Kleines Fazit unserer Atlantiküberquerung

Bevor wir vergessen haben wie es war, wird es Zeit für ein kleines Fazit. Durch den Stopp auf den Kap Verden haben wir die Strecke von den Kanaren „auf die andere Seite“ in zwei Teile geteilt. Die erste Etappe von La Palma nach Sal war insgesamt angenehm zu segeln. Eine Woche waren wir unterwegs. Nachdem wir unseren Rhythmus gefunden hatten vergingen die Tage schnell, der Wind kam von achtern und das Wetter war schön.
Der Aufenthalt auf den Kap Verden hat uns gefallen. Für uns war es viel mehr als nur eine willkommene Unterbrechung der Segelstrecke. Die zweite Etappe Kap Verden Fernando de Noronha ist eine sehr kurze Variante der Atlantiküberquerung. Von Mindelo nach Fernando sind es direkt nur 1313 Meilen, wir sind durch Kreuzschläge 1630 Meilen gesegelt und haben dafür 17 Tage gebraucht. Von Fernando de Noronha waren es auch noch 300 Meilen und drei Tage nach Recife, doch gefühlt waren wir in Fernando schon fast da.
Und wie war es? So wie wir uns vorgestellt haben? Es war schön, anstrengend, frustrierend, entspannend, gemütlich, nervig und bezaubernd. Als wir kreuzen mussten und nach 24 Stunden nur 2 Meilen weiter südlich standen als am Morgen zuvor, war das sehr frustrierend. Wenn man seekrank ist oder nicht schlafen kann, man sich unentwegt blaue Flecken holt oder alles durch die Gegend fliegt, dann ist das nervig oder anstrengend und mich macht es manchmal wütend. Dann macht Segeln gelegentlich keinen Spaß. Ich bleibe dabei, es segeln so viele Leute über den Atlantik, weil man unterwegs nicht aussteigen kann. Es gab durchaus Momente, da dachte ich, wenn die Fee jetzt fragt, dann liege ich gleich in Bremen unter meiner kuscheligen Daunendecke. Zum Glück kommt keine Fee. Die schönen Tage und zauberhaften Momente waren sehr viel häufiger, als Momente in denen ich mich gefragt habe, wer eigentlich diese blöde Idee hatte. Den Zauber des Ozeans kann ich nicht in Worte fassen. Die überwältigende Weite, das tiefe Blau und der unendliche Sternenhimmel, die einen spüren lassen, dass es ein großes Privileg ist dort draußen zu sein sind unbeschreiblich. Die ruhigen und entspannten Nächte, in denen man nicht nur ein Buch nach dem anderen lesen, sondern auch so frei nachdenken kann, waren sehr schön. Begegnungen mit Delfinen, Sonnenauf- und untergänge, Wolkenformationen, Vogelbesuch, langersehnter Regen und viele weitere besondere Momente bleiben uns im Gedächtnis. Außerdem liegt eine ganz besondere Zeit zu zweit hinter uns.
Viele liebe Menschen haben mit uns mitgefiebert und mitgelitten. Wir haben ganz viele nette Nachrichten und Glückwünsche zu unserer Ankunft bekommen und uns sehr darüber gefreut. Es ist schön zu wissen, dass ihr mit uns reist und an uns denkt.
Wir sind ein bisschen stolz und sehr dankbar, dass wir heil und fröhlich in Brasilien angekommen sind. Zum Glück vergisst man Müdigkeit und Seekrankheit schneller als das Blau, die Weite, den Sternenhimmel und die Delfine. Wir werden es wieder tun!