Markttag in Maragogipe

Maragogipe ist eine kleine Stadt am Rio Paraguacu. Der Rio Paraguacu mündet in die Baia Todos os Santos, die große Bucht an der Salvador liegt. Mit Rita und Daniel von der Maramalda waren wir Freitagmorgen mitten in der Bucht verabredet, wir wollen gemeinsam mit dem auflaufenden Wasser den Fluss hochfahren. Maramalda kommt aus Salvador, wir haben eine Nacht in Ribeira verbracht und von Donnerstag auf Freitag südlich der Ilha do Frade, einer Insel Mitten in der Bucht, geankert. In Ribeira waren wir auf der Suche nach einem Liegeplatz an dem wir unsere Mari länger liegen lassen können. Der ruhige Stadtteil im Norden Salvadors gefällt uns auf Anhieb. Wir bekommen im Supermarkt Jackfruit geschenkt, einfach so weil wir sie probieren sollen, kaufen in einem Minibaumarkt bei einem sehr freundlichen Mitarbeiter einen 7er Schlüssel und sehen das erste Mal einen Geier außerhalb eines Tierparks. Jetzt, wo wir wissen, dass es hier Rabengeier gibt, sehen wir ständig welche.
An unserem Treffpunkt treffen wir nicht nur die Maramalda sondern auch eine Gruppe Delfine. Die Fahrt flussaufwärts ist abwechslungsreich. Grüner Wald säumt den Fluss, hinter der ersten Biegung wird gerade eine Werft gebaut und einige Ölplattformen warten auf ihre Verschrottung, hier und dort steht ein Haus, mal ein Luxusferienanwesen, mal eine Ruine. Nach zehn Meilen auf dem Fluss ankern wir nebeneinander vor dem langen Steg von Maragogipe.
Abends machen wir einen Spaziergang durch die Stadt. Maragogipe ist eine alte Stadt und wurde bereits 1557 gegründet. In der Region wurde zunächst Zuckerrohr und später Tabak angebaut. In einem kleinen Ort wenige Meilen flussaufwärts gründete der Bremer Geraldo Dannemann eine Zigarrenfabrik. Ende des 19. Jhd. war sicherlich deutlich mehr Verkehr auf dem Fluss, als die Zigarren per Boot nach Salvador gebracht wurden und von dort nach Europa verschifft wurden. Reste kolonialer Architektur und Schriftzüge wie Suerdiek (auch ein Zigarrenproduzent) zeugen von der glanzvollen Vergangenheit. Heute ist es ruhig auf dem Fluss. Einige Fischerboote liegen im flachen Hafen, darunter auf mehrere Einbäume. Bei Niedrigwasser begeben sich die Vögel im Schlamm auf Nahrungssuche, wir sehen hier unsere ersten roten Ibisse.
Heute, am Samstag, ist Markttag. Als wir aufwachen sehen wir bereits viele kleine Boote am Steg liegen, darunter auch ein Segelboot aus Holz. Nach einem schnellen Frühstück rudern wir um halb acht an Land, binden Donkey am Steg fest und machen uns auf den Weg in die Stadt. Zunächst glauben wir den Markt gäbe es nicht mehr, doch dann kommen uns viele Leute mit vollen Taschen entgegen. Wir laufen in die Richtung aus der die meisten Leute kommen und stehen kurz darauf in mitten kleiner Stände. Es werden hauptsächlich Obst und Gemüse verkauft, aber auch Kleidung, Schuhe, Mehl direkt aus dem Sack, lebende Hühner und Singvögel. Wir kaufen reichlich frisches Obst und Gemüse. Das Einkaufen macht uns viel Spaß, zum Einen sind die Menschen freundlich und hilfsbereit, zum Anderen ist das Angebot hervorragend. Obst und Gemüse sind frisch und die Auswahl ist riesig. Wir kaufen was wir brauchen und vieles was wir probieren wollen. Aus den Acerolakirschen haben wir uns ein Getränk gemixt, das von nun an auf der Bordspeisekarte steht, die Süßigkeit aus Zuckerrohr ist klebrig aber sehr lecker und die Verkostung des Cashewapfels steht noch aus. Als es anfängt zu regnen stellen wir uns unter und trinken einen Kaffee. Eine alte Frau hat einen gut frequentierten Imbissstand in der Mitte des Marktes, sie verkauft warmes Essen, Gebäck und uns einen sehr leckeren, sehr süßen Kaffee. Verkehrsmittel Nummer eins ist die Schubkarre. Viele Jungen bieten ihre Dienste an, sie begleiten einen beim Einkauf mit der Schubkarre und fahren einem anschließend die Einkäufe nach Hause. So etwas fehlt in der Kleinmarkthalle! Außerdem sind viele Motorräder unterwegs, auch als Taxis und als Gastransporter. Es ist kein Problem drei große Flaschen a 10kg auf einem Motorrad zu transportieren. An einem kleinen Platz, nicht weit vom Markt, entdecken wir den Pferde- und Eselparkplatz.
In den nächsten Tagen wird an Bord gegessen, das ganze Obst und Gemüse möchte verarbeitet werden. Auf dem Fluss gefällt es uns gut, wir wollen noch weitere Plätze besuchen, bevor wir mit dem Strom wieder flussabwärts in die Baia Todos os Santos fahren.