Rio de Janeiro

Am Montag geht es früh los. Sehr früh. Der Wecker klingelt um eins. Ein Angestellter der Marina fährt uns zum Flughafen, das hat die Sekretärin für uns vereinbart. Der Flieger startet überpünktlich und um halb neun Ortszeit sind wir in Rio. Im Hotel angekommen, stellen wir überrascht fest, dass wir bereits in unser Zimmer einziehen dürfen und stellen unser Gepäck dort ab. Wir wohnen in Copacabana, ganz klar, es geht zuerst an den berühmten Strand. Beim Mittagessen beschließen wir uns den botanischen Garten anzusehen. Der Besuch lohnt sich. Der Garten wurde 1808 angelegt und einige der Königspalmen, die die Hauptallee säumen, sollen noch aus dieser Zeit stammen. Wir spazieren durch den sehr schönen Park, lernen wieder neue Pflanzen kennen, Nobbi muss einige Vorträge seiner Hausbotanikerin anhören und wir entdecken spannende Tiere. Ein Ameisenvolk transportiert große Blattstücke und ein Tukanpaar sorgt für Nachwuchs. Der lange Tag endet mit einem Sundowner am Strand mit Copacabana Ausblick.


Am Dienstag werden wir morgens zur Stadtrundfahrt abgeholt, sie gehört zu unserem Reisepaket. Als erstes geht es auf den Zuckerhut. Wir haben Glück, morgens ist es noch ziemlich leer und wir können in Ruhe den Ausblick genießen. Dann geht es kreuz und quer durch die Stadt, vorbei am Maracana-Stadium, den größten Farvelas, den bekanntesten Stränden, modernen und historischen Gebäuden und dem Sambadrom. Unsere etwas anstrengende Reiseleiterin (oder Reiseleiter? da sind wir nicht sicher) versorgt uns mit Informationen. Irgendwann wundere ich mich, dass ich das Portugiesisch manchmal richtig gut verstehe. Dann stellen wir fest, dass sie mit der bolivischen Familie Spanisch spricht… . Mittags essen wir in einem Steakhaus. Innerhalb von zwanzig Minuten kann man hier locker den Wochenverbrauch an Fleisch einer deutschen Familie wegputzen. Wir geben früher auf. Nachmittags steht der Corcovado auf dem Programm, der Berg auf dem die Christusstatue steht. Mit einer kleinen Bahn geht es durch das Naturschutzgebiet nach oben, auf der Fahrt sehen wir eine Truppe kleiner Affen und ein Faultier! Der Corcovado ist mit seinen 711 m deutlich höher als der 396 m hohe Zuckerhut. Von hieraus kann man die gesamte riesige Stadt überblicken. Die Stadt hat etwa 7 Mio. Einwohner, der Großraum Rio wohl zwischen 13 und 17 Mio. Die grünen Hügel, die nur nicht bebaut sind, weil sie so steil sind, gliedern das Häusermeer. Wir genießen die Aussicht und bestaunen die Auswüchse des Selfiemachens. Für das perfekte Fotos legt man sich schon mal unter die Christusstatue, auch wenn andere dann über die Haare laufen. Zum Ende unserer Stadtrundfahrt lernen wir, dass auch Brasilianer sich gelegentlich für ihre Landsleute schämen, als unsere Reiseleiterin einige sehr schlechte Witze macht und beginnt zu singen, entschuldigen sich gleich mehrere Brasilianerinnen bei uns. Abends spazieren wir durch Copacabana. Bei Einbruch der Dunkelheit werden noch mehr Stände auf den Straßen und am Strand eröffnet, außerdem treffen sich die Sportler. Es wird Volleyball und Fußball gespielt und sich zum Crossfit und Yoga getroffen. Wir trinken Caipi und gucken zu.


Mittwoch nehmen wir die Metro in Richtung Centro. Unserer Reiseführer schlägt einen Spaziergang vor, den wir als groben Anhaltspunkt für unsere Route wählen. Wir kommen am prächtigen Theater vorbei, gucken in mehrere Kirchen und laufen durch kleine Gassen und große Straßen. Wir besuchen die königliche portugiesische Bibliothek, die 1837 erbaut wurde und 350000 Bücher beherbergt. Der Lesesaal ist ein wunderschöner Raum mit einem buntem Oberlicht. In der „Confeitaria Colombo“ machen wir eine Pause. Das Café ist von 1894 und ein schöner Ort für eine Tasse Kaffee und einen Brigadeiro, die brasilianische Antwort auf die Rumkugel, ohne Alkohol aber genau so viele Kalorien. Auf der Suche nach einem Kulturzentrum, das in einem Palast untergebracht sein soll, stolpern wir über den „Palacio Tiradentes“. Ich steige die Stufen zum Portal hoch, um herauszufinden um was für ein Gebäude es sich handelt. Eine junge Frau fängt mich ab, ob ich eine Führung mitmchen möchte, vielleicht auf Englisch? Klar wollen wir. Bis 1960 war der Palacio das Gebäude des Nationalkongresses, seit Brasília die Hauptstadt ist, tagt hier die Versammlung des Bundesstaates Rio de Janeiro. Die nette Führung bringt uns nicht nur das Gebäude näher, wir erfahren auch einiges über die brasilianische Demokratie und die Geschichte der Stadt. Am Marinehafen schauen wir aufs Wasser und finden in einer kleinen Straße ein niedliches Restaurant fürs Mittagessen. Den Abend nutzen wir wieder für einen ausgiebigen Copacabana Spaziergang.


Donnerstag haben wir noch Zeit für einen Spaziergang und ein frühes Mittagessen, bevor es zurück zum Flughafen geht. Abends um sieben sind wir wieder an Bord unserer Mari.
Rio hat uns gut gefallen und ist einen Besuch wert. Brasiliens Süden ist wesentlich wohlhabender als der Norden, diesen Unterschied spürt man auch zwischen Rio und Salvador. Auch in Rio gibt es viele Ruinen und baufällige Häuser, doch die touristisch interessanten Gebäude sind sehr viel besser erhalten als in Salvador. Für uns war es schön für einige Tage in einer Gegend zu wohnen, wo wir zu Fuß unterwegs sein konnten. In Salvador ist das, je nach Liegeplatz, nur tagsüber oder nur in einem kleinen Bereich möglich. Wir haben das Gefühl, wir hätten uns in Rio abgekühlt, dabei war es heißer als in Salvador. Ein klimatisiertes Hotelzimmer (wir haben die Klimaanlage auf 27 Grad gestellt) war eine nette Abwechslung, auch das eigene Bad mit unbegrenzt Duschwasser haben wir genossen. Natürlich wäre ein Foto von Mari vor dem Zuckerhut toll gewesen, doch der Törn nach Rio und wieder zurück passt schlecht zu unseren Plänen. Wir sind mit unserer Stippvisite per Flieger rundum zufrieden.