Sonntags in Palmeira und ein Besuch in Espargo

Der Wind hat nachgelassen, die Yachten schaukeln sanft in der dunklen Bucht und der warme, weiche Wind trägt die Musik von Land über die Bucht. Mit der Musik wehen das Lachen der Menschen, ihre Wünsche und Sehnsüchte aufs Meer. Ein traumhafter Abend, einer zum Festhalten und Erinnern.
Sonntags gehört Palmeira den Einheimischen, es kommen keine Urlauber auf Sightseeingtour und deshalb auch keine fliegenden Händler. Zwar haben einige Geschäfte geöffnet, trotzdem ist es insgesamt viel ruhiger. Nachmittags trifft man sich am Strand, die jungen Männer spielen Fußball, die Frauen quatschen im Schatten der Bäume, Väter bringen ihren Kindern das Schwimmen bei, Teenies schießen Handyfotos, vor der Bar wird mit reichlich Publikum das Bohnenspiel gespielt und überall wird gepicknickt. Wenn es dunkel wird beginnt die live Musik auf dem zentralen Platz. Die Musik ist fröhlich, abwechslungsreich und manchmal ein wenig melancholisch.
Ganz anders ist die Stimmung Montagmorgen. Die allgemeine Geschäftigkeit ist zurück. Touristengruppen springen aus Pickups und die Souvenirverkäufer warten schon, auf der Fischerpier werden Thunfische und Bonitos ausgenommen und junge Frauen verkaufen Sandwiches. Wir wollen nach Espargo, den Hauptort der Insel. Kaum erreichen wir die Hauptstraße stoppt ein Kleinbus „Espargo?“, wir springen rein, der Bus fährt noch eine Runde durch den Ort um weitere Fahrgäste zu akquirieren und schon geht es los. Nach wenigen Minuten sind wir da. Wir haben keine Pläne und flauschen einfach den Ort ab (etwas abflauschen: Bordsprache Marisol für etwas anschauen oder durchsehen, nicht nur Orte, auch Bücher können abgeflauscht werden). Die Fußgängerzone ist ansprechend gepflastert, im Stadtzentrum sind mehrere Kirchen und noch mehr Kindergärten, es gibt Geschäftsviertel mit Banken, Versicherungen und Geschäften aller Art. Der Baumarkt führt hauptsächlich Farben, das wundert uns nicht, schließlich sind die meisten Häuser bunt. Richtig bunt, leuchtend gelb, blau, grün, mint oder pink. Mir hat besonders das Bankgebäude in lila und grün gefallen. Wir suchen uns ein nettes Café und „gucken Leute“. Ob wohl wir im Schatten eines Baumes sitzen bekommen wir noch einen Sonnenschirm aufgespannt. Die Schule ist gerade zu Ende, auch hier lieben kleine Mädchen rosa und große Mädchen sind genervt, wenn sie die kleinen Brüder abholen sollen. Wir machen einen Abstecher in einen recht gut sortierten Supermarkt. Eigentlich brauchen wir nichts, also decken wir uns mit verschiedenen Sorten kapverdischem Kaffee ein, den wir dann demnächst verkosten werden. Mangos und Papaya kaufen wir auf der Straße direkt aus der Schubkarre.
Die Rückfahrt erfolgt ebenso unkompliziert wie die Hinfahrt, gerade als wir die Straße erreichen, in der die Busse nach Palmeira abfahren, steckt der Fahrer eines pinken Busses den Kopf aus dem Fester. Ob wir mit wollen? Wir sind die Fahrgäste Nummer 11 und 12. Hier wird das Potential eines Kleinbusses richtig ausgeschöpft. Die Busfahrt kostet 50 Cent, eine überschaubare Investition.
Auf dem Weg zum Hafen stranden wir in einem Restaurant. Es gibt heute Thunfisch vom Grill. Sehr lecker. Zurück an Bord müssen die Einkäufe verstaut werden. Doch hier darf nichts einfach so unter Deck wandern, erst müssen alle Verpackungen entfernt werden und das Obst wird gründlich gewaschen. Tatsächlich finden sich in der Pappverpackung eines Joghurts Kakerlakeneier und an den Bierdosen unsympathische Larven. Die Kakerlakenvorsichtsmaßnahmen gelten nicht erst seit Erreichen der Kap Verden, auf den Kanaren haben wir diese unwillkommenen potentiellen Mitbewohner überall getroffen, zum Beispiel in Santa Cruz in den Waschräumen, in San Sebastián im Strandcafé und in Tazacorte auf der Pier. Hier haben wir noch keine gesehen, aber ich bin sicher sie warten irgendwo versteckt aufs Boarding.
Nach dem letzten ausgiebigen Bad des Tages lassen wir die Sonne mit einem Gin Tonic untergehen.