvenirstände und Läden mit Bademoden und T-Shirts.
In der Nacht haben wir viel Regen (der unser Schiff vom Salz befreit) und immer wieder garstige Schauerböen, doch wir liegen an unserem Platz super geschützt. Als Nobbi aufwacht überlegt er, ob das Schiff an Land steht, so ruhig haben wir es.
Gestern ging es weiter nach Mayreau. Die Etappe ist noch kürzer als die vorige, ganze 2 Meilen liegen zwischen den beiden Inseln. Wir entscheiden uns für die Saline Bay. Ein schöner Strand säumt die Bucht, den Hang hinauf zieht sich das bunte Dorf. Wir schnorcheln ausgiebig über dem Seegras, hier gibt es viele verschiedene Fische. Und natürlich besuchen wir unseren Anker und gucken ob er sich vernünftig eingegraben hat.
Nachmittags unternehmen wir eine kleine Wanderung über die Insel. Als erstes geht es auf die Windseite. Ein kleiner Weg führt durch eine abwechslungsreiche Vegetation. Sträucher, Kakteen und Gräser säumen den Weg, dazwischen liegen kleine Felder auf denen Zucchini, Bohnen und Kürbis angebaut wird. Wir sehen viele unterschiedliche Vögel und noch mehr Schmetterlinge. Dann endet der Weg, wir kehren um und unternehmen einen neuen Versuch auf der „Hauptstraße“. Sie ist zeitweise ziemlich steil und wir kommen ordentlich ins Schnaufen. Der Weg führt uns an 2 Kirchen vorbei bis zur Saltwhistle Bay im Norden. Die kleine Bucht ist sehr schön und sehr voll. Segler und Gäste des Hotels teilen sich den Bilderbuchstrand. Klares Wasser schwappt an den weißen Sand, Palmen rascheln im Wind und über eine schmale Landzunge hinweg sieht man die Tobago Cays.
Wir machen uns auf den Rückweg und sind bei Sonnenuntergang wieder an Bord. Ein Großsegler kommt beim letzten Licht unter Segeln in die Bucht und ankert hinter uns. Sehr romantisch.
Heute Morgen entschließen wir uns hier zu bleiben und einen Arbeitstag einzulegen. Der Wassermacher bekommt ein wenig Zuwendung und in den Wartezeiten erledigen wir Kleinkram. Wenn alles erledigt ist belohnen wir uns mit einer Schnorcheltour.
