Hafentage sind Arbeitstage

Unsere Liste wird kürzer. Alles wird gecheckt, entsalzen und eingemottet. Das Vorsegel ist unter Deck verstaut, die Rollanlage wurde mit der Zahnbürste vom Sand der Kap Verden befreit, kleine Löcher im Gelcoat haben wir aufgefüllt und das Vorluk hat eine neue Persenning bekommen. Auch unangenehme Highlights, wie das Schmieren des Ruderlagers haben wir schon hinter uns gebracht. Gestern haben wir die große Backskiste ausgeräumt, nur wenn die Kiste leer ist, passe ich rein. Das Schmieren des Ruders mit der Fettpresse geht schnell, das Fett ist hinterher überall. Also Putzen und alles wieder einräumen. Nebenbei krempeln wir das Schiff um und sortieren unser Hab und Gut, einiges wird verschenkt, anderes wandert in die Mülltonne und auch der Stapel „kommt mit nach Deutschland“ wächst. Der Platz auf Mari ist begrenzt. Leider wird die Liste nicht nur kürzer. Gestern und Vorgestern standen Motorstreicheleinheiten auf dem Programm, Ölwechsel, Getriebeölwechsel, Getriebezug neu einstellen und Filterwechsel. Der Separfilter leistet ganze Arbeit, der dreckige brasilianische Diesel wird seinem schlechten Ruf gerecht. Motorarbeiten sind normalerweise Nobbis Revier (obwohl ich durchaus in der Lage bin einen Ölwechsel zu machen), meine Aufgabe ist die abschließende Besichtigung. Dabei stelle ich fest, dass eines der Motor-Gummilager gerissen ist, ein zweites angerissen. Das ist nicht gut. Gut, wenn man mal auf dem Bauch vor seinem Motors liegt. Ein neuer Punkt für die Liste. Nobbi überlegt bereits wie wir den Motor ausbauen können, falls es uns nicht gelingt die gleichen Motorlager zu bekommen. Ich würde gerne auf eine Wiederholung der Erfahrung „Motorausbau“ verzichten, einmal hat mir gereicht.
Trotz der langen Liste und einiger Rückschläge ist die Stimmung an Bord ausgesprochen gut. Die Rauchmelder wurden hoch professionell getestet und funktionieren. Gelegentlich hält uns ein Tropenschauer auf Trab. Einmal Wäsche abnehmen und Luken zu. Wenn man nicht schnell genug ist, wird die Wäsche erneut gespült. Meine Sportschuhe waren seit gestern schon dreimal fast trocken. Nach ein paar Minuten ist alles wieder vorbei. Heute Nacht um vier war es mal wieder so weit, wenn es durchs Vorluk ins Gesicht regnet, ist es Zeit aufzustehen und auch die Luken im Salon zu schließen. Wer gute Nerven hat kann noch kurz warten, ob der andere vielleicht aufsteht… . Anschließend versucht man schnell wieder einzuschlafen, schließlich kommt bereits um sechs das erste Party-Boot mit dröhnendem Samba-Rhythmus vorbei gefahren.
Heute Nachmittag machen wir eine Arbeitspause. Schließlich ist Carnaval in Salvador, die größte Party der Welt.