„Gibt die Erdbeeren her, sonst sind die gleich weg“. Nobbi hatte Angst, dass ich die gerade erstandenen Erdbeeren an das nette Pferd verfüttere. Hier sind eine ganze Menge Pferde unterwegs, einige sind angeleint, andere laufen hier einfach in der Gegend rum. Natürlich muss ich sofort Kontakt aufnehmen. Wenige Dinge machen mich kurzfristig so fröhlich wie das Streicheln einer samtigen Pferdenase oder einer besonders netten Katze. Das Pferd hat die Erdbeeren nicht bekommen, sich aber bereitwillig streicheln lassen. Im ersten kleinen Laden gibt es eine besonders schöne Katze mit leuchtend blauen Augen, natürlich sind wir bereits Freunde.
Die Tage vergehen schnell hier in Jacare. Wir liegen noch immer Anker vor dem Yachtclub und Nobbi bestreitet sein tägliches Fitnessprogramm in dem er uns an Land rudert. Ich lerne gerade die Ruderkommandos „In die Auslage“ und unterstütze ihn so.
Nach unserem vergeblichen Einklarierungsversuch am Dienstag, waren wir am Mittwoch in Joao Pessoa bei der Capitania und haben dort die Formalitäten erledigt. Wir hatten Glück, es ging schnell, freundlich und unkompliziert. Anschließend haben wir uns in der Stadt umgesehen. Für brasilianische Verhältnisse ist Joao Pessoa mit 800.000 Einwohnern eine Kleinstadt. Sie ist uns auf den ersten Blick sympathisch. Hier ist es recht sauber und irgendwie nett. Die Läden sind „sortiert“, wie das hier üblich ist. Kommt man vom Bahnhof, geht es zunächst entlang der Autoschrauber, dann der Eisenwarenhändler und dann kommen die Möbelläden. Als nächstes kommen die Elektronikgeschäfte. Hier werden Musikanlagen verkauft, deren Boxen 1800 Watt Bums haben, das wäre doch was für Mari…
Wir schlendern durch die Fußgängerzone und besichtigen das Kloster Sao Francisco. Wir haben Glück und es beginnt gerade eine Führung. Wir verstehen kein Wort, trotzdem gefällt uns die Führung, bekommen wir so doch einen guten Überblick. Das Kloster liegt im höchsten Teil der Stadt und ein kühler Wind weht durch die Räume. Der Ausblick vom Kloster über den Fluss und die grünen Ufer ist sehr schön. Nach einer Kokosnusspause haben wir Hunger und landen in einem kleinen Kiosk. Nach einem Hamburger entdecken wir Limetten- und Maracujamousse. Nur für diesen super Nachtisch werden wir wiederkommen. Später stellen wir fest, dass dies unser günstigstes Mittagessen in Brasilien war. Nahe des Bahnhofs gibt es einer ganze Reihe farbenfroh renovierter Häuser. Ich würde gerne in dem Pinken Wohnen.
Am Donnerstag erkunden wir Intermares, der Stadtteil der gegenüber vom Jacare am Strand liegt. Hier gibt es Supermärkte und einige Obststände. Sonst ist es eher tot, oder netter ausgedrückt sehr ruhig. Wir spazieren ein wenig an dem langen Strand entlang und kaufen dann ein.
Die Zeit am Anker nutzen wir für Tüddelei am Boot. An Deck sind während der Überfahrt Brösel aufgetaucht, deren Herkunft geklärt werden muss. Vermutlich kommen sie aus unserem Niederholer (Rod Kicker). An einem der Wasseralarme (die gleichen Dinger, die man unter seiner Waschmaschine legt oder im Labor unter den Autoklaven…) muss eine Lötstelle erneuert werden. Das dauert ungefähr 3 min. Dafür wird der gesamte Salon in eine Baustelle verwandelt und Werkzeug aus drei Schränken wird benötigt. Nach bereits einer Stunde ist es erledigt… Nachdem ich einen ganzen Tag mit unserer WLAN Antenne verbracht habe, sie dann 2 min funktioniert hat und sie jetzt nichts mehr sagt, suche ich mir eine Beschäftigung mit garantiertem Erfolg und putze unsere Schiffsglocke. Beim Messing putzen sieht man unmittelbar seinen Erfolg, das habe ich gebraucht.
Am späten Nachmittag verholen wir auf die Terrasse der Marina, dort trifft man sich. Andere Segler haben ganz andere Probleme, ein Schiff ist vom Slip gefallen und voll Wasser gelaufen. Der Schaden ist immens. Einige der Boote hier sind schon einmal rum und berichten von Südafrika, vom indischen Ozean und immer wieder vom Pazifik. Bei ihnen hört es sich an als sei Cocos Keeling gleich neben an. Das Empfinden der Entfernung verschiebt sich.
