Dienstagmorgen wird es Zeit Tarrafal und Sao Nicolau zu verlassen. Nach dem Frühstück gehen wir Anker auf. Im Windschatten der Insel ist es heiß und flau. Als wir den Windschatten der Insel verlassen nimmt der Wind innerhalb weniger Meter von 3 auf 30 Knoten zu. Wir kennen das von den Kanaren und haben unser Groß nur im zweiten Reff gesetzt. Immer wieder wirft uns der Wind Gischt an Deck. Ich steuere von Hand und werde immer wieder mit Salzwasser besprüht. Da es schön warm ist und ich zur Schwimmweste nur einen Bikini trage ist das nicht so schlimm, doch abends werde ich mich wie ein Salzstreuer fühlen. Nobbi reicht mir ab und zu das Handtuch, damit ich mir das Salzwasser aus den Augen wischen kann.
Wir segeln an den beiden unbewohnten Inseln Ilheu Razo und IlheU Branco (die „weisse“ wegen der Sanddünen) entlang und erreichen nach ungefähr 25 Meilen Santa Luzia. Auch Santa Luzia ist unbewohnt, hat einen gigantischen Sandstrand und ist bekannt für seinen Fischreichtum. Hier wollen wir Ankern und Schnorcheln. Es soll Schildkröten geben. Doch manchmal kommt es eben anders. Eine stattliche Welle bricht sich an dem langen weißen Strand, der Wind der inzwischen eigentlich etwas abgenommen hat, schickt immer wieder Böen Windstärke 7 über den anvisierten Ankerplatz. Es ist gelinge gesagt ungemütlich. Wir sind enttäuscht, aber entscheiden uns die Nacht hier nicht zu verbringen, sondern nach Sao Vicente weiter zu segeln. Die Bucht von Mindelo wollten wir eigentlich auf keinen Fall im Dunkeln anlaufen, steht in der Seekarte doch die Warnung vor „Various ships in different states of disrepair“, eine hübsche Umschreibung für unbeleuchtete Wracks. Wenn wir uns jetzt sofort entscheiden weiter zu segeln, könnten wir es vielleicht mit dem letzten Licht in die Bucht schaffen. Diese Hoffnung begraben wir wenig später im Kanal zwischen den Inseln Santa Luzia und Sao Vicente. Wir haben tüchtig Gegenstrom und machen weniger als 2,5 Knoten. Das ist frustrierend und langwierig, aber nicht zu ändern. Zeit für Käsebrote. Das macht nicht schneller, aber satt sind wir genügsamer. Die schroffe Küste Sao Vicentes bildet im Gegenlicht eine tolle Kulisse, kommt nur leider so langsam näher. Als wir die Nordküste erreicht haben, geht die Sonne unter und der Gegenstrom nimmt ab. Als wir Sao Vicente runden und in den Kanal zwischen Sao Vicente und Santo Antao einfahren, haben wir den Strom, der uns eben noch geärgert hat von achtern und werden nun mit bis zu 8 kn voran geschoben. Wir haben Glück, wenig später kentert der Strom, wären wir ein wenig langsamer gewesen hätten wir in beiden Kanälen Gegenstrom gehabt. Inzwischen ist es dunkel und wir tasten uns langsam in die Bucht von Mindelo. Hier ist allerhand Schiffsverkehr, einige große Schiffe liegen vor Anker, ein gänzlich unbeleuchteter Fischer quert unseren Weg. Letztlich ist die Einfahrt einfacher als befürchtet. Wir erreichen das Ankerfeld, das gar nicht so voll ist und tuckern ganz langsam mit eineinhalb Knoten Fahrt zwischen den anderen Yachten hindurch. Wir wollen nicht zu nah am Fähranleger liegen und auch nicht über eins der Wracks fahren. Natürlich sind nicht alle Yachten beleuchtet, aber als die Augen sich erst an das wenige Licht gewöhnt haben, finden wir uns gut zurecht. Wir finden einen schönen Platz mitten im Ankerfeld zwischen den anderen Yachten und ankern auf 5 m Wassertiefe. Unsere Ankunft und das gelungene Manöver feiern wir mit einem leckeren Gulasch mit Paprika.
Am nächsten Morgen schauen wir uns erst mal um. Wenn man im Dunkeln angekommen ist, ist es immer spannend wie es im hellen aussieht. Eines der in der Seekarte verzeichneten Wracks ist ein auf der Seite liegender Frachter, im hinteren Teil der Bucht finden sich noch weitere Exemplare deren gute Zeiten lange vorbei sind. Außerdem entdecken wir viele Yachten, die wir bereits in anderen Häfen getroffen haben.
Nach dem Frühstück verholen in die Marina. Wir bekommen einen schönen Liegeplatz. Die ganze Steganlage bewegt sich etwas. Man muss den richtigen Moment abpassen um aufs Schiff, oder noch schlimmer, vom Schiff zu springen. Eine große Schildkröte taucht hinter dem Boot auf und versöhnt uns mit dem verpassten Stopp Santa Luzia. Nachmittags melden wir uns bei der Policia Maritima an und machen einen ersten Spaziergang durch die Stadt. Das Abendessen gibt es in der Floating Bar an der Marina. Wir haben eine Menge Schlechtes über Mindelo und die Marina gehört. Irgendwie ist es wie immer. Nichts davon stimmt. Uns gefällt es hier, die Marina genauso wie die Stadt.
Der Tag heute begann mit einem Highlight. Wir haben geduscht. Nach fünf Wochen gab es eine ausgiebige Süßwasserdusche. Ehemalige Kollegen wissen, dass ich ausgesprochen gerne Dusche. Sie kennen diese Sätze, die mit „heute Morgen unter der Dusche habe ich darüber nachgedacht, wir sollten…“ beginnen. An Bord ist Süßwasser ein kostbares Gut, natürlich duschen wir uns ab und zu mit Frischwasser ab, doch eine ausgiebige Dusche inklusive Haarspülung ist absoluter Luxus.
Den Rest des Tages haben wir kleinen Aufgaben wie Dieselkanister betanken, Handwäsche waschen und Bilgen putzen gewidmet. Im Café de Mar gab es ausgesprochenen leckeren Thunfisch zum Mittagessen. Als Sundowner gab es einen Caipi in der Floating Bar im Kreise der internationalen Seglerschar. Nicht schlecht dieses Leben.
