7:1 für Maragogipe

Maragogipe ist eine nicht besonders schöne Kleinstadt im Nichts. Es gibt keine Sehenswürdigkeiten, die meisten Häuser sind nicht schön, dafür aber hochvergittert. Trotzdem uns gefällt es. Wir entdecken immer wieder schöne, alte oder neue, liebevoll gestaltete, kunterbunte Häuser. Wir erkunden diese ganz normale Stadt. Es gibt eine ganze Reihe Supermärkte, ein Postamt, ein Beerdigungsunternehmen mit 24 h Service, mehrere Werkstätten, einen Dessousladen, kleine und große Bekleidungsgeschäfte, einen Schlachter, mehrere Bäcker, einen Optiker, eine Konditorei, die nur eine Art Kuchen verkauft, und viele Obststände. Mittags schließen die meisten Geschäfte und die eben noch wuselige Straße wirkt wie ausgestorben.
Es gibt viele arme, kleine Häuser und viele Straßen in denen kein Auto steht. Doch es fahren auch viele nagelneue VWs durch die kleinen Kopfsteinpflasterstraßen und so treffen sich Pferde, Motorräder und Autos. Wir beobachten auch eine Fahrschülerin, wie sie in einer Straße, in der kein anderes Auto steht, das Einparken übt. Nachmittags wird es voller in den schmalen Straßen. Jeder der ein Motorrad besitzt führt es aus. Die Männer fahren ihre Liebste spazieren, vorzugsweise um den Platz am Hafen, doch auch auffallend viele Frauen fahren Motorrad. Einen Helm trägt hier niemand, in Hotpants, Bikinioberteil und Flip Flops ist frau genau richtig angezogen für eine Spritztour.
Die lange Pier in den Fluss, über 300m, dient als Sportplatz und Treffpunkt. Morgens sobald es hell wird (um fünf), wird in kleinen Gruppen die Pier entlang gewalkt oder gejoggt. Nachmittags treffen sich die Jugendlichen zum Baden und abends ist die Pier ein beliebter Treffpunt bei Liebespärchen.
Nach zwei Besuchen in der Kneipe am Hafen werden wir nicht nur vom Wirt sondern auch von den Stammgästen begrüßt. Sonntagnachmittag trifft sich hier das ganze Dorf. Die Kinder essen Eis und die Erwachsenen trinken Bier. Ab und zu hält ein Auto und tauscht die leeren Bierflaschen gegen volle um dann weiter durch den Ort zu cruisen. Immer wieder werden wir gefragt wo wir herkommen. „Alemanha“. „7:1“ lautet die Antwort. Doch die Brasilianer sind uns nicht böse, das nächste Mal gewinnen sie.