Ein Ausflug nach Bigi Pan

Diesmal stand ein dreitägiger Ausflug in den Westen Surinams auf dem Programm. Mittwochmorgen machen wir uns mit vier Crews in zwei Autos auf den Weg. Wir reisen wieder mit der bewährten holländisch-deutschen Reisegruppe.
Unser Ziel ist Bigi Pan, eine große Lagune mitten in der sumpfigen Landschaft an der Küste. Ein Vogelparadies. Die Anfahrt zieht sich hin. Wir versuchen die Staus um Paramaribo zu meiden, was damit endet, dass wir Nebenstraßen benutzen. Leider gibt es in Suriname unglaublich viele Drempel. Das sind Verkehrsberuhigungshubbel („Speed Bumper“). Die Dinger sind extrem effektiv. Unser kleines Auto, ein Toyota Cargo Fun, hat aber nur sehr wenig „Freibord“. Nicht selten setzen wir auf. Vor den meisten Drempeln müssen wir halten und sie dann langsam überwinden. Gerrit fährt uns sicher über unendlich viele Drempel und gilt nun bei uns als Drempel-Experte. Nervig ist es trotzdem. Um 14 Uhr erreichen wir einen Platz am Nickerie River in der Nähe Nieuw Nickeries. Von hier geht es mit dem Boot über einen Kanal zum Bigi Pan. Zwischen dem Nickerie River und dem Kanal muss das Boot über eine Art Schwelle geschoben werden, also quasi umgetragen werden. Das ist interessant. Doch das Boot, das sehr unsanft behandelt wird tut uns etwas leid. Während der Fahrt auf dem Kanal sehen wir viele interessante Vögel, darunter viele schöne Raubvögel. Schließlich erreichen wir ein Haus auf Stelzen mitten in der flachen Lagune. Unsere Unterkunft für diese Nacht. Mit uns acht Seglern kommt eine vierköpfige Familie an, kurz danach eine fünfzehnköpfige chinesisch-holländische Reisegruppe. Die Unterkunft ist etwas überbelegt. Am späten Nachmittag machen wir eine Ausfahrt mit dem Boot und sehen hunderte von roten Ibissen, die auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen sind. Die rote Wolke aus Vögeln ist beeindruckend.
Wir haben einen lustigen Abend zu acht, erzählen Geschichten und lachen viel. Es geht etwas chaotisch zu, die Jungs sind etwas überfordert mit den vielen Gästen. Wir lassen uns dadurch nicht stören und genießen die gemeinsame Zeit. Typisch Segler, da verlassen wir unser Boot und wo verbringen wir die Tage? Auf dem Wasser.
Die Nacht ist unruhig und früh zu Ende. Irgendjemand ist immer unterwegs und um fünf können die ersten nicht mehr schlafen und warten auf den Sonnenaufgang. Leider unterhalten sie sich lebhaft in der Nähe unseres Raumes. Vormittags machen wir eine längere Tour mit dem Boot und besuchen eine große Gruppe Flamingos. Ich wusste nicht, dass Flamingos sich so ähnlich anhören wie Gänse. Sie haben eifrig geschnattert und sich nicht weiter für uns interessiert. Anschließend fahren wir durch die Sumpflandschaft. Das Wasser hier ist sehr flach, immer wieder setzen wir mit dem Boot auf und der Außenborder wühlt sich durch den Schlamm. Mit unserem Boot und Motor würden wir das nicht machen.
Zu viert fahren wir nachmittags nach Nieuw Nickerie, die anderen beiden Crews machen sich auf den Rückweg zum ihren Booten. Im Hotel nehmen wir erstmal eine ausgiebige Dusche. Danach sehen wir uns den Deich an und werfen einen Blick auf Guyana, wir können hier über den Grenzfluss gucken. Nach einem Spaziergang verbringen wir einen weiteren netten Abend zusammen.
Nach der kurzen vorherigen Nacht schlafen wir ausgezeichnet und genießen die Klimaanlage. Am nächsten Morgen wird wieder ausgiebig geduscht. Wer weiß wann wir mal wieder eine eigene Dusche mit unbegrenztem Wasser zur Verfügung haben?
Beim Frühstück staunen wir nicht schlecht, als wir unsere chinesische Reisegruppe in der Zeitung sehen. Wir dachten sie würden Urlaub machen, aber anscheinend handelte es sich auch um eine Geschäftsreise.
Auf dem Rückweg sehen wir uns in Wageningen das frisch renovierte Reis-Silo an. Die Wiederöffnung hat es ebenfalls in die Zeitung geschafft. Hier im Westen wird der Suriname-Reis angebaut, links und rechts der Straße haben wir die großen Reisfelder gesehen. Bei den renovierten Silos soll der Reis gewaschen, geschält und gelagert werden, bis er verschifft wird. Mittags machen wir ein Picknick. Anne-Mieke ist perfekt organisiert und hat an alles gedacht, sogar an einen Käseschneider. Bei dieser Gelegenheit lerne ich, dass ich gar nicht merkwürdig bin, wenn ich Käse auf Rosinenbrötchen esse. Für die Holländer ist das völlig normal. Ich mag Rosinenbrötchen mit Käse und die Holländerin in mir.
Die letzten Kilometer legen wir im strömenden Regen zurück, die Fahrt gestaltet sich auf den schlechten Straßen sehr abenteuerlich. Nach ereignisreichen Tagen sind wir froh unsere Mari abends wohlbehalten wieder zu sehen.
Leider gibt es auch einige Verluste zu beklagen: eine verlorene Sonnenbrille, eine zerbrochene Sonnenbrille und eine vom ATM eingezogene Visa-Card. Irgendwas ist ja immer. Außerdem habe ich (unfreiwillig) grüne Haare. Nobbi denkt ich brauche neues Antifouling, Otti glaubt ich verwandle mich in einen Frosch, vermutlich liegt es nur am Wasser des Pools.