Buntes Palmeira

Nach unserer Ankunft am Freitagmorgen kochen wir Kaffee, setzen uns ins Cockpit, freuen uns über die Ankunft und beschnuppern vorsichtig das fremde Land, das gerade aufwacht. Wir frühstücken, baden, räumen etwas auf und machen unseren „Donkey“, das Bananaboot, klar. Zeit, dass wir uns anmelden und offiziell einreisen. Wir fragen bei der Polizei, der Beamte parkt uns in seinem Büro und holt einen Kollegen. Die erste Frage lautet, wo wir herkommen und ob wir eine Clearance haben. Das ist interessant. Bis auf zwei Ausnahmen haben uns alle Segler, denen wir erzählt haben, dass wir auf La Palma offiziell ausreisen werden gesagt das sei nicht nötig. Wir sind trotzdem am Morgen unserer Abreise nach Santa Cruz gefahren und waren bei der Policia Nacional um offiziell auszureisen. Eine äußerst hübsche Polizistin wusste sofort was wir möchten, hat unser Formular dreifach gestempelt, die Ausreise eingetragen und uns eine angenehme Reise gewünscht. Natürlich ist es möglich, dass auch eine fehlende Clearance kein Problem gewesen wäre, doch wir waren froh, dass wir einfach nur den Zettel aus der Tasche ziehen mussten. Für die Immigration sollen wir am nächsten Morgen um neun wiederkommen. Samstagmorgen treffen wir einen anderen Beamten an, der seinen Chef anruft und uns auf einen Spaziergang durch den Ort schickt. Wir sollen in einer halben Stunde wieder da sein. Der Zuständige kommt extra mit dem Auto von Flughafen. Was für ein Service! Nun haben wir unsere Stempel im Pass und dürfen 3 Monate bleiben, wenn wir länger bleiben wollen müssen wir wieder zur Immigration.
Der Ort Palmeira gefällt uns auf Anhieb. Die großen Öltanks am Wasser sorgen nicht unbedingt für romantisches Flair, doch die bunten Häuser und die quirlige Fischerpier sind sympathisch. Schnell stellen wir fest, dass es hier eine ganze Reihe kleiner Läden gibt und wir hier alles bekommen was wir brauchen. Doch bevor wir einkaufen können brauchen wir Geld. Nachdem wir planlos im Zickzack durch den Ort gelaufen sind fragen wir bei der Polizei, dort kennt man uns ja schon. Unser „neues“ Geld investieren wir in eine SIM-Karte, so dass wir Internetzugang haben. Die kapverdischen Münzen gefallen mir sehr gut, auf der Rückseite sind Pflanzen, darunter auch unser Aeonium, und Segelschiffe abgebildet. Wir brauchen Brot, so machen wir uns auf die Suche nach einem Bäcker. Schließlich finden wir tatsächlich die Backstube, doch wo wird das Brot verkauft? Da fährt ein Transporter mit der Aufschrift der Bäckerei davon, ihm folgen lauter bellende Hunde. Wir wiederum folgen dem Hundegebell und landen so in einem kleinen Laden, wo wir frische Brötchen kaufen können.
Die Kapverdier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Immer wenn wir hilflos gucken werden wir angesprochen und uns wird der Weg erklärt, gezeigt wo wir unseren Müll lassen können, gefragt wo wir herkommen oder gezeigt wo wir unser Boot anbinden können. Die Amtssprache ist Portugiesisch, ansonsten wird Krioulo, das kapverdische Kreol gesprochen. Viele hier sprechen gut Französisch, im Gegensatz zu mir, aber mit einer Mischung aus Spanisch, Englisch, Französisch und Handgewedel klappt die Verständigung erstaunlich gut. Neben freundlichen Zweibeinern sind hier sehr viele, zum Glück großen Teils friedliche, Hunde. Nobbi hat gleich bei unserem ersten Landgang einen schwarz-weißen Freund angefunden der ihm folgt. Auf der Hauptstraße haben wir eine sehr kontaktfreudige Ziege getroffen, die keine Angst vor LKWs hat.
Heute haben wir viel Wind, doch die Luft ist samtig weich, da macht es nichts wenn sie einem mit 25 Knoten um die Nase rauscht. Wir tüddeln am Boot, sortieren Kabel, backen und essen Kuchen, baden, machen einen Spaziergang an Land und lesen. Nobbi bereitet sich gründlich vor. Gerade liest er im „ Handbuch des Atlantischen Ozeans“ 1. Band, 4. Auflage von 1952. Es geht doch nichts über aktuelle Literatur.
Traditionell sind die Kap Verden auch ein Ort zum Wunden lecken. Hier nutzen viele Segler die Gelegenheit die Schäden der ersten Atlantikwoche zu beheben. Wir haben Glück und keine Schäden zu verbuchen, trotzdem gibt es natürlich einige neue Pünktchen auf der ToDo-Liste. Unser Gläserbord wurde um ein Gummiband ergänzt, das die Gläser davon abhalten soll bei höherer Welle zu hüpfen. Der Riegel, mit dem unser Herd fixiert wird, wenn der nicht schwingen soll, wurde mit Sekundenkleber befestigt. In den unpassendsten Momenten fällt der Griff ab und lässt sich nur in einer äußerst unkomfortablen Position wieder einschrauben. In einer Flasche Reis (alles was sich gut schütten lässt bewahren wir in Plastikwasserflaschen auf) fanden wir unterwegs Rüsselkäfer. Diese Jungs wurden rausgesammelt und seebestattet. Sobald wir weniger Wind haben, wollen wir unser Großsegel lüften und eine neue, längere Leine als Smeerreep (viele Wörter nicht ee rr ee dürfte es nicht geben) für unser drittes Reff einziehen. Seit Monaten sind wir kaum ungerefft gesegelt und da es wahrscheinlich scheint, dass es vorerst so bleibt, wollen wir uns die Turnerei beim Einbinden des dritten Reffs ersparen. Leinen haben wir glücklicherweise genügend an Bord. Außerdem brauchen wir noch eine Idee für die Verriegelung unserer Backofentür. Der Hebel, der sie davon abhalten soll sich unkontrolliert zu öffnen, ist weggerostet. Neben den üblichen Checks und Streicheleinheiten für Motor, Rigg und Co werden wir die nächsten Tage damit beschäftigt sein unser ehemals hübsches Schiff von der braunen Schicht Saharasand zu befreien, die sich heute über uns gelegt hat.