Eine Probefahrt, traurige Brasilianer und zwanzig Tropfen Whisky

Unsere Probefahrt am Donnerstag verlief erfolgreich. Mit Hochwasser um halb neun haben wir Ribeira verlassen und liegen nun wieder im Terminal Nautico, direkt unterhalb der Altstadt. Die Fahrt hierher haben wir durch einige Kringel und Schleifen verlängert, damit wir genügend Zeit hatten alles zu testen. Unser Wassermacher läuft wieder, der Motor schnurrt wie er soll, wir sind zufrieden.
Am Freitag stand eine kleine Reparatur auf dem Programm, die richtig Spaß gemacht hat. Die Fußpumpe für das Frischwasser leckte ein wenig. Wir haben sie problemlos ausgebaut bekommen, hatten das Ersatzteil-Kit mit den neuen Dichtungen an Bord, haben alle Dichtungen und Membranen ausgetauscht und die Pumpe wieder eingebaut.
Gestern stand uns der Sinn nach einem Spaziergang, deshalb sind wir zum Zoo gefahren. Der Zoo beheimatet fast nur in Brasilien heimische Tiere, neben einigen afrikanischen Vögeln bilden Nilpferde, Zebras und ein betagtes Dromedar die Ausnahme. Wir haben den Spaziergang auf sauberen Wegen genossen. Im und um den Zoo gibt es eine Vielzahl schöner großer Bäume, die angenehmen Schatten spenden. Auf dem Gelände leben neben den Zootieren viele Vögel und Affen, die den grünen Fleck in der Stadt zu schätzen wissen. Leider war der Ameisenbär nicht zu Hause, den hätte ich gerne gesehen, aber der Tapir und das Capybara haben mir auch sehr gut gefallen. Vom Zoo laufen wir ans Meer und am Atlantik entlang nach Barra. In der Sonne ist es heiß, aber zum Glück machen auch die Hochhäuser an der Küste angenehmen Schatten.
Heute waren wir im Museum für Moderne Kunst. Das Museum ist auf dem Gelände einer ehemaligen Zucker-Mühle untergebracht. Leider wird das Museum zurzeit renoviert. Nur ein Saal in der früheren Kapelle war geöffnet, alle anderen Gebäude und der Skulpturen-Garten waren geschlossen.
Die Brasilianer sind natürlich schon etwas traurig, dass die WM nun ohne sie weitergeht. Doch sehr tief sitzt die Trauer nicht. Freitag haben wir auf einem großen Fernseher vorm Mercado Modelo das Ausscheiden von Brasilien erlebt. An mangelnder Unterstützung der brasilianischen Fans lag es jedenfalls nicht. Bei uns war es sicherlich lauter als im Stadion. Nachdem Spiel wurde ein wenig geknallt, alle zucken mit den Schultern, nun ja. Gestern haben wir an gleicher Stelle noch das Ende des Spiels Russland –Kroatien, die Verlängerung und das elf-Meter-Schießen gesehen, beide Teams wurden ordentlich angefeuert. Heute ist der Fernseher abgebaut worden. Jetzt wo Brasilien raus ist, ist die hier WM vorbei.
Hier ist absolute Nebensaison, außer Mari ist nur ein anderes Schiff im Terminal Nautico bewohnt. Die Lel aus Kiew haben wir hier Silvester schon getroffen, während wir uns danach in der Bucht rumgetrieben haben und zwischendurch in Deutschland waren, sind sie in Chile gewesen, haben Kap Hoorn gerundet und sind den langen Weg wieder nach Norden gesegelt. Nun sind sie auf dem Weg zurück ins Schwarze Meer. Das Schiff hat der Eigner selbst gebaut. Mit dem schnellen Aluboot hat er schon einige Meisterschaften gewonnen, doch sein Traum war es immer einmal um Kap Hoorn zu segeln. Wir werden eingeladen die Lel anzuschauen und hören spannende Geschichten. Wie sie Eis an Deck hatten, wie mehrere Autopiloten aufgegeben haben und sie per Hand steuern mussten, wie sie den Leuchtturm auf Kap Hoorn angefunkt haben und die Funkwache sie für Teilnehmer des Volvo Ocean Races hielt, dessen Teilnehmer den Leuchtturm nur knapp einen Tag nach ihnen rundeten. Schließlich stoßen wir mit „zwanzig Tropfen Whisky“ auf die frischgebackenen Kap Hoorniers und auf eine glückliche Heimkehr an. Wie gut, dass wir vorher gut gefrühstückt hatten.