Ueberfahrt zum Maroni

Mittwochnachmittag gehen wir Anker auf. Im Westen der Iles du Salut ist das Wasser sehr kabbelig und wir sind froh, als wir endlich in tieferes Wasser kommen und die Wellen laenger und gleichmaessiger werden. Wir freuen uns, dass wir segeln koennen, hatten wir doch befuerchtet die ganze Strecke motoren zu muessen. Leider sind wir viel zu schnell. Normalerweise freuen wir uns, wenn es gut voran geht, doch diesmal haben wir einen Zeitplan, wir wollen bei aufflaufend Wasser und mit Tageslicht in den Maroni einfahren. Wir versuchen zu bremsen und segeln mit dem Gross im 2. Reff und gereffter Genua. Erst funktioniert es ganz gut, dann laesst der Wind nach. Durch den starken Strom sind wir schnell genug, doch das Boot schaukelt wild.
Ansonsten ist die Nacht ganz gut. Wir gehen unsere gewohnten Wachen, die Schauer entschliessen sich nicht ueber uns abzuregnen und wir sehen weder grosse Schiff noch Fischer. Der Mond erhellt die Nacht bis um vier, das ist sehr angenehm, dann gibt es noch ein bisschen Sternenhimmel zu sehen bis die Sonne aufgeht. Gegen Morgen werden wir zu langsam wir starten den Motor und aendern Kurs auf die Muendung des Fleuve Maroni. Nun zieht es sich, der Strom schiebt weiter die Kueste entlang nach Suriname, davon merken wir wenig. Schliesslich erreichen wir die Ansteuerungstonne, von hieran ist die Einfahrt gut ausgetonnt. Das Fahrwasser verlaeuft nun anders als die der Seekarte. Die Sandbaenke in der Einfahrt veraendern haeufig ihre Position, so dass dann auch das Fahrwasser verlegt wird.
Uns gefaellt die Muendung des Maroni. Am rechten Ufer sehen wir Suriname, das naechste Land, das wir besuchen wollen. Doch noch bleiben wir in Franzoesisch Guyana. Hunderte von Schmetterlingen begruessen uns, das ist bestimmt ein gutes Omen, nachdem uns in Kourou Delfine verabschiedet haben.
Wir biegen kurz nach der Einfahrt in den Fluss nach links in den Crique Coswine ab. Der kleine Nebenarm schlaengelt sich durch bewaldetes Gebiet. Wir haben keine Karte, doch der Revierfuehrer sagt, es sei hier ueberall tief genug. Wir passieren ein Dorf und wollen hinter naechsten Biegung ankern. Unser Anker sitzt nicht so gut und wir beschliessen noch etwas weiter zufahren und es woanders zu versuchen. Letztendlich haelt der Anker erst beim sechsten Versuch, der Flussarm hat einen felsigen Grund. Nur an dem ersten Platz, mit dem wir nicht zufrieden waren, und an dem Platz an dem wir schliesslich liegen, finden wir besseren Grund. Auf unserer Ankerplatz suche fahren wir immer weiter, gucken doch noch um die naechste Biegung und um noch eine. Nun liegen wir hier an einer schoenen Stelle und haben ausnahmsweise eine Ankerboje gesetzt. Falls der Anker sich verhakt will Nobbi hier nicht tauchen, er hat Angst, dass es Krokodile und Piranhas geben koennte.
Das Wasser ist kaum salzig und ziemlich klar. Den Liegeplatz in fast-Suesswasser kosten wir aus. Wir duschen ausgiebig mit dem Eimer, putzen das Cockpit und waschen unsere Leinen. Einige Festmacher waren aus Jacare noch immer sehr schmutzig, wir hatten sie nur notduerftig gespuelt. Nun haben wir sie eine Nacht ins Wasser gehaengt und sie sehen wesentlich besser aus.
Unsere Positionslichter sind auf dem Weg hierher ausgegangen. Erst flackerte die Lampe noch, dann war sie dunkel. Ein Kabel ist korrodiert. Wir haben aus Deutschland eine neue Lampe mitgebracht, die alte war schon etwas angeschlagen. Also ziehen wir ein neues Kabel und bauen die neue Lampe an. Auf einem Boot ist ja nichts einfach. Um das Kabel durch zuziehen duerfen wir beide abwechselnd ueber Kopf in den Ankerkasten. Ich finde es sieht lustig aus, wenn von Nobbi nur noch die Beine rausgucken. Aber wie bekomme ich ihn da heraus wenn er sich einen Hexenschuss holt?
Das Moskitonetz fuer den Niedergang hat mal wieder ein Upgrade erhalten. An den Raendern, an denen es auflag, drohte es sich aufzuloesen. Jetzt hat es einen neuen Rand aus einem weissen Laken mit gruenen Blumen bekommen. Das Laken, das mit Sicherheit aelter ist als ich, war als Putz- und Bastellappen-Spender an Bord, wer haette gedacht, dass es noch einen grossen Auftritt bekommt. Unser Moskitonetz fuers Cockpit, Projektname das Brautkleid, kommt jeden Abend zum Einsatz. Es ist eine ziemlich haessliche aber sehr effektive Bastelloesung, die uns stoerungsfreie Abende im Cockpit ermoeglicht. Es gibt hier eine Menge interessierter Fluginsekten, die bei Einbruch der Nacht Hunger bekommen. In Kourou habe ich bereits ein Moskitonetz fuer den Zugang zum Vorschiff, also zu unserem Schlafzimmer genaeht. Ein Moskito, das es abends bis zu unserer Koje schaffen will muss nun also drei Huerden ueberwinden. Ausserdem haben wir noch Moskito-Coils im Angebot. Nein, Muecken sind keine Freunde. Wir wollen weder die juckenden Stiche, noch Malaria, Chikungunya, Dengue und was es da noch alles so gibt.