Ein Faultier, Cola, Fisch und Schmetterlinge

Am Montag sind wir wieder mit Anne-Mieke und Gerrit zu einem Ausflug verabredet. Der Schmetterlingspark hat, anders als auf der Website angegeben nicht geöffnet. Schade.
Also fahren wir direkt weiter zu unserem zweiten Tagesziel, dem Cola Creek. Der Cola Creek ist ein kleiner Flusslauf, dessen Wasser durch Blätter und Wurzeln stark gefärbt ist. Die Farbe hat ihm den Namen Cola Creek eingebracht. Am Creek gibt es eine Art Freizeit-Bad. Eine Cafeteria, schattige Hütten, einen Spielplatz und einen Kinderbereich. Das ist nicht unbedingt unser Ding, da wir aber fast die ganze Zeit die einzigen Gäste sind, genießen wir den Aufenthalt. Das Wasser ist angenehm kühl und wir baden ausgiebig.
Die Suche nach einen Restaurant zum Mittagessen gestaltet sich als schwierig. Montags sind nicht nur Parks und Museen geschlossen, sondern auch viele Restaurants. Wir finden, nach einiger Fahrerei, schließlich einen Roti-Laden und werden doch noch satt. Auf dem Rückweg werfen wir einen Blick auf ein riesiges, geschlossenes Aluminiumwerk und machen einen Abstecher zu der Marina, die etwas flussaufwärts von unserem Liegeplatz liegt. Die recht lange Fahrstrecke hat uns einen interessanten Überblick darüber gegeben, wie die Menschen auf dem Land, in größerer Entfernung zu den Städten leben.
Wir sind schon fast zurück in Domburg, da entdecken wir, dass „etwas“ auf der Straße vor uns ist. Ein kleines Faultier versucht die Straße zu überqueren. Gerrit bremst natürlich auch für Faultiere, bei den Einheimischen sind wir nicht sicher. Wir wissen nicht ob wir es anfassen sollen. Nobbi fasst zu und stupst es von der Straße. Es ist teilweise nass, ob es im Graben gelandet ist? Ich kann nicht widerstehen und streichle es. Es ist viel weicher als ich gedacht hätte. Faultiere sind gute Schwimmer, haben eine ausgesprochen gute Wundheilung (das ist doch sehr spannend!) und können sich mit ihren langen Krallen gut wehren. Das Überqueren von Straßen gehört leider nicht zu ihren besonderen Fähigkeiten.
Heute Morgen haben wir zu neunt (alles Marina-Bewohner) die Fischfabrik gleich nebenan besucht. Der Besitzer der Fischfabrik trinkt häufiger ein Bier in der Marina Bar und Gerrit hat für uns alle einen Besuch dort vereinbart. Der Fisch kommt aus dem Atlantik vor Suriname und wird dann sortiert. Die Fische werden ausgenommen und tiefgefroren. Die Fabrik produziert „Surimi“, dafür werden die Fische ausgenommen und gewaschen. Dann werden Blut, Fett, Knochen und Schuppen entfernt. Schließlich wird das Fleisch gemahlen und mit Zuckern vermengt. Dieses Surimi wird nach Japan verkauft und dort zu Fischfrikadellen weiter verarbeitet. Überhaupt ist das Geschäft sehr international. Letztlich landet der Fisch aus Suriname überall auf der Welt: in Japan, in der ganzen Karibik, in Europa, in Afrika… manchmal direkt, manchmal über Zwischenstationen. Zum Beispiel wird ein Teil des Fisches in Holland geräuchert und dann weiter verkauft, ein großer Teil geht nach Jamaika, sowohl in der unteren Preisklasse für die lokalen Märkte, als auch die teuersten Fische für die Touristenhotels. Wir dürfen uns die Maschinen ansehen (wann sieht man schon mal eine Fischwaschmaschine), laufen durch Kühl- und Gefrierhäuser und stellen ganz viele Fragen. Die ganze Anlage ist extrem sauber. Nach Fisch riecht es überhaupt nicht und eklig ist hier gar nichts. Ein informativer und interessanter Tagesbeginn! Anschließend werfen wir natürlich noch einen Blick auf die Fischtrawler.
Wir (die bewährte holländisch-deutsche Reisegruppe) beschließen unser Glück erneut beim Schmetterlingspark zu versuchen. In erster Linie handelt es sich gar nicht um eine Touristenattraktion, sondern um eine Schmetterlingsfarm. Die Schmetterlinge werden hier gezüchtet und exportiert. Schmetterlingsparks und Zoos in Europa und den USA sind die Kunden. Es gibt ein Insektenmuseum, einen Raum in dem ganz toll die verschiedenen Ökosysteme in Suriname dargestellt werden und ein großes Gehege in dem viele Schmetterlinge leben und man Spazieren gehen kann. Außerdem bekommen wir eine Führung. Zunächst laufen wir durch einen wunderschönen Sekundärwald, die Chefin zeigt uns Fledermäuse und erklärt uns verschiedene Pflanzen und ihre Nutzung in Suriname. Wir sehen wo die Schmetterlinge gehalten werden, wo sie ihre Eier auf ihre Wirtspflanze legen, wie die Raupen gefüttert werden und wie die Puppen für den Export verpackt werden. Es gibt gold-glänzende Puppen. Das wusste ich nicht. Und man kann unterschiedliche Schmetterlinge nicht zusammenhalten. Die verschiedenen Arten müssen einen ähnlichen Charakter haben, sonst verstehen sie sich nicht, lassen sich nicht fressen oder ärgern sich gegenseitig. Außerdem werden noch Boaconstrictors gezogen und Schildkröten verkauft.
Ein sehr leckeres spätes Mittagessen rundet einen tollen Besuch ab. Wer jemals nach Suriname kommt sollte unbedingt den Schmetterlingspark besuchen, ich habe selten in so kurzer Zeit so viel gelernt!