Buenos Aires gefällt uns. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Eine großartige Stadt, die sich für uns, die wir aus Brasilien kommen, sehr europäisch anfühlt. Große Teile der Stadt wurden Ende des 19. Jhd. geplant und gebaut, in einer Zeit, in der Argentinien zu den reichsten Ländern der Welt gehörte. Es gibt unzählige Parks, breite Boulevards und traumhaft schöne Gebäude. Buenos Aires wollte sein wie Paris und baute noch höher und noch breiter. Es gibt einen unglaublichen Stilmix, jeder hat gebaut was ihm gut gefällt und so findet man von römischen Säulen bis Jugendstil alles. Uns erinnert Buenos Aires nicht nur an Paris, sondern auch an Chicago. Nur die Menschen sind gelassener. Buenos Aires ist lebendig, aber nicht hektisch. Es ist ein wenig größenwahnsinnig und dann auch wieder entspannt. Wir lernen schnell, dass Buenos Aires die breiteste Avenida der Welt hat. Eine riesige Straße mit 18 Spuren, mehreren Mittelstreifen und sehr schönen Bäumen und dass es nicht so schlimm ist, wenn man nur mäßig beeindruckt ist. Die Statuen wohin man schaut, jeder Park und jeder Platz hat gleich eine ganze Reihe von Statuen.
In den letzten dreieinhalb Tagen haben wir schon zwei lange Stadtführungen (Free Walking Tours) gemacht, um zunächst einen Überblick zu bekommen und waren auch auf dem berühmten Friedhof, auf dem auch Evitas Grab ist. Auf dem Recoleta Friedhof gibt es dann noch mehr Statuen.
Nachdem wir Ricardo und Mercedes getroffen haben und sie uns abends Puerto Madero gezeigt haben, wollten wir uns den recht neuen Stadtteil bei Tag ansehen. Das ehemalige Hafengebiet ist ein schicker Stadtteil geworden. In den Hafenbecken liegen zwei Museumsschiffe und weil wir ja nun schon drei Tage nicht auf einem Boot waren, haben wir die Corbeta Uruguay, einen Dreimaster mit Dampfmaschine von 1874 besichtigt.
Argentinien hat 1810 die Spanier rausgeschmissen. Die 200-jährige Geschichte der Republik ist aufregend, wechselhaft und zum Teil sehr traurig. Argentinien hat 6 Diktaturen hinter sich und hält wohl den Weltrekord von 5 Präsidenten innerhalb einer Woche. Während der Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983 „verschwanden“ bis zu 30.000 Menschen. Wer sich für die interessante und erschreckende Geschichte Argentiniens interessiert sollte unbedingt mal eine seriösere Quelle als einen Reiseblog befragen.
Schon bei unserem ersten Spaziergang am Montagabend stellen wir fest, dass es hier zurzeit politisch zur Sache geht. Die Straßen sind voller Plakate. Die Inflation ist sehr hoch. Die Prognosen liegen für dieses Jahr irgendwo zwischen 9 und 30 %, je nachdem wen man befragt. Supermärkte werben damit, dass die Waren im April noch das Gleiche kosten. Gestern gab es eine riesige Demonstration. Die Menschen demonstrieren für eine Anhebung ihrer Gehälter relativ zur Inflation. 100.000 bis 200.000 Menschen (je nachdem wen man fragt) sollen auf der Avenida 9 de Julio unterwegs gewesen sein. Wir haben uns natürlich angesehen wie Argentinier demonstrieren (musikalisch und energisch).
Zu Buenos Aires gehört natürlich der Tango. Gestern Abend haben wir in eine Tango-Show besucht. Im Eintritt inklusive war die Tangostunde vor der Show. Wir hatten keine großen Erwartungen und sahen uns in einem überfüllten Raum zwischen lauter amerikanischen Kreuzfahrttouristen (ihr merkt, keine Vorurteile) auf und ab laufen. Doch es kam ganz anders. Wir waren nur drei Paare, unsere netten Lehrer sind individuell auf uns eingegangen und wir haben viel gelernt. Die Show war auch super. Ein gelungener Abend.
Schön, dass wir so viel Zeit haben Buenos Aires zu erkunden, die schönen Parks zu genießen und über die Fülle toller Gebäude zu staunen. Es gibt noch viel zusehen.
