Iles du Salut

Die Ile Royale ist wunderschön. Wir falten unsere Banane auseinander und paddeln an Land. Die Insel ist dicht bewaldet mit Laubbäumen und Kokospalmen. Es gibt Papageien, Affen und Agutis. Die kleinen Nager mit ihrem braunen Fell gefallen mir besonders gut. Die Hinterbeine sind deutlich länger als die Vorderbeine, dadurch sehen sie lustig aus. Ihr Fell glänzt in der Sonne, deshalb heißen sie auch Goldhasen. Die Affen werden gefüttert und sind dadurch nicht scheu. Wir treffen Totenkopfäffchen und Kapuziner.
Die Ile Royale ist die größte und höchste der drei Inseln. Trotzdem braucht man deutlich unter einer Stunde um einmal um die Insel zu laufen.
Von seiner Vergangenheit als Gefängnisinsel zeugen einige erhaltene Gebäude und Ruinen. Bis 1951 nutzte Frankreich die Inselgruppe als Gefängnis. Auf der Ile Royale befand sich die Verwaltung, das Hospital und der Todestrakt. Die meisten Gefangenen wurden in Zellen auf der Ile Joseph gefangen gehalten. Die Haftbedingungen waren grausam. Es gab Zellen ohne Dach, so dass die Gefangenen dem Wetter schutzlos ausgeliefert waren, der tropischen Sonne ebenso, wie dem Regen. Es gab Zellen für die Einzelhaft und Haft in völliger Dunkelheit ohne Kontakt zu Menschen über lange Zeit. Die meisten Gefangenen starben innerhalb des ersten Jahres, was den Inseln auch den Namen „trockene Guillotine“ gab. Politische Gefangene wurden auf die Ile Diable, die Teufelsinsel gebracht, und dort völlig isoliert. Die Ile Diable ist heute nicht zugänglich.
Im ehemaligen Haus des Direktors gibt es eine kleine Ausstellung zur Vergangenheit der Inselgruppe. Zu unserer Freude gibt es alle Erklärungen auch auf Englisch. Die Kapelle und die Häuser der Wärter sind restauriert worden. In den Wohnhäusern der Wärter kann man heute übernachten, sie gehören zu dem Hotel, das heute auf der Insel ist. Das Haus des Direktors aber auch die der Wärter sind hübsch. Mit Fensterläden und blühendem Hibiskus. Vom Lazarett, das sich an den Leuchtturm schmiegt und dem Kloster stehen nur noch Ruinen. Ein Teil der früheren Gefängniszellen ist verfallen, die Zellen des Todestraktes mit Einzelhaft im Dunkeln sind zum Teil erhalten. Hinter dem Leuchtturm stoßen wir auf den Kinderfriedhof, die erwachsenen Toten der Bewachungsmannschaft wurden auf Ile Joseph begraben, die Toten unter den Gefangenen einfach ins Meer geworfen.
Auf der Insel ist es sehr ruhig. Das Hotel hat ein Restaurant mit sehr europäischen Getränkepreisen. Es gibt keinen Kiosk und keinen Eisladen. Die Tagestouristen bringen sich ihr Picknick in Kühltruhen mit, wer zum Baden auf die Insel gekommen ist, sucht sich einen schattigen Platz auf der Nordseite in der Nähe der Badestelle. Die Badestelle wurde ebenso wie die Straßen und Wege auf der Insel von Gefangenen gebaut.
So schrecklich die Vergangenheit der Inseln ist, so schön sind sie heute als Urlaubsziel. Es ist etwas kühler als am Festland, die Palmen wiegen sich im Wind und das Wasser ist zwar nicht klar, aber im Gegensatz zu den Stränden am Festland milchig türkis und nicht braun. Die Gewässer um die Inseln sollen „haiverseucht“ sein, es wird jedoch fleißig gebadet und wir baden auch. Ob es hier keine Haie mehr gibt, so vielleicht nie gab, wissen wir nicht.
Wir werden noch einmal wieder kommen, wir möchten die Insel noch weiter erkunden und uns unbedingt auch die Ile Joseph anschauen.