Wir sind angekommen! Um Punkt sieben fiel unser Anker vor Palmeira auf der Insel Sal nach 817 Meilen. Bis auf die ersten Stunden, in denen wir aus dem Windschatten La Palmas heraus motort sind, konnten wir die gesamte Strecke bis zur Ansteuerungstonne segeln.
Vielen Dank für die vielen Tipps zu unserer Ankunftszeit und die guten Wünsche für die Überfahrt. Da wurde berechnet, Expertenrat eingeholt und geraten. Die prognostizierten Ankunftszeiten lagen zwischen 28.9. 7 Uhr und 1.10. 12 Uhr.
Gewonnen haben Mareike und Guido. Mareike hat getippt, das wir heute um 11.11 Uhr ankommen, Guido hat unsere Ankunft auf 1.01 Uhr geschätzt. Warum ist Mareike nicht die alleinige Siegerin, sie ist doch eindeutig näher dran? Wir haben in der letzten Nacht etwas gebremst, um nicht im Dunkeln anzukommen. Als Guido getippt hat, dass wir um 1.01 Uhr ankommen, hat er gleichzeitig gefragt, ob wir um Sal drum herum schippern bis es hell wird, oder ob das im Dunkeln was wird. Hätten wir nicht versucht langsam zu segeln, was gar nicht so leicht war, wären wir zwischen 2 und 4 Uhr angekommen, dann wiederum wäre Guido mit seinem Tipp näher dran gewesen. Mareike und Guido, ihr bekommt Post! Für uns heißt es also die Post ausfindig zu machen, vielleicht wird das ebenso interessant wie unsere Suche nach einem Geldautomaten heute.
Rückblickend hatten wir eine richtig tolle Überfahrt, die Lust macht auf die nächsten langen Etappen. Samstag und Sonntag war ich ganz klar nicht dieser Ansicht. Unsere Fahrt begann grandios mit der Sichtung unseres ersten Wales vor der Küste La Palmas, doch die Bedingungen waren zunächst wechselhaft. Wir motorten zunächst gegen Südwind, wo kommt da denn bitte Südwind her?, aus dem Windschatten La Palmas. Schließlich setzte der vorhergesagte Nordostwind ein. In den ersten zwei Tagen drehte der Wind immer wieder stark zwischen Nord und Ost, nahm so stark zu, dass wir zum ersten Mal unser 3. Reff eingebunden haben, schlief dann ein und ließ uns mit hohen Schaukelwellen zurück. Wenn mir Samstagnacht eine Fee erschienen wäre, sie hätte mich mitsamt Nobbi und Mari in einen kleinen gemütlichen Ostseehafen schicken dürfen. Es kam aber keine Fee. Mir war schlecht, unter Deck war es laut, die Wellen sind aus allen Richtungen gegen den Rumpf gedonnert und auch Nobbi konnte nicht schlafen. Sonntag wurden die Bedingungen schöner und irgendwann haben sich auch bei mir alle Eingeweide daran gewöhnt im Bauch ständig auf und ab zu hüpfen. Ab Montag war es richtig schön, wir hatten unseren Wachrhythmus gefunden. Lesen, essen, auf Meer gucken. Es gibt ja immer was zu sehen. Eine große Gruppe Delfine die vorbei zieht, insgesamt sieben (!) Wale, einer ist sogar für uns gesprungen, Armadas von fliegenden Fischen und Meeresleuchten. Fliegende Fische waren die ganze Zeit unterwegs, doch Mittwochnacht sprangen sie mit so viel Elan, dass es ziemlich anstrengend wurde. Ständig hieß es wieder einen Fisch aus dem Cockpit zu sammeln und zurück ins Wasser zu schmeißen. Sie zappeln so sehr, da muss man beherzt zufassen. Hinterher riechen die Finger, wen wundert’s, nach Fisch. Ein besonders sportliches Exemplar hat den Sprung quer übers Schiff, unter dem Bimini hindurch geschafft. Fische, die auf dem Deck landen, müssen hoffen von der nächsten Welle weggespült zu werden, oder finden ihren Weg erst am nächsten Morgen zurück ins Meer. Keiner darf das Cockpit verlassen, wenn der andere schläft, auch nicht um Fische zu retten. In der Nacht zu Donnerstag hat das Meer uns angeblitzt, nicht dieses normale Meeresleuchten in der Bugwelle, sondern ein wildes Blitzen, auch weiter vom Schiff entfernt. Richtig unheimlich. Wer da wohl an die Oberfläche kommt? Ich muss das genauer recherchieren. Natürlich habe ich sofort an Tintenfische, Kalmare und „den Roten“ gedacht, unheimlich.
Jetzt, wo wir wieder Landgang haben, schaffe ich es nicht mehr jeden Tag ein Buch zu lesen. Schade eigentlich. Den ersten Ausflug an Land haben wir heute bereits gemacht, nun freuen wir uns darauf ein ganz neues Land zu entdecken.
