Nach drei Nächten vor der Ile Royale müssen wir den Ankerplatz räumen. Wenn in Kourou eine Rakete startet werden die Inseln zum Sperrgebiet.
Zunächst sollte der Wettersatellit Aeolus, der uns in Zukunft bessere Wettervorhersagen bescheren soll, am Dienstag in den Himmel geschossen werden. Jeremy, der einzige andere Segler, den wir auf der Insel getroffen haben, informiert uns, dass der Start um einen Tag verschoben wurde, so haben wir einen Tag an diesem Ankerplatz gewonnen.
Dienstagnachmittag kommt das Polizeiboot und macht an einer Boje fest. Wir machen unser Funkgerät an, ob die mit uns kommunizieren wollen? Es bleibt ruhig. Wir paddeln an Land. Am späten Nachmittag verlässt das Boot seine Boje. Wir sind beeindruckt vom Manöver, per Lautsprecher kommen die Kommandos aus dem Brückenhaus. Nobbi hätte auch gerne solche Lautsprecher. Allerdings stehe ich bei Ankermanövern am Ruder und würde dann die Lautsprecherkommandos geben.
Jeremy ist mittags schon weiter gesegelt, wir sind ganz allein in der Bucht. Die Touristen-Katamarane haben schon Feierabend und sind nach Kourou zurückgekehrt. Zwei Stunden später liegt das Polizeiboot wieder neben uns an der Boje. Hektische Geschäftigkeit herrscht an Deck. Wir sind gespannt was nun passiert. Der Grill wird angezündet, Zeit fürs Abendessen. Wir sind ein wenig neidisch. Bei uns an Bord gibt es nichts was man auf den Grill legen könnte. Am nächsten Morgen bekommen wir doch noch Besuch. Das Schlauchboot wird ausgesetzt und drei nette junge (äußerst ansehnliche) Beamte kommen Längsseite. Sie fragen, ob wir wissen, dass wir den Platz wegen dem Raketenstart verlassen müssen? Sie sind sehr nett, sprechen Englisch und freuen sich über unser grottiges Französisch. Wir erklären, dass wir gerne noch zwei Stunden warten würden, da die Einfahrt nach Kourou so flach ist und wir nicht mit Niedrigwasser in der Einfahrt ankommen möchten. Das ist kein Problem, die Rakete startet erst heute Abend.
Heute ist es unglaublich ruhig. Keine Hotelgäste, keine Touristentouren. Der Ankerplatz gehört uns ganz allein, die Insel wurde bereits geräumt. Kaum ist das Polizeiboot davon gerauscht, tauschen an Land die beiden Ranger auf und beginnen nervös hin und her zu laufen. Sie rufen uns zu, dass wir den Platz verlassen müssen, wir rufen, dass wir gleich losfahren. Keiner versteht den anderen, sie werden unruhig und beginnen zu telefonieren.
Schließlich fahren wir das langsamst mögliche Ankerauf-Manöver. Wir signalisieren so, dass wir abhauen, schinden aber Zeit. Die Einfahrt nach Kourou ist doch sehr flach. Dann tüddeln wir so langsam wie möglich zum Festland. Bis zur Ansteuerungstonne sind es nur 3 Meilen, wir schaffen es dafür eineinhalb Stunden zu brauchen, machen Wasser und Duschen.
Nun kommen auch noch zwei Hubschrauber vorbei und kreisen über uns. Zum Raketenstart wird hier alles aufgeboten, wir haben uns noch nie so gut beschützt gefühlt. Raketenstarts sind hier wohl das Salz in der Suppe des langweilen Polizeialltags, da würden Schnellboote und Hubschrauber zeigen was sie können. Ob die Polizisten sich freiwillig für den Dienst in dem entlegenen Departement (wir sind ja in Frankreich!) melden, oder ob sie hierher versetzt werden, wenn sie sich in Paris nicht gut benehmen? Vielleicht ist der Dienst auch ein Karrieresprungbrett?
Die Einfahrt ist unglaublich gut betonnt, Tonne an Tonne, auch im Fluss geht es so weiter. Alle sind sehr gut in Farbe und beleuchtet, hier kann man nicht verloren gehen, obwohl einen der Strom versucht aus dem Fahrwasser zu schieben. Ein riesiger Aufwand für die kleine Einfahrt, aber schließlich kommt ab und zu ein Schiff und bringt Raketenteile. Die Einfahrt ist kurz hinter der Ansteuerungstonne am Flachsten, keine 3 Meter und das 2 h nach Niedrigwasser, für uns reicht das, doch bei Welle würden wir das nicht testen wollen.
Die Betonnung ist ein Kontrast zu Brasilien. Da war die Fahrwassermarkierung auch gut, aber manchmal kreativ. In der Bucht „Todos os Santos“ fehlte eine Tonne, wurde aber ein paar Wochen später ersetzt, manch eine rote war so ausgeblichen, dass sie gelb wirkte und eine grüne Tonne entpuppte sich als rot weißer Pfahl. In der Einfahrt nach Cabedelo gab es deutlich mehr Tonnen als in der brasilianischen Karte. Besser zu viele als zu wenige. Am besten hat uns die Lösung gefallen, die wir entdeckt haben, als wir Cabedelo verlassen haben. Eine grüne Tonne wurde eingezogen, wir haben das kleine Boot mit ihr im Schlepp gesehen, und durch ein rot gemaltes Ölfass ersetzt. Darauf soll man erstmal kommen…
Und nun diese perfekte Betonnung in diesem kleinen Fluss. Allerdings, bei einer grünen Tonne geht das Licht nicht, ob ich das direkt nach Paris melden soll?
Wir suchen uns einen Ankerplatz, eine leichte Aufgabe, hier liegen nur zwei andere Schiffe vor Anker. Nachmittags packt die Gendarmerie Maritime auch noch ihre Jetskis aus und sichert damit den Fluss, jetzt sind wohl wirklich alle Kräfte im Einsatz.
Die Rakete startet pünktlich um 1820 Uhr. Wir sitzen gespannt an Deck und beobachten wie sie in den Himmel steigt. Während wir ganz aus dem Häuschen sind, einen Raketenstart sieht man nicht alle Tage, schon gar nicht vom eigenen Boot, unterbrechen die Drachenbootfahrer dafür nicht mal ihr Training.
Der Kondensstreifen der Rakete malt Kringel in die Luft. Ob man daraus die Zukunft vorhersagen kann? Zumindest geben die Kringel Auskunft über die Höhenwinde, da hat der Satellit also schon Wetterinformationen preisgegeben, bevor er von der Rakete getrennt wurde.
