Kunst, Museen und Bäumchen

Wir sehnen uns nach einer Großstadtpause und beschließen in den Zoo zu gehen. Der alte Zoo soll geschlossen und mit vielen heimischen Tieren und einem Fokus auf artgerechter Haltung wiedereröffnet worden sein. Meine Hoffnung auf ein Treffen mit einem Ameisenbären wird jedoch enttäuscht, der Zoo ist geschlossen. Wir wandern durch die angrenzenden Parks, verwerfen den Plan in den Japanischen Garten zu gehen, dort ist es uns zu voll, und landen schließlich im Botanischen Garten (der Eintritt ist frei). Hier treffen wir viele Bäume, die wir bereits aus den Parks kennen wieder und lernen auch endlich die Mate-Pflanze Ilex paraguariensis kennen.
Buenos Aires verfügt über eine ganze Reihe interessanter Museen, wir entscheiden uns für das MALBA, das Museum für Lateinamerikanische Kunst. Leider sind zwei Ausstellungen gerade zu Ende gegangen und die neuen eröffnen erst nächste Woche, doch auch die Dauerausstellung hat uns sehr gefallen. Dort sind sehr viele moderne Werke zu sehen, von denen uns die meisten viel Spaß gemacht haben. Der Besuch hat sich unbedingt gelohnt, auch das moderne Gebäude ist sehenswert. Auf dem Weg dorthin haben wir uns die Floralis Generica aus der Nähe angesehen, eine riesige metallene Blüte, die in einem netten Park steht. Irgendwie ganz nett, aber mir gefallen die blühenden „betrunkenen“ Bäume besser. Dort treffen wir auf das Reiterregiment. Ein großer Zug mit nach Farbe sortierten Pferden legt den Verkehr lahm, ob es was zu feiern gibt, oder es sich einfach nur um einen kleinen Ausflug handelt erfahren wir nicht. Auf dem Rückweg spazieren wir durch Palermo, eine hübsche Wohngegend mit netten Läden und Geschäften und sehen viele „dog walker“. Die beruflichen Spaziergänger sind mit ganzen Rudeln buntgemischter Hunde unterwegs. Ein junger Mann hatte 19 Hunde im Schlepptau. Beruflich Spazierengehen könnte mir auch gefallen, allerdings mag ich lieber Katzen und da gibt es vermutlich wenig Kundschaft.

 


La Boca ist eines der ältesten Viertel Buenos Aires´, liegt am ersten Hafen und wurde Mitte des 19. Jhd. vor allem von italienischen und spanischen Einwanderern bewohnt. Damals wurden die Häuser aus Materialien gebaut, die Bahn- und Hafenarbeiter bekommen konnten. Die Häuser waren aus Blech und Holz und wurden mit Farbresten gemalt. Heute ist ein Teil dieses Viertels ein Künstlerviertel mit Ausstellungsräumen. In der kleinen Fußgängerzone sind die Hauser noch immer traditionell bunt bemalt, auch wenn die Hafenarbeiter im letzten Jahrhundert sicher keine lila oder pinken Farbreste von den Schiffen bekommen haben. Wir nehmen an einer Führung teil, erfahren vieles über das Viertel, die Entstehung des Tangos, der hier seine Wurzeln hat, und über die Boca Juniors, den Fußball Club. La Boca ist bunt und fröhlich. Die kleine Fußgängerzone ist ganz und gar dem Tourismus gewidmet, Restaurants und Andenkenläden reihen sich aneinander und mancher Tangotänzer möchte mit einem für ein Foto posieren. Da wir von der U-Bahn zu Fuß zum alten Hafen gelaufen sind, wovon abgeraten wird, haben wir auch ein anderes La Boca kennengelernt, einen ärmeren Stadtteil mit kleineren Häusern und sehr viel interessanter Straßenkunst. Wir haben uns nicht unsicher gefühlt, fanden es im Vergleich zu Brasilien sehr aufgeräumt und sauber, würden dorthin nachts aber keinen Ausflug unternehmen.

 


Die U-Bahn in Buenos Aires, die Subte, ist super und spottbillig. Man braucht eine Karte, die umgerechnet einen Euro kostet, lädt diese auf und fährt dann für etwa 20 Cent pro Fahrt. Außer in der U-Bahn gilt sie auch im Bus. Sehr praktisch. Die Argentinier sind sehr höflich und drängeln eigentlich nicht. Doch bei einer vollen U-Bahn muss man sich entschlossen reinquetschen. Ganz anders am Bus, da bilden die Argentinier an der Haltstelle eine Schlange und steigen ganz ruhig nacheinander ein. Das geht so weit, dass sie abends einen ganzen Häuserblock entlang Schlange stehen um in die Außenbezirke zu fahren. Diese Schlangen können weit über hundert Meter lang sein. Auch sonst sind die Argentinier auffallend höflich. Frauen werden zum Beispiel beim Einsteigen in den Fahrstuhl vorgelassen und man bietet einander Sitzplätze in Bahn oder Bus an.
Argentiniens Geschichte ist spannend und wir wissen so wenig darüber, deshalb waren wir heute im Museum des Casa Rosada. Neben dem Präsidentenpalast gibt es ein Museum, das auf den Überresten des alten Zollhauses gebaut wurde und sich mit der Geschichte Argentiniens seit der Unabhängigkeit beschäftigt. Kurze Filme führen in kleinen Etappen durch die wechselhafte Geschichte. Zusätzlich sind viele persönliche Gegenstände früherer Präsidenten ausgestellt. Alle Filme sind auf Spanisch, da sie aber Untertitel haben, konnten wir das Meiste verstehen. Dem Museum wird der Vorwurf gemacht, die geschichtliche Darstellung würde sich an den Ansichten der jeweils aktuellen Regierung orientieren. Das können wir nicht beurteilen. Jedenfalls hatte das Museum ein sehr schnellen, freizugängliches WLAN, so dass wir ausgiebig unterschiedliche Quellen befragen konnten. Übrigens ist Internetzugang in Buenos Aires kein Problem, in vielen Parks, in öffentlichen Gebäuden und in Restaurants klappt das problemlos. Nur in unserem Hotelzimmer ist es schwierig. Um diesen Beitrag ins Netz zu senden werde ich entweder auf dem Flur herumlaufen oder direkt hinter der Zimmertür auf dem Boden sitzen müssen. Uns hat die kleine Ausstellung gefallen, wir haben viel gelernt. Da wir die Gelegenheit genutzt haben dort etwas ausführlicher nachzulesen, haben wir dort drei Stunden verbracht. Die Mauerreste des Zollamtes sind im Museum zu sehen und viele Gemälde illustrieren, wie der Platz, an dem heute das Museum ist, sich verändert hat. Eine Video-Visualisierung der Veränderung über die Zeit war besonders beeindruckend. Für uns völlig überraschend ist dort auch ein Gemälde von dem mexikanischen Maler David Alfaro Siquieros ausgestellt. Der Maler wollte 1933 in den Straßen von Buenos Aires malen und durfte dies aus politischen Gründen nicht. Er nahm das Angebot eines Privatmannes an, in dessen Keller zu malen. Tatsächlich bemalte er den gesamten Kellerraum, also alle Wände, die Decke und den Fußboden. Dieser komplette Raum wurde aufwendig abgebaut und ins Museum umgesiedelt und darf nun in kleinen Gruppen im Rahmen einer Führung (für uns sogar auf Englisch) angesehen werden. Es ist sehr eindrucksvoll sich in einer Blase zwischen lauter Meerestieren und Frauen zu befinden.
Auf dem Rückweg waren wir noch einmal in der Kathedrale, beim letzten Mal war hier Gottesdienst da wollten wir nicht stören. Der Bau wurde 1827 fertig gestellt und ist stilistisch eine interessante Mischung aus Barock und Rokoko. Natürlich werden dort Papst Franziskus-Andenken verkauft, ist er doch Argentinier und früherer Erzbischof von Buenos Aires. Außerdem ist hier das Grab von Jose San Martin, dem Helden der argentinischen (und anderer südamerikanischer Länder) Unabhängigkeit. Das Grab wird von den Wachen beschützt, die auch über den Präsidentenpalast wachen.
Wir laufen häufig durch die „Florida“, eine der Hautpteinkaufsstraßen, zurück Richtung Hotel. Dort stehen überall die „arbolitos“, die Bäumchen, und bieten Geldwechsel an. Wenn „aguaguaguagua“ (unbedingt laut ausprobieren), die Werbung der Wasserverkäufer, der Ausruf Brasiliens war, ist es hier das „cambio, cambio“ der Geldwechsler. Argentinische Pesos sind teuer für Touristen. Wir können nur 2000 Pesos abholen, das sind umgerechnet 80 Euro, hinzukommen 10 Euro Gebühren und die Gebühren, die man bei seiner deutschen Bank bezahlt. Da lohnt es sich schwarz Geld zu tauschen, wenn man denn Dollar oder Euro hat. Zum Glück kann man fast überall mit der Kreditkarte bezahlen, aber ganz ohne Bargeld geht es nicht. Viele Geschäfte geben einen Discount, wenn man in bar zahlt. Dann heißt es rechnen, lohnt sich das oder ist das Bargeld am Ende doch teurer.