Gefährliches Jacare

Dieses beschauliche Kaff ist gefährlicher als es zunächst wirkt. Beim Duschen wurde ich von einem Frosch „angegriffen“. Eigentlich ein sympathischer Hüpfer, jetzt wo wir uns kennen dusche ich gern mit ihr (?). Doch als ich mit geschlossenen Augen unter der Dusche stand und sie auf mir landete habe ich mich furchtbar erschrocken.
Gestern auf dem Rückweg vom Einkaufen musste ich in die Büsche springen um nicht unters Pferd zu geraten. Pferde, Mulis und Esel werden hier gerne für den Transport genutzt. Gestern kam uns zum Beispiel eine Sofagarnitur auf einem Eselkarren entgegen. Diese Pferde- und Eseltransporte sind meistens im Galopp unterwegs und nehmen gerne die Innenseite der Kurve.
Jacare bedeutet Krokodil. Leider ist es lange her, dass das letzte Kroko gesichtet wurde. Wir haben natürlich den am Amazonas gelernten Kroko-Ruf ausprobiert und keine Antwort erhalten. Ein paar Meter (vielleicht 300m) flussaufwärts der Marina befindet sich eine kleine Touristenmeile mit vielen Beton-Krokodilen und unzähligen kleinen Läden. Die Faszination der Touristenattraktion „Porta do Sol“ hat sich uns noch nicht so ganz erschlossen. Jeden Nachmittag kommen mehrere Busladungen brasilianischer Touristen hierher und bewundern den Sonnenuntergang, entweder von der Promenade aus oder von einem der Ausflugsschiffe, die jeden Abend die gleiche Runde um unseren Ankerplatz drehen und dabei jeden Abend die gleiche Musik spielen. Der Star ist der Saxophonspieler, der seit 23 Jahren jeden Abend im weißen Anzug in einem Boot stehend den Bolero spielt. Sehr kitschig, aber auch irgendwie schön.
Die Mücken hier stellen eine echte Gefahr dar. Jeden Abend gegen halb fünf stürzen sie sich auf uns. Zum abendlichen Treffen der Segler in der Marina Bar gehen wir nur noch mit Anti-Mücken-Spray. Trotzdem bin ich total zerstochen. Die Mücken bzw. ihre Abwesenheit machen den Ankerplatz gegen über dem Platz am Steg attraktiv. Wir hatten gestern das erste Mal eine einzelne Mücke an Bord, die wir erlegt und seebestattet haben. Ein Platz am Steg wäre bequemer, aber dann müssten wir unsere Moskitonetze wieder konsequent geschlossen halten. Vorerst bleiben wir am Anker.
Bei uns ist es kühler als in Deutschland. Im Moment haben wir jeden Tag sonnige 27 Grad, nachts regnet es gelegentlich. Der frische Wind am Ankerplatz sorgt für Kühlung, wir schließen nachts manchmal die Luke über unsere Koje, weil es uns (mir) zu kühl ist.
Die Tage vergehen mit Kleinigkeiten, lesen und Seglerschnack. Wir haben unsere Dirk ersetzt, einen neuen Niederholer gebastelt und das Segelkleid geflickt. Auch unsere WLAN-Antenne funktioniert inzwischen und das „Nudelschapp“ wurde umgeräumt. Hoffentlich öffnet es sich jetzt nicht mehr im Seegang. Anscheinend ist gerade Kokosnuss-Hochsaison, denn sie schmecken zur Zeit besonders süß und fruchtig. Eine kalte Kokosnuss ist unsere Lieblingserfrischung. Gestern waren unsere Einkäufe schwerer als gedacht und der Heimweg zog sich in die Länge. Dann konnten wir nicht widerstehen und haben auch noch Ananas und Orangen an einem Stand an der Straße gekauft. Nun kam zu den schweren Rucksäcken und einer Tasche auch noch ein Sack Orangen hinzu. Dann haben wir dann auch noch eine Ananas geschenkt bekommen. Völlig überladen hatten wir eine gute Ausrede unterwegs einen Kokosnuss-Stopp einzulegen. Natürlich hätten wir ein Taxi nehmen können, aber dann hätten wir weder die Ananas geschenkt bekommen, noch die Kokosnuss getrunken.
In den letzten Tagen haben fünf Yachten in Richtung Norden abgelegt, eine sechste wird morgen folgen. Wir bleiben noch ein paar Tage, wir sind einfach noch nicht fertig mit dem Nichtstun.