Natürlich ist die Fußball-WM hier in Brasilien eine große Sache. Zum einen, Brasilien und Fußball, klar, zum anderen lauert da doch die eine oder andere Party und die lassen sich die Brasilianer garantiert nicht entgehen.
Weite Teile Brasilianischer Straßen sind unter grün-gelben Plastikgirlanden verschwunden, viele Hauswände haben neue Bemalung in grün und gelb bekommen und die Einkaufszentren ersticken in gelb-grünen Flaggen und Luftballons. Wenn Brasilien spielt, sollte man sich nichts vornehmen. Da bleiben die kleinen Läden geschlossen und es fahren weniger Busse. Die Restaurants machen erst wieder auf, wenn der Sieg ausgiebig gefeiert wurde.
Egal ob im Kiosk, im Supermarkt, sogar in manchen Apotheken, die Berufskleidung wurde vieler Ort für die Dauer der WM durch Brasilianische Trikots ersetzt. Anscheinend wurden nur Neymar-Trikots gedruckt, die Nummer 10 ist überall. An Tagen an denen Brasilien spielt, trägt das halbe Land grün-gelb, Ohrstecker und Ringe mit Brasilien-Flagge und dazu natürlich ein Neymar-Trikot. Mein Lieblingsaccessoir ist der Haarreifen mit Antennen an dem Brasilien-Flaggen wedeln, eine Verkäuferin trägt ihn tapfer seit über zwei Wochen. Nach jedem Tor und am Ende des Spiels wird ausgiebig geknallt, so wie wir es nur von Silvester um Mitternacht kennen.
Das Ausscheiden der deutschen Mannschaft sorgte für ein wenig Schadenfreude, wir wurden aber auch ausgiebig bemitleidet. Heute war es für viele Brasilianer in erster Linie wichtig, dass Argentinien nicht gewinnt. Auf den Nachbarn im Süden ist man mal neidisch mal böse, da ist es doch schön wenn sie wenigstens beim Fußball verlieren.
Für die WM gibt es auf der Terrasse des Yachtclubs einen Fernseher. Jetzt, da Deutschland ausgeschieden ist, werden wir bei jedem Spiel gefragt für wem wir die Daumen drücken. Gerade beim heutigen Spiel war es nicht einfach, Uruguay gegen Portugal. Uruguay hat „neulich“ das WM-Finale im Maracana-Stadion gegen die Brasilianer gewonnen. Die Schmach von 1950 ist nicht vergessen. Zur ehemaligen Kolonialmacht Portugal hat man ohnehin ein nicht ungetrübtes Verhältnis. Anscheinend war es in Ordnung Uruguay die Daumen zu drücken. Mitten im Spiel hatten wir Stromausfall und haben so das 1:1 verpasst. Hoffentlich gibt es kein Stromausfall während eines Brasilien-Spiels.
Ich bin eigentlich kein Fußballgucker. Doch dadurch, dass Karli mich überzeugt hat an der Tipprunde teilzunehmen, fiebere ich nun mit. Ich lese die Überschriften im Fußballteil der Zeitung, bin so über die unzähligen Favoriten informiert und lege mich durch das Tippen vorher fest an welches Team ich glaube. Für mich steht fest, kein großes Turnier mehr ohne Tipprunde! Danke Karli!
Das nächste Brasilien-Spiel (und hoffentlich weitere) werden wir hier auf der Terrasse ansehen, ich habe keine Angst vor feiernden Brasilianer, eher vor ihren (bestimmt TÜV-geprüften) Böllern.