Inzwischen sind wir in Salvador angekommen. Montag haben wir uns in Recife noch einen gemütlichen Vormittag gegönnt, schließlich konnten wir die Marina ohnehin erst nachmittags mit dem Hochwasser verlassen. Knapp 400 Meilen sind es von Recife nach Salvador entlang der brasilianischen Küste nach Süden. Insgesamt hatten wir eine angenehme Überfahrt, der Strom hat uns geschoben und wir kamen schnell in unseren Bordrhythmus. Wie angenehm die Reise war, kann man daran ablesen, dass ich am zweiten Tag einen Franzbrötchenkranz gebacken habe. Dazu stapelt man einfach die Franzbrötchen dicht an dicht in der Omniaform. Ich liebe Franzbrötchen, den süßen Hefeteig, der furchtbar an den Fingern klebt allerdings weniger. In der zweiten Nacht kam plötzlich Wind, so dass mein Schlaf gleich zweimal von einem Reffmanöver unterbrochen wurde. Am dritten Tag wurde der Wind immer weniger und wir immer langsamer, perfekte Bedingungen für geruhsames Lesen. Die brasilianischen Gewässer präsentierten sich weiter delfinreich, wir hatten mehrfach Besuch. In der Nacht zu Freitag haben wir versucht etwas zu bremsen, schließlich wollten wir Salvador gerne im Hellen erreichen. Das mit dem langsamen Segeln klappte nicht so richtig, um vier Uhr erreichten wir die Bucht „Todos os Santos“ an der Salvador liegt und um fünf Uhr lagen wir bereits in der Marina.
Die Ankunft in Salvador war beeindruckend. Salvador ist eine gigantische Stadt mit knapp 3 Mio. Einwohnern und massenweise Wolkenkratzern. Im Dunkeln sahen wir zunächst nur das Lichtermeer, im ersten Licht dann die unzähligen Hochhäuser, die Strände, den Hafen und die Kirchtürme. Wir entschlossen uns in die Bahia Marina zu gucken, ob wir dort im Halbdunkeln ohne Hilfe einen Platz finden. Als wir die Hafeneinfahrt passieren entdecken wir ein Wachhäuschen, das tatsächlich besetzt ist. Der Wachmann antwortete uns über Funk auf Englisch, was hier mehr als ungewöhnlich ist, und ein Marinero winkte uns an einen Steg. Kaum waren wir fest, gab es ein Feuerwerk, um fünf Uhr morgens! Eine nette Begrüßung. Im Laufe des Tages stellten wir fest, dass hier gestern ein kirchlicher Feiertag war. Viele Bootsbesitzer waren jedoch nicht bei der Prozession, die ganz in der Nähe des Hafens stattfand, sondern feierten auf ihren Booten. Mittags war es in der Marina ohrenbetäubend laut. Motorboote fuhren auf und ab. Ganz wichtig sind die großen Boxen an Bord, auf jedem Boot läuft Musik, laut, sehr laut. Natürlich wird auf jedem Boot eine andere Musik gehört und neben der Marina gab es Livemusik. Nachmittags war die Party plötzlich zu Ende und die Nacht entgegen aller Befürchtungen sehr ruhig.
Es gibt einen neuen Verlust zu beklagen, leider ist mein Laptop gestorben. Zum Glück habe ich eine aktuelle Datensicherung.
Heute, am Samstag, ging es mal wieder um den offiziellen Teil. Neuer Bundesstaat, neues Glück. Das Handbuch sagt wir müssen zur Policia Federal und zur Capitania, die Dame im Marinabüro ist sich sicher, dass wir zuerst zur Policia Federal, dann zum Zoll und schließlich zur Capitania müssen, wir beschließen direkt zur Capitania zu gehen. Unser Zoll-Dokument haben wir ja durch unseren Marathon in Recife bekommen. Tatsächlich waren wir keine zehn Minuten bei den weiß uniformierten Marine-Offizieren im Büro der Capitania und haben ein hübsches neues Papier bekommen. Wenn wir Salvador verlassen, bekommen wir da noch einen weiteren Stempel drauf.
Danach sind wir noch ein wenig durch die Hitze getrabt, haben etwas Sightseeing in verschiedenen Boots- und Angelläden gemacht, waren auf einem Markt mit Kunsthandwerk und Souvenirs, haben einen Maracujasaft getrunken und uns die andere Marina angesehen. Im Terminal Nautico liegen die Rennyachten, die am Race von Le Havre nach Salvador teilgenommen haben. Wir bestaunen die Rennschüsseln und befragen einen französischen Segler. Er hat 14 Tage gebraucht. Als wir erzählen, dass wir vor etwa 14 Monaten in Le Havre waren, fragt er ob wir einen Kühlschrank mit kaltem Bier hätten und meinte, dann wäre doch alles prima. Nachmittags waren wir einkaufen. Als wir im Supermarkt sind, gibt es ein gewaltiges Gewitter. Innerhalb kurzer Zeit sind die Straßen überflutet. Es gelingt uns ein Taxi zu ergattern, das uns durch sehr tiefe Pfützen zur Marina zurückfährt. Das Fenster im Bad war offen, zum Glück hat es direkt ins Waschbecken geregnet. Jetzt, vier Stunden später, gießt es noch immer.
In den nächsten Wochen wollen wir nicht nur Salvador, sondern auch die große Bucht „Todos os Santos“ erkunden. Hier soll es viele schöne Ankerplätze geben, was es zu überprüfen gilt.
