„No Stress“

„No Stress“ ist das Motto. Ob Souvenirverkäufer, Boatboy, T-Shirts, Hüte oder Verkäufer alle werben mit dem Entspannungsslogan. Genau das richtige für uns. Entspannen haben wir im letzten Jahr gelernt. Die Souvenirverkäufer kennen uns langsam, nur noch vereinzelt versuchen sie uns Magneten mit Plastikschildkröten oder „No Stress“- Armbänder zu verkaufen. Sie wissen, dass wir nicht kaufen und sie Gefahr laufen von mir befragt zu werden, wo sie denn herkommen und wie das Geschäft läuft. Die meisten kommen vom afrikanischen Kontinent, sie folgen den Touristen, die in den Hotels im Süden der Insel wohnen, auf ihren Rundfahrten.
Nein stressig verläuft das Leben hier wirklich nicht. Wir lassen uns treiben und beobachten das Leben um uns herum. Palmeira ist ein kleiner ruhiger Ort. Wir haben schnell gelernt zu kaufen was es gerade gibt, morgen gibt es etwas anderes oder nichts. Das betrifft insbesondere Obst und Gemüse. Aber auch Geld. Es gibt zwei (oder zwei die wir gefunden haben) Geldautomaten, die im Moment allerdings kein Geld haben. Mal sehen wann es frisches gibt. Dass Nahrungsmittel, mit Ausnahme von Brot, recht teuer sind wundert uns nicht. Sal ist sehr trocken, hier dürfte kaum etwas wachsen. Nachdem wir neulich beim Einkaufen das Gefühl hatten doch etwas zu sehr übers Ohr gehauen worden zu sein, haben wir den Laden gewechselt und auf Umwege auch einen kleinen Laden entdeckt bei dem es am späten Nachmittag leckeres Brot gibt. Wenn wir unseren Dorf oder Strandspaziergang beendet haben, setzen wir uns in die kleine Bar am Hafen und beobachten, bzw. werden beobachtet. Donkey, unser Beiboot, sammelt viele Sympathien. Burro, der Esel. Auf die Frage, ob wir keinen Motor haben, zeige ich immer auf Nobbi. Das sorgt für Gelächter.
Gelegentlich schwappt ein Bus voller Touristen auf Inseltour zu einem Kurzbesuch durchs Dorf. Die Souvenirverkäufer umkreisen sie wie Haie einen Fischschwarm, teilen die Gruppe in der Mitte, versuchen Schmuck, Tücher, Lampen und „echte“ Rolex unters Volk zu bringen. Kurz darauf treibt eine Tui-Reiseleiterin ihre Gruppe zurück in den Bus und auf der Pier wird es wieder ganz ruhig. Bis der nächste Bus ankommt. Tui scheint das Tourismusgeschäft hier im Griff zu haben, täglich kommen mehrere Tui Flieger rein und viele der Busse und Pick-ups sind hellblau und tragen das wohl beste Logo der Branche. Wenn die Besucher wieder weg sind wird es wieder ganz ruhig. Neben unzähligen Pick-Ups ist die Schubkarre das Verkehrsmittel der Wahl. Darin wird alles transportiert, was für den Kopf zu groß oder sperrig ist, egal ob Obst, Wasserkanister, Wäsche oder Kinder.
Wir haben einen Ausflug in einer Bucht etwas weiter im Süden gemacht. Die Fahrt dorthin und zurück haben wir genutzt um den Wassermacher laufen zulassen und unsere Tanks wieder randvoll zu machen. Das Wasser in der Bucht schimmerte türkis über dem hellen Sandgrund. Im Sommer soll es hier Schildkröten geben, leider haben wir keine getroffen, dafür aber eine Gruppe großer Doktorfische unter dem Boot. Obwohl das Wetter ruhig war, waren die Wellen die auf den Strand trafen doch imposant, eine Gruppe Surfer hat sich gefreut, wir haben darauf verzichtet diese Wellen mit dem Beiboot zu reiten und sind an Bord geblieben.
Zuerst war ich krank, jetzt hat es Nobbi erwischt. Ein weiterer Grund es ruhig angehen zu lassen. Wir müssen ja nichts. Wir lesen viel und entdecken Bücher an Bord, von denen wir nicht wussten, dass wir sie mit haben. Dabei haben wir wenig Platz im Bücherregal.
Zurück am Ankerplatz von Palmeira gibt es Hafenkino, die Frachterpier ist gut besucht. Ein Tanker, kleine Frachter und Fähren wechseln sich ab. Unter den Augen des zahlreichen Publikums wird eine kleine Fähre entladen. Unförmige Säcke und große Kartons, Matratzen und Bretter werden auf die Pier geschafft. Viele Passagiere und ein Pferd gehen an Bord. Die Passagiere sitzen auf dem Achterschiff, das Pferd steht vorne auf der Ladefläche, die Nase im Wind und wirkt unsicher, ob ihm die Reise gefällt. Ein kleiner Frachter mit einem Auto an Deck legt an und lädt große Boxen aus, nimmt das Auto jedoch wieder mit, es ist wohl für eine andere Insel bestimmt. Abends kommt die moderne Fähre aus Boavista und bringt nicht nur Reisende sondern auch Container.
Auch im Ankerfeld der Yachten gibt es Bewegung. Das Fahrtenseglergeschehen ist hier voll und ganz in französischer Hand, doch gestern Abend ist ein Belgier von La Gomera angekommen und heute Morgen ein ehemaliger Fischkutter aus Gäfle unter schwedischer Flagge.
Vermutlich bleiben wir bis Mitte nächster Woche hier und machen uns dann auf den Weg gen Westen, es gibt ja noch andere Inseln zu entdecken.