Wir dümpeln ja schon einige Zeit auf dem Kourou River oder dem Fleuve Kourou, wie der Franzose sagt, herum. Zeit für ein wenig Abwechslung. Uns fällt ein, dass wir früher, als wir an Land lebten, gerne übers Wochenende segeln gegangen sind, oder einfach nur nachmittags rausgefahren sind. Zum Spaß. Wir beschließen einen Ausflug zu den Iles du Salut zu machen, dort hatte es uns gut gefallen und wir haben die Ile Joseph noch nicht gesehen. Der Entschluss fällt spontan am Sonntag. Diesmal gibt es also keine Vorbereitung, kein vorheriges Einkaufen, wir fahren einfach los.
Montagmorgen ziehen wir bei ablaufendem Wasser den Anker hoch. Die Ankerkette ist sehr bewachsen. Seepocken und braune, stachelige Algen fühlen sich bei uns Zuhause. Unseren Guten-Morgen-Kaffee gibt es unterwegs. Das Frühstück soll es nach Ankunft am neuen Ankerplatz geben. In der Ausfahrt aus dem Fluss wird es dann doch spannend, hier ist es ganz schön flach. Wir sind erleichtert, als das Wasser langsam tiefer wird, beobachten die riesige dunkle Wolke über den Inseln und suchen uns einen Ankerplatz vor der Ile Royale. Hier ist das Wasser einigermaßen klar, wir lassen den Wassermacher laufen und gehen ausgiebig baden. Die Wolke zieht vorbei und bei uns gibt es ein langes Frühstück, das direkt in die Mittagspause mündet.
Nachmittags machen wir einen Spaziergang auf Ile Royale. Wir genießen die schönen schattigen Wege und treffen wieder viele Affen und Agutis. Die Katermarane mit den Tagestouristen sind schon wieder auf dem Weg nach Kourou, die Hotelgäste auf ihren Balkons und wir haben die Wege für uns.
In der Nacht wecken uns starke Regenfälle. Zeit die Luken zu schließen. Das Süßwasser ist willkommen, eine Bootswäsche kann nicht schaden. Morgens lauern dicke Wolken, ich hole die Eimer aus der Backskiste und warte auf den nächsten Schauer. Ich will Süßwasser auffangen und das Cockpit putzen. Die Wolken ziehen vorbei, ich räume die Eimer wieder weg, das Cockpit bleibt schmutzig.
Ein Ausflug zur Ile Joseph steht auf dem Programm. Zur Zeiten der Nutzung als Gefängnisinseln waren hier die meisten Gefangenen untergebracht. Heute hat die Fremdenlegion hier einen Stützpunkt. Die Fremdenlegion schützt den Weltraumbahnhof, deshalb ist das 3. Regiment hier in Kourou dauerhaft stationiert.
Das Anlanden mit dem Dingi gestaltet sich sportlicher als angenommen. Da der kleine Schwimmponton gerade zur Wartung ist, bleibt nur die Rampe als Möglichkeit an Land zugehen. Leider haben wir gerade Springniedrigwasser (das Niedrigwasser ist besonders niedrig) und die Rampe liegt komplett frei inklusive einer Stufe am Ende. Wir klettern also auf das untere Ende der glitschigen Rampe und versuchen einen einigermaßen sicheren Platz für unser Dinghi zu finden. Die hohe Stufe am Fuß der Rampe sorgt dafür, dass wir es nicht an Land tragen können.
Wir passieren das Schild auf dem steht, dass das Betreten der Ruinen verboten ist und machen uns auf die Suche nach eben diesen Ruinen. Die Ruinen des Gefängnisses sind viel schöner als die auf Ile Royale und viel größer als ich es mir vorgestellt habe. Natürlich betreten wir sie. Die Zellen sind nach oben offen und nur vergittert, die Gefangenen waren Sonne und Regen ausgesetzt. Über den langen Zellengängen sieht man die Reste der Brücken oder Stege, über die die Wärter gegangen sind um die Gefangenen von oben zu patrouillieren. Uns wundert es nicht, dass die meisten Gefangenen das erste Jahr nicht überlebt haben. Es ist feucht, heiß und wir bekommen Gesellschaft von Moskitos. Wenn man die Überreste dieser Gefängnisse sieht fragt man sich, warum man die Gefangenen nicht „einfach“ umgebracht hat. So zynisch es klingt, und auch ist!, dieses indirekte Umbringen der Gefangenen und der Versuch so Französisch Guyana zu besiedeln, war eher mit dem Rechtssystem vereinbar. Da sollte man ruhig mal in Ruhe drüber nachdenken.
Die Natur holt sich die Inseln zurück, ich den Ruinen wachsen große Bäume. Trotz der grausamen Geschichte ist es hier wunderschön. Es gibt einen Rundweg um die Insel dem wir folgen, nachdem wir uns versichert haben, dass es unserem Dingi gut geht. Wir gelangen zum Friedhof (auf dem die Wärter begraben wurden, die Leichen der Gefangenen wurden einfach ins Meer geschmissen). Der alte Friedhof strahlt Ruhe und Würde aus, ganz im Gegensatz zu dem in Kourou.
Wieder an Bord, beschließen wir, zurück nach Kourou zufahren. Der Wetterbericht ist unklar. Es sind südliche Winde angesagt, da würden wir hier ungeschützt liegen. Wenn wir in 10 Meilen Entfernung einen geschützten Ankerplatz haben, wollen wir das Risiko nicht eingehen. Der Sturm Isaac, der morgen auf die Antillen trifft, kann uns hier nichts anhaben, bringt aber das Wetter ein wenig durcheinander. Dieses Jahr hat es sehr lange gedauert bis die Hurrikan-Saison Fahrt aufgenommen hat, derzeit sind mit Florence, Isaac (der „nur“ ein Sturm ist) und Helene aber gleich drei gefährliche Tiefs unterwegs. Wir sind froh, dass wir die Lage nur interessenshalber verfolgen und nicht weil wir im Einzugsgebiet liegen. Florence hat es auf die US-Küste abgesehen, Isaac wandert in Richtung der Antillen und Helene schwenkt zu den Azoren.