Der Tag beginnt hervorragend. Wir beschließen die letzten beiden Eier in Form vom Pfannkuchen zu frühstücken. Als wir bei Pfannkuchen mit Mangomus im Cockpit sitzen wird das Frühstück gleich zweimal unterbrochen. Erst hören wir eine Alarmanlage. Es gibt tatsächlich Insekten (?!), die das Geräusch einer Alarmanlage machen (oder machen Alarmanlagen ein Insektenlaut?). Kurz darauf schüttelt sich der Baum neben uns. Affen zum Frühstück! Fröhliche Totenkopfäffchen toben durch den Baum.
Nach dem Frühstück paddeln wir nacheinander mit dem Dingi um Mari, sehen uns das Ufer genauer an, lassen uns treiben und machen ein paar Fotos. Als ich zurück an Bord klettere, beginnt es zu regnen. Schnell die Fotoapparate, Ferngläser und Bücher unter Deck bringen und die Luken schließen. Ein heftiger Schauer wäscht das Boot und uns. Wir nutzen die Chance auf eine ausgiebige Dusche. Nobbi wäscht sich die Haare unter dem Wasser, das vom Bimini läuft. Es gießt so ausgiebig, dass ich versuche das Wasser mit einem Eimer aufzufangen, bis Nobbi mich darauf aufmerksam macht, dass das Wasser im Beiboot 20 cm hoch steht. Ich setze mich als ins Dingi, spüle mir ausgiebig die Haare und dann auch noch die Cockpitkissen.
Mittags nieselt es noch ein bisschen, wir freuen uns, dass es bei bedecktem Himmel vergleichsweise kühl ist. Nachmittags setzen wir unsere Fahrt fort. Abgesehen von einer flachen Stelle kurz hinter unserem Ankerplatz ist es überall tief. Es macht Spaß durch die schmalen gewundenen Kanäle zu fahren. Wir werden von einer Truppe blau-grauer Reiher begleitet und sehen Fledermäuse. Schließlich gelangen wir in den breiteren Crique Vache. Da dieser ziemlich tief ist, entscheiden wir uns in einen Nebenarm zu fahren und dort nach einem Ankerplatz zu suchen. Hier ist es zwar nicht so tief, nur 6 bis 10m, aber der Lauf wird immer schmaler, wir drehen lieber um. Ich schwitze ganz schön bei dem Manöver in dem engen Arm, mit dem Strom der uns immer weiter hinein schiebt. Nobbi sieht alles eher entspannt und findet, dass ich auch wieder rausfahren muss, weil ich die Idee hatte in den Seitenarm hineinzufahren. Schließlich ankern wir in einer Kurve, hier ist das Wasser nur 10 m tief, das gefällt uns.
Kurz nach dem der Mond aufgegangen ist, sehe ich in zweites Licht am Himmel. Da fällt uns ein, dass heute doch wieder ein Raketenstart ist! Leider verdeckt eine Wolke die Sicht auf die steigende Ariane-Rakete, wir sehen sie nur ab und zu durch Wolkenlöcher. Minutenspäter hören wir das laute Rumpeln des Starts. Sozusagen hautnah erleben wir den Unterschied zwischen Licht- und Schallgeschwindigkeit.
Mittwochmorgen gibt es zwar keine Affen zum Frühstück, aber selbstgebackenes Weißbrot, Rosinenschnecken und große leuchtend blaue Schmetterlinge. Die großen Falter haben wir vereinzelt schon vorher gesehen, aber noch nie so viele wie hier. Solche Schmetterlinge kennen wir aus den Schubladen im Naturkundemuseum und jetzt flattern sie um unser Boot.
Nachmittags wollen wir wieder weiterfahren. Der Motor hüstelt einmal und sagt dann nichts mehr. Wir hatten bereits die Befürchtung, dass unsere Motorstarterbatterie hinüber ist, nun wissen wir es. Der Motor wird gestreichelt, doch hier ist alles in Ordnung, es muss an der Batterie liegen. Unser Batteriemessgerät kommt zum Einsatz, die Batterie hat nur noch 53 %. Wir starten den Motor mit den Bordnetzbatterien und setzen unseren Weg durch die Criques fort. Zeitweise ist es so schmal, dass wir die Mangroven am Ufer anfassen können. Wir erreichen den Criques Lamentin, der immer breiter wird. Wir entscheiden uns für einen Ankerplatz nur eine lange Kurve von der Mündung in den Maroni entfernt. Bei 35 Grad ist Kochen Schwerstarbeit. Wir schwitzen vor uns hin und kühlen uns gelegentlich mit Flusswasser ab.
Abends sitzen wir unter unserem Moskitonetz im Cockpit und lesen. Es ist sehr dunkel, der Mond ist noch nicht aufgegangen und wir haben unsere Petroleumlampe noch nicht eingeschaltet. Es raschelt im Gebüsch und ich erschrecke mich fürchterlich, sehe ich doch zwei Lichter aus dem Unterholz auftauchen. Nach kurzer Zeit wird klar, meine Schreckhaftigkeit hat mir mal wieder einen Streich gespielt (meine Schwester wird sich kaputt lachen), es sind nicht etwa Jäger mit Taschenlampe im Wald, sondern Glühwürmchen! Aber was für welche, richtige Scheinwerfer-Glühwürmchen. Jetzt, wo wir darauf achten sehen wir sie überall, bis eine Stunde später der Mond aufgeht und es zu hell wird.
Heute sind wir nach St. Laurent weiter gezogen, die letzten Meilen auf dem Crique Lamentin und dann etwa 5 Meilen den Maroni hoch. Auch das letzte Stück auf den Criques genießen wir, dieser Abstecher hat sich wirklich gelohnt. Leider hören wir die Brüllaffen nur, genau wie in den vergangenen Tagen, sie zeigen sich nicht.
Auf dem Maroni kommen wir nun schleppend voran, das Wasser läuft immer noch ab. Erst kurz bevor wir St. Laurent erreichen kentert die Tide. Da wir mit Niedrigwasser ankommen, legen wir die letzte Meile bis zum Bojenfeld ganz langsam zurück. Es ist verdammt flach hier. Wir funken die Marina an, da sich niemand meldet fischen wir uns einfach eine Boje. Etwas verwundert schauen wir uns um, wir hatten erwartet hier ein paar Segler zu treffen, doch die wenigen anderen Boote machen den Eindruck als würden sie hier längere Zeit auf ihre Crew warten. Wir fahren mit dem Dinghi an Land und wollen uns anmelden. Wir können unsere Wasserkanister füllen und werden unseren Müll los, für alles andere sollen wir morgen wieder kommen. Wir fragen nach einem Laden in dem wir Baguette kaufen können und bekommen zu hören, dass es so einen Laden hier nicht gibt. Irgendwie können wir uns das nicht vorstellen, wir werden morgen die nähere Umgebung erkunden. Am Wasser findet sich ein netter Stand bei dem wir Fleischspieße zum Abendessen kaufen und diese mit Blick auf unsere Mari verspeisen.
Erstaunlicherweise liegen wir hier so unruhig wie schon lange nicht mehr. Gerade klatscht die Welle von hinten gegen das Schiff, die Boje rumst gegen den Bug. Mal sehen ob wir in den nächsten Tagen noch einen ruhigeren Platz finden, so hatten wir uns das nicht vorgestellt.