Je nach Tageszeit präsentiert Kourou sich ausgestorben oder nur leer. Kourou ist nicht der Nabel der Welt. Der Hund der hier begraben liegt wurde zuvor eingeschläfert. In der Mittagszeit ist gar nichts los, aber auf vormittags kann es passieren, dass wir die einzigen sind die die Hauptstraße entlang laufen. Zwar gibt es durchaus schöne Häuser, doch die meisten sind ziemlich herunter gekommen. Wer genau hinsieht, findet einige schöne Innenhöfe, die meisten Gärten sind verwahrlost und werden nur zum Müllsammeln genutzt. Insgesamt ist Kourou irgendwo zwischen langweilig und trostlos anzusiedeln. Das gilt auch für den Friedhof, die Gräber sind lieblos gefliest, der Weg zwischen den Gräbern kaputt, überall fliegen Plastikblumen herum und die Mehrheit der Gräber ist kaputt.
Trotz allem sind wir noch hier und irgendwie gefällt es uns. Der Ankerplatz ist ruhig, Wasser gibt es an der Marina, die kleinen Supermärkte haben alles was wir brauchen und die Menschen sind freundlich. Die Tage vergehen mit ganz normalem Bootsleben, kleinen Erkundungsgängen durch Kourou und Cafébesuchen. Abends übt die Feuerwehr das Marschieren auf dem Festplatz, vielleicht steht eine Feier an? Wir machen eine Pause im Schatten und sehen zu. Die Feuerwehr von Kourou ist sehr gut ausgestattet, lauter neue Löschzüge stehen auf dem Hof.
Sonntag zum Beispiel beschließen wir, dass es Zeit ist den Waschsalon zu besuchen. Den Waschsalon hatten wir bereits am Freitag gefunden. Also haben wir unsere Wäsche in den wasserdichten Rucksack gestopft, sind mir dem Dingi zum Marina-Steg gefahren und von dort die 2,5 km zum Waschsalon gelaufen. Zum Glück ist eine Maschine frei. Während unsere Wäsche sauberer wird, machen wir uns auf den Weg zur „Bar du Sport“, wo wir auf ein kühles Getränk hoffen. Die Bar ist geschlossen, doch im chinesischen Supermarkt bekommen wir etwas zu trinken. Im Waschsalon sitzt man im Schatten und im Wind. Das ist sehr angenehm. Wir gönnen unserer Wäsche eine Runde im Trockner, legen sie zusammen und stapeln sie in den Rucksack. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zur Tankstelle und füllen unseren Benzinkanister. Ich hab die Wäsche auf dem Rücken, Nobbi hat den Kanister in einer Einkaufstasche unterm Arm. So geht es gut beladen zurück zum Boot.
Gestern Morgen unternehmen wir eine kleine Einkaufstour. Tomaten hätten wir gern und Fisch. Der Fisch ist kein Problem, es gibt einen Fischmarkt ganz in der Nähe. Beim Bezahlen fragt Nobbi dreimal nach, denkt er hat es falsch verstanden, unsere Dorade-Filets sollen nur 2 Euro kosten. Der Tomateneinkauf gestaltet sich da komplizierter. Wir finden in einem chinesischen Markt schließlich eine einzelne(!) Tomate und bezahlen dafür 1,53 Euro. Obst und Gemüse sind hier teuer, zumindest wenn man aus Brasilien kommt. In den Supermärkten ist fast alles gekühlt und sieht schon im Regal kläglich aus. Auf dem Markt sind die Preise auch hoch, aber die Waren nicht gekühlt und noch nicht angegammelt. Gemüsemarkt ist immer samstags, an den anderen Tagen kann man Glück haben und irgendwo einen kleinen Stand finden, oder auch nicht. Gestern Nachmittag sind wir dann bei 32 Grad einmal den Kilometer zur Tankstelle gegangen um 40 Liter Diesel in unsere Kanister zu füllen. Unsere kanadischen Freunde haben uns begleitet, für sie war es bereits die 3. Tour, immerhin haben sie einen größeren Motor und zusätzlich einen Generator zu füttern.
Es soll etwas weiter flussaufwärts Jaguare und Krokodile geben. Bisher ist keiner von beiden vorbei geschwommen, trotzdem baden wir hier lieber nicht im Fluss. Wir freuen uns über die vielen Vögel. Eine große Truppe Geier wacht über den Steg der Fischer, wartet auf die Fischabfälle und kreist über dem Fluss. Bei Sonnenuntergang fliegen etwa 100 Papageien, immer in Paaren, flussabwärts zu ihren Schlafplätzen. Kurz darauf folgen die kleinen Reiher flussaufwärts. Immer wieder sehen wir blaue und rote Ibisse bei Niedrigwasser in den Mangroven und häufig bekommen wir Besuch von kleinen blauschwarzen Schwalben. Die Decksreinigung am nächsten Morgen ist schnell erledigt.
Morgen besuchen wir das Centre Spacial Guyanais, den Weltraumbahnhof, das ist sicher interessant und am Wochenende erkunden wir dann vielleicht die weiterentfernten Stadtteile Kourous.
